Bismarcktürme & Bismarcksäulen

Das Infoportal Bismarcktürme


175 Bismarcktürme und -säulen stehen auf dem heutigen Gebiet von Deutschland, Frankreich, Tschechien, Polen, Russland, Österreich, Kamerun, Tansania und Chile. Weitere 68 dieser Bauwerke, u.a. auf dem heutigen Gebiet von Dänemark und Papua-Neuguinea, existieren heute nicht mehr.

Diese Website soll dazu einladen, sich mit der weitgehend unbekannten Geschichte der Bismarcktürme zu beschäftigen.
 

Bevor sie sich über die "Bismarcktürme-Übersichtsseite" auf die Suche nach einzelnen der 243 Türme begeben, empfehle ich die Info-Seiten, auf denen Sie Auskunft zu grundsätzlichen Fragen über das Phänomen Bismarcktürme erhalten.


Welche zusätzlichen Informationen bietet diese Website?

Neben der Historie zu jedem einzelnen Turm werden auch Links zu Karten und Öffnungszeiten zu den Bauwerken aufgeführt.

Auch nach über 23 Jahren (die Netzseite ist seit Mai 2001 online) benötige ich Auskunft von Turm-Besuchern zu Änderungen der Öffnungszeiten, neuen Baumaßnahmen usw.


Meine Quellen zu den zahlreichen Informationen und Bildern finden Sie auf der Seite "Sekundärliteratur" unter Infos. Zusätzlich erhalten Sie die konkreten Quellenangaben zu einzelnen Türmen auf der jeweiligen Turmseite.


Aktuelle Angaben und noch vieles mehr zum Thema finden Sie im neuen Blog.

Der Bismarckturm-Bildband

Das Buch zum Thema Bismarcktürme

Bismarcktürme-Bildband von Jörg Bielefeld und Alfred Büllesbach (Morisel-Verlag)

Jörg Bielefeld und Alfred Büllesbach

BISMARCKTÜRME

Architektur, Geschichte, Landschaftserlebnis


Von der Ostsee bis zum Bodensee: In Deutschland stehen heute noch 146 Bismarcktürme. Viele von ihnen dienen heute wie damals als Aussichtstürme. Sie sind Zeugnis eines einzigartigen Personenkultes und baugeschichtliches Kuriosum zugleich. Doch wer veranlasste den Bau dieser Türme? Welche Funktionen hatten diese wuchtigen Bauwerke, die an bestimmten Tagen an der Turmspitze beflammt wurden? Mit vielen Details zeichnet dieser Bildband die Entstehungsgeschichte der Bismarcktürme nach und geht auch auf die architektonischen Besonderheiten der teils sehr kunstvollen Türme ein.


Hardcover, 27,5 cm x 21,5 cm, 180 Seiten mit 240 Abbildungen


Fragen und Antworten zum Thema Bismarcktürme

Zum Thema Bismarcktürme werden immer wieder Fragen gestellt.

Neben Anfragen zu einzelnen Türmen gibt es Fragen, die häufiger sind. Aus diesem Grund möchte ich an dieser Stelle ein paar grundsätzliche Punkte zum Thema Bismarcktürme vorstellen und erklären.


1. Aus welchem Grund wurden Bismarcktürme erbaut?
Neben den zahlreichen Bismarck-Denkmälern wurden Bismarcktürme (übrigens eine Unterform des Bismarck-Denkmals) errichtet, um den Gründer des Deutschen Reiches, Otto von Bismarck, zu ehren. An bestimmten Gedenktagen (z.B. Bismarcks Geburtstag am 01.04.) sollten Feuer auf dem Turm brennen, um seine Verdienste als "
Schmied des Deutschen Reiches" durch Flammen auf möglichst vielen Bismarcktürmen sichtbar zu machen.


2. Wie viele Bismarcktürme wurden gebaut und wie viele sind davon erhalten?
Zwischen 1869 und 2021 wurden insgesamt 243 Bauwerke zu Ehren Bismarcks errichtet. Teilweise wurden aber auch bereits bestehende Türme in Bismarcktürme (z.B.
Hildburghausen und Memmingen) umbenannt. 175 Bismarcktürme (davon 147 in Deutschland) sind heute noch erhalten, einige davon in stark sanierungsbedürftigem Zustand.


3. Warum sehen sich viele Bismarcktürme sehr ähnlich?
Im Jahr 1899 wurde der von
Architekt Wilhelm Kreis geschaffene Bismarckturm-Entwurf "Götterdämmerung" von der Deutschen Studentenschaft bei einem durchgeführten Wettbewerb mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Dieser Entwurf in Form einer wuchtigen Feuersäule sollte Vorbild für alle Bismarcktürme sein.

Bis 1911 wurde dieser Entwurf insgesamt 47-mal umgesetzt.


Aus verschiedenen Gründen wich man in vielen Orten vom Einheitsentwurf ab und beauftragte einen eigenen Architekten. So entstanden Bismarcktürme mit sehr unterschiedlichen architektonischen Formen (z.B. in Weimar, Aachen, Asch und Köln).


Doch bereits vor dem Wettbewerb der Deutschen Studentenschaft wurden vereinzelt Bismarcktürme (oft aus Holz, z.B. in Bonn-Kessenich) erbaut, jedoch nicht als Feuersäule.


4. Was ist so Besonderes an den Bismarcktürmen?

  • Überwiegend wurden die Türme vom Volk (Bürgertum) durch Spendensammlungen finanziert und nicht vom Staat (Kaiser Wilhelm II. hatte Bismarck 1890 entlassen).
  • Bismarcktürme sind keine Repräsentations-, sondern Identifikationsdenkmale. Bismarck wurde aufgrund seiner Verdienste vom Volk geehrt.
  • Die Bauwerke haben meist einen exponierten Standort auf Bergen, sind weithin sichtbar. Viele wurden, obwohl das ursprünglich nicht vorgesehen war, als Aussichtstürme errichtet.
  • Ab 1899 wurden die meisten Türme mit Feuervorrichtungen versehen, die meist bis zum Ersten Weltkrieg zu bestimmten Tagen zu Bismarcks Ehren entzündet wurden


Einige dieser Charakteristika treffen mit Sicherheit auch auf andere Türme zu.


5. Wieso werden manche Bismarcktürme auch Bismarcksäulen genannt? Wo ist der Unterschied?

Die Deutsche Studentenschaft schrieb am 03.12.1898 den Wettbewerb zum Entwurf einer "Bismarcksäule" in Form eines Turmes aus.


Unter dem Architekturbegriff "Säule" stellt man sich die senkrechte, zylindrische (im Grundriss runde) Stütze eines Daches vor. Doch auch im Altertum wurde das Wort "Säule" nicht ausschließlich für diese Form verwendet (z.B. die "Igeler Säule" bei Trier als viereckiger Sandsteinbau).


Der am 22.04.1899 von der deutschen Studentenschaft prämierte Entwurf "Götterdämmerung" weist an den vier Seiten Dreiviertelsäulen auf, die den Architrav stützen.


47 aller 243 Bismarcktürme wurden als "Götterdämmerung" (also als Bismarcksäule) errichtet. Heute werden die Begriffe Bismarcksäule und Bismarckturm oft synonym verwendet. In manchen Orten hat sich einer der beiden Begriffe durchgesetzt.


6. Sind alle Bismarcktürme auch Aussichtstürme?
Nicht alle der Bauwerke wurden als Aussichtsturm konzipiert., zumal dies beim Architekturwettbewerb der Deutschen Studentenschaft ursprünglich auch nicht vorgesehen war-


Das war einerseits eine Geld-, andererseits eine Geschmacksfrage. Viele Turm-Initiatoren wurden z.B. durch örtliche Verschönerungs- und andere lokale Verein finanziell unterstützt, die auf die zusätzliche Aussichts-Funktion Wert legten oder diese zur Bedingung machten.


Durch den Einbau von Treppen und den Bau einer Aussichtsplattform waren die Kosten für den Turm grundsätzlich höher. Da die Türme meist an exponierter Stelle gebaut wurden, bot sich bei vielen Türmen die zusätzliche Aussichtsfunktion an.


Von den 47 Bismarcktürmen nach dem Entwurf "Götterdämmerung" wurden nur 14 als reine Feuersäulen errichtet.

7. Aus welchen Materialien wurden Bismarcktürme gebaut?
Laut Vorgabe der Deutschen Studentenschaft sollten für den ehemaligen Reichskanzler Säulen aus ortsgebundenem, festem Stein gebaut werden. In den meisten Fällen wurde diese Vorgabe auch eingehalten. Viele Türme wurden aus dem Materialien Granit, Kalkstein und Sandstein gebaut, es entstanden aber auch Türme aus Tuffstein, Basalt, Grauwacke, Dolomit, Quarzit, Melaphyr, Porphyr, Beton, Eisen und Holz.


8. Wie reagierte Kaiser Wilhelm II. auf die Errichtung der Türme zu Ehren des von ihm entlassenen Reichskanzlers Bismarck?
Kaiser Wilhelm II. versuchte, einen eigenen monarchisch-nationalen Kult zu inszenieren. Seinen Großvater Kaiser Wilhelm I. apostrophierte er als den "
Großen" und förderte und finanzierte Kaiser-Wilhelm-Denkmäler (z.B. Deutsches Eck in Koblenz, Porta Westfalica) und -Türme, fast ausschließlich auf preußischem Gebiet.

Gegen den einsetzenden Bismarck-Kult kam er dagegen nicht an.

Nachdem Kaiser Wilhelm II. Bismarck im Jahre 1890 entlassen hatte, beobachtete er mit Argwohn die einsetzende Bismarck-Verehrung. Am 25.09.1893, nach Bismarcks Empfang in Bad Kissingen, verfolgte er eifersüchtig die Popularität des ehemaligen Reichskanzlers.


9. Werden die Türme heute noch befeuert?
Die Türme werden heute - mit wenigen Ausnahmen - nicht mehr befeuert, da Baumschutzsatzungen, Naturschutzgesetze sowie weitere Gesetze und Verordnungen diese Nutzung verhindern. Manchmal liegen die Türme auch in Einflugschneisen von Linienmaschinen (z.B. Bad Pyrmont).

Sinn und Zweck einer Befeuerung zu Ehren von Bismarck wäre heute wohl sehr fragwürdig.

Vereinzelt kam es zu Befeuerungen bei Bismarckturmfesten oder Turmgeburtstagen, z.B. 1990 in Iserlohn oder 2000 in Markneukirchen (Feuerwerk auf dem Turm), jedoch nicht zu Ehren des ehemaligen Reichskanzlers.

In Leipzig wird der Bismarckturm seit 1997 einmal jährlich zur Sommersonnenwende befeuert. In Altenkirchen wird der Bismarckturm am 2. Samstag im Juni (außer in den Corona-Jahren 2020 und 2021) im Rahmen des Bismarckturm-Festes beflammt.


10. Gibt es noch weitere Bismarcktürme?

In insgesamt 410 Städten und Gemeinden war der Bau von Bismarcktürmen geplant. Viele Planungen konnten aus unterschiedlichen Gründen nicht ausgeführt werden.

Von einigen dieser lediglich geplanten Türme existieren Ansichtskarten, die einen Bismarckturm bzw. -entwurf zeigen (z.B. Fürstenwalde, Nürnberg, Jever, Uerdingen, Liegnitz, Marienwerder usw.). Diese Türme wurden jedoch - meist aus Kostengründen - nicht errichtet. Manchmal wurden stattdessen kostengünstigere Alternativen (Bismarck-Standbilder) verwirklicht.


In einigen Städten wurden Türme auf Karten oder im Volksmund fälschlicherweise als Bismarcktürme bezeichnet (z.B. Bad Nauheim, Goslar usw.), die aber nachweislich nie Bismarcktürme waren.


Einige turmähnliche Gebilde und/oder Denkmäler erfüllen die Voraussetzungen eines Bismarckturmes (nach Definition von Kloss/Seele) nicht, z.B. die "Bismarck-Säule" in Bad Harzburg, Feldberg/Schwarzwald und Meißen/Sachsen. Diese Bauwerke werden oft zwar auch "Bismarck-Säulen" genannt, ihnen fehlt aber die Eigenschaft einer Feuersäule und/oder des begehbaren Turmes. Es handelt sich also um Säulen mit reinem Denkmalscharakter.


Es gibt auch Türme, wie z.B. die Bismarcksäule in Stonsdorf in Polen (eigentlich Bismarck-Denkmal, da kein begehbarer Turm und keine Feuerschale), die wegen ihres turmartigen Baues und der starken Ähnlichkeit zu den Bismarcksäulen mit in den Katalog der Bismarcktürme aufgenommen wurden.


11. Warum sind manche Bismarcktürme nicht nach dem Ort benannt, in dem diese tatsächlich stehen?
In der Tat gibt es einige Bismarcktürme (z.B. Bismarckturm Reichenbach in Polen, Bismarckturm Friedrichsruh in Schleswig-Holstein, Bismarckturm Halle an der Saale in Sachsen-Anhalt), die abseits der Städte, teilweise im Nachbarort stehen.


Für die Beibehaltung der ursprünglichen Ortsbezeichnung gibt es mehrere Erklärungen:

  • Zunächst ein erläuterndes Zitat aus dem unveröffentlichten Manuskript "Bismarck-Feuersäulen und -Türme" von Valentin von Bismarck (1915 und 1937):
    "Zuweilen macht ferner der Umstand Schwierigkeiten, daß die Bauten weitab von einer größeren Stadt stehen, so daß man im Zweifel sein kann, ob man sie nach der Stadt oder nach dem Berge benennen soll. Am treffendsten und vor allem auch wohl am gerechtesten wird in den meisten Fällen die Benennung nach dem Orte sein, der die Bismarcksäule oder Bismarckturm erbaut hat
    ."
  • Bismarcktürme wurden meistens an Aussichtspunkten errichtet. Gab es keinen geeigneten Standort im eigenen Ort, wurde der Bismarckturm abseits der Stadt , ggf. in einem Nachbarort mit entsprechendem Aussichtspunkt gebaut, behielt aber seinen Namen.
  • Die Bismarcksäule in Friedrichsruh (Standort: Reinbek-Silk) wurde im Auftrage des Ausschusses der Deutschen Studentenschaft zur Errichtung von Bismarcksäulen gebaut und finanziert. Der Baugrund wurde von Herbert von Bismarck kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Verwechslung mit dem 1901 erbauten Bismarckturm in Aumühle-Hofriede sollte zudem ausgeschlossen werden.

Kleine Bildauswahl Bismarcktürme in Deutschland

Bismarckturm Dresden-Räcknitz

Bismarcksäule Dresden-Räcknitz in Sachsen

Bismarckturm Wetzlar

Bismarckturm Wetzlar in Hessen

Bismarckturm Weißenfels

Bismarckturm Weißenfels in Sachsen-Anhalt

Bismarckturm Neustadt an der Orla

Bismarckturm Neustadt an der Orla in Thüringen


Kleine Bildauswahl Bismarcktürme im Ausland

Bismarckturm Limbe / Kamerun

Bismarckturm bei Limbe in Kamerun

Bismarckturm Concepcion / Chile

Bismarckturm in Concepcion / Chile

Bismarckturm Galtgarben bei Königsberg in Russland

Bismarckturm bei Königsberg in Russland

Bismarckturm Hohe Eule bei Reichenberg in Polen

Bismarckturm bei Reichenbach in Polen


Themenkarte Standorte Bismarcktürme in Deutschland

Quelle Karte: © Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, Frankfurt am Main

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