Herford

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Herford 1920

Standort

Stuckenberg




Datenblatt


Höhe: 23,33 m

Kosten: 15.500 Mark

Grundsteinlegung: 01.04.1906

Einweihung: 02.09.1906

Foto Bismarckturm Herford April 2009

Der Bismarckturm auf dem Stuckenberg
Der Bismarckturm in Herford


Bauplanung

1904

Im Oktober 1904 versammelten sich mehrere angesehene Herforder Bürger, um über den Bau eines Bismarckturmes zu beraten. Am 26.10.1904 traf man sich im Hotel Görges (heute Hotel "Stadt Bremen") zu einer diesbezüglichen Vorbesprechung. In dieser Versammlung wurde ein geschäftsführender Ausschuss zum Bau eines Bismarckturmes gegründet. Ziel war die schnellstmögliche Zeichnung eines Garantiefonds von 4.000 Mark.

Oberlehrer Dr. Contze übernahm den Vorsitz des geschäftsführenden Ausschusses.

Die Stadt Herford beschloss am 22.11.1904, die eingesammelten Spendengelder zu deponieren und mit 4 % über die Stadtkasse zu verzinsen. Innerhalb weniger Wochen konnten 7.500 Mark an Spenden gesammelt werden, sodass der Bau eines Bismarckturmes am 25.11.1904 endgültig beschlossen werden konnte.

Der Stuckenberg wurde vom Ausschuss als Turmstandort favorisiert, auf dieser Erhebung sollte bereits im Jahre 1887 ein Aussichtsturm errichtet werden. Dieses Vorhaben wurde jedoch nicht realisiert


1905

Am 01.01.1905 besuchten Mitglieder des geschäftsführenden Ausschusses mit dem Oberbürgermeister, Regierungspräsident Dr. Kruse, Oberforstmeister Balthasar und Forstmeister Paasche den Stuckenberg, um den genauen Bauplatz des geplanten Bismarckturmes auszusuchen. Die Wahl des genauen Bauplatzes sollten den Ausschussmitgliedern überlassen werden.

Anhand von zwei 18 m hohen hölzernen Gerüsten wurde am 23.03.1905 der bestmögliche Standort genau festgelegt. Das Komitee entschied sich für einen großen Platz („über der Sandkuhle“ auf 210 m über NN) des überall sichtbaren verlassenen Steinbruchs am Stuckenberg. Dieser Platz lag in der Gemeinde Schwarzenmoor, war jedoch Staatseigentum.

Es wurde am 16.06.1905 beschlossen, das insgesamt 11 Morgen große Gelände vom Staat für dreißig Jahre zu pachten (Kosten: 50 Mark pro Jahr). Der Pachtvertrag wurde am 01.08. und 08.09.1905 unterschrieben.

Bis August 1905 waren die Spendenmittel auf 13.000 Mark angewachsen.

Bei der genauen Standortbestimmung legte man Wert darauf, dass man den Bismarckturm an der Porta Westfalica vom Turm aus sehen konnte.

Nach einem ab dem 04.04.1905 durchgeführten Wettbewerb, an dem sich elf Architekten beteiligten, wählte das Preisrichteramt am 15.05.1905 den Entwurf von Diplom-Ingenieur W. Oldemeyer aus Spenge zur Ausführung aus.

Die veranschlagten Baukosten betrugen 16.800 Mark, bis August 1905 waren aber nur 13.000 Mark gezeichnet worden. Am 23.08.1905 wurde die Durchführung eines Bismarckturmbazars beschlossen, der am 21./22.10.1905 im Schützenhof stattfand und Einnahmen von 6.835 Mark einbrachte.

Für den Turm spendeten auch Herforder, die in die USA ausgewandert waren.


1906

Am 01.04.1906 wurde unter großer Beteiligung der Bevölkerung der Grundstein des Bismarckturmes gelegt.


Bauarbeiten

Der Firma Althoff & Lakemeier aus Herford errichtete den Turm von April bis August 1906. Als Baumaterial wurden Sandsteinquader aus dem Fricke'schen Steinbruch an der Straße nach Exter verwendet.

Insgesamt wurden 19.242,65 Mark an Spenden gesammelt. Die Kosten für den Turm betrugen 15.483,09 Mark. 300 Mark der Restsumme wurden vom Ausschuss an den Gau-Turnrat für den geplanten Gau-Spielplatz am Bismarckturm überwiesen. Der Gau-Spielplatz war im November 1907 fertiggestellt.
 

Turmbeschreibung

Als Basis des 23,33 m hohen Aussichtsturmes mit Befeuerungsmöglichkeit dient ein dreistufiges quadratisches Podest. Die erste Podeststufe ist 0,90 m, die zweite 0,77 m und die dritte Podeststufe 0,79 m hoch (Tiefe jeweils 0,60 m). 

Die untere Podeststufe ist 9,60 m x 9,60 m, die mittlere Stufe 8,40 m x 8,40 m und die obere Stufe 7,20 m x 7,20 m breit.

Auf den Podeststufen erhebt sich mittig der 2,80 m hohe quadratische Turmsockel mit einer Kantenlänge von 6,00 m x 6,00 m.

Der Turm erinnert vom Aufbau her an den Kreis’schen Entwurf „Götterdämmerung“, der Turmschaft hat beim Herforder Turm jedoch an den Seiten nicht die für das Modell "Götterdämmerung" charakteristischen Dreiviertelsäulen und der Turmkopf ist in Höhe von 18 m mit jeweils zwei rechteckigen Ausgucken zu jeder Seite versehen.

Die Turmkanten des sich nach oben leicht verjüngenden Schaftes sind abgerundet. Unterhalb des Gesimses wurde an den Ecken des Turmes jeweils das Bismarckwappen (Größe ca. 1,70 m) in den Sandstein eingemeißelt.

Eine Treppe mit Absatz (11 Stufen mit 2,56 m Breite + 5 Stufen mit 1,12 m Breite) führt auf der Eingangsseite (Westseite) durch die Podeststufen zur 2,40 m x 1,12 m großen Eingangstür.

Die steinerne Innentreppe geht linksdrehend von rechts außen in eckigen Windungen (Absätze von 13 x 6 Stufen) nach oben. Es folgen 12 Steinstufen bis zur überdachten Plattformebene (Innenbreite: 4,24 m, Deckenhöhe 2,93 m) mit jeweils zwei rechteckigen Fensteröffnungen auf jeder Seite.

Über eine linksdrehende Mittelwendeltreppe aus Metall (Durchmesser: 1,00 m) mit 21 Stufen gelangte man bis 1996 von der überdachten Plattformebene durch ein 1 m breites Loch direkt mitten in die vierteilige Feuerwanne auf der oberen Plattform. Die eingemauerte Feuerwanne lag in einer Vertiefung von 0,35 m im Mauerwerk der oberen Plattform. Die obere Plattform war ursprünglich durch eine ca. 0,8 m hohes metallenes Geländer begrenzt.

Die Feuerwanne mit einem Durchmesser von 3,50 m (Kosten 500 Mark) wurde ursprünglich mit pyramidenförmig aufgeschichtetem Torf, welcher mit Petroleum getränkt war, befeuert.

Im Jahr 1996 wurde das metallene Geländer um 0,35 m erhöht und die Feuerpfanne entfernt. Der Bereich der oberen Plattform (Gesamtfläche 3,33 m x 3,36 m) wurde rutschfest mit geriffeltem Leichtmetall ausgekleidet und rundum mit einem 1,27 m hohen Geländer versehen.


Turmgeschichte

1906-1907

Die Einweihung des Bismarckturmes als Aussichtsturm mit quadratischem Grundriss und dreistufigem Sockel wurde am 02. September 1906 ab 16:00 Uhr unter großer Beteiligung der einheimischen Bevölkerung (ca. 5.000 Besucher) gefeiert.  Die Einweihungsrede hielt der Vorsitzende des geschäftsführenden Ausschusses (gleichzeitig Vorsitzender des Nationalliberalen Vereins) Oberlehrer Dr. Contze.

Im Rahmen der Feier wurde das Bauwerk an die Stadt Herford (hier: Bürgermeister Busse) übergeben. Auf dem Schützenhof fand die Nachfeier statt.
Am Abend der Einweihung (20:30 Uhr) wurde die Feuerschale auf dem Turmkopf erstmals entzündet.

Am 09.10.1906 beschloss die Stadt, ein Eintrittsgeld von 10 Pfennig für Erwachsene (Kinder ermäßigt) für die Turmbesteigung zu verlangen, um die städtischen Auslagen für den Turm zu decken. Der Turm wurde in der Folgezeit jeweils vom 01.04. bis 01.10. täglich nachmittags geöffnet, im Winterhalbjahr nur mittwochs, samstags und sonntags. Ein Türmer wurde zwecks Öffnung von der Stadt eingestellt.

Am 01.04.1907 um 20:00 Uhr wurde der Turm anlässlich Bismarcks Geburtstag befeuert. Die Befeuerung des Bismarckturmes in Porta Westfalica war vom Turm zu sehen. Eine weitere Befeuerung wurde anlässlich der Sommersonnenwende am 19.06.1907 durchgeführt.


1908-1924

Seit 1909 wurde unterhalb des Bismarckturms jährlich das Stuckenbergfest gefeiert.

Der Herforder Ortsverein der Deutschen Volkspartei feierte in Verbindung mit seiner Jugendgruppe am 19.06.1921 die Sonnenwende.

Am 29.05.1924 (Himmelfahrt) sowie am 04.07.1924 wurde in den Bismarckturm eingebrochen.


1987-2002

Der Bismarckturm wurde bis 1987 als Aussichtsturm genutzt. Aufgrund eines Ratsbeschlusses der Stadt Herford wurde der Turm im Jahr 1987 nach Vandalismusschäden und wegen der negativen Auswirkungen der Witterungseinflüsse auf die Bausubstanz geschlossen. Im Jahr 1989 wurde das Bauwerk eingezäunt.

Nach erfolgten Sanierungsmaßnahmen von Oktober 1991 bis Mai 1993 (auch aufgrund erneuter Vandalismusschäden) wurde das Bauwerk der Öffentlichkeit nicht wieder zugänglich gemacht. Die Kosten für die Sanierung betrugen 330.000 DM.

Der Turm wurde mit einem neuen Eingangsportal ausgestattet. Über dem Eingangsbereich wurde 1993 ein Bismarck-Bild mit der Beschriftung

Otto Fürst von Bismarck,
Kanzler des Deutschen Reiches 1871 - 1890
und Ehrenbürger der Stadt Herford

angebracht.
 
Am 28.07.1996 gründete sich aufgrund der Initiative von Harald Matthias und Bernd R. Bahle der Freundeskreis Herforder Bismarckturm e.V., welcher ab dem 08. September 1996 nach umfangreichen Maßnahmen zur Sicherheit der Besucher den Turm zu bestimmten Zeiten unter ehrenamtlicher Aufsicht der Mitglieder öffnete.

Am 02.07.1997 wurden an der oberen Schutzeisenumrandung der überdachten Plattform Messingplatten mit den Aussichtspunkten der Umgebung angebracht (hergestellt von der Schlosserei Schnelle).

Im Jahr 2002 wurde in Abstimmung mit dem Denkmalamt eine Niedervolt-Solaranlage mit Akku installiert (Ausleuchtung Bereich hinter der Eingangstür). Weiterhin wurde aus Spendenmitteln der Bau einer Schutzhütte am Turm finanziert. Diese wurde am So., 16. Juni 2002 feierlich eröffnet.


2006-heute

Die groß angelegte und gut besuchte Feier zum 100. Jahrestag des Bismarckturmes fand am 02. und 03.09.2006 statt.

Zum Jubiläum erschien eine 74-seitige Festschrift mit dem Titel "100 Jahre Herforder Bismarckturm".
Im April 2018 wurden Fugenschäden am Turm sowie die Eingangsstufen ausgebessert. Im März 2021 wurde ein durch Spenden finanziertes Fernrohr auf dem Turmkopf angebracht sowie die Schilder am Turm erneuert.

Um den Bismarckturm kümmert sich der

Freundeskreis Herforder Bismarckturm e.V.


Der sehr aktive Bismarckturm-Verein zählte im Jahr 2023 rund 580 Mitglieder.
Im Jahr 2023 wurde das Bauwerk von über 10.000 Personen besucht.


Öffnungszeiten (Stand: Oktober 2024)

Der Bismarckturm Herford wird von April bis Oktober regelmäßig an Sonn- und Feiertagen für Besucher geöffnet (siehe Link Freundeskreis)
 

Links

Google Maps

Koordinaten und Kartenmaterial

Freundeskreis Herforder Bismarckturm e.V.


Quellen

- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 199
- Seele, Sieglinde, Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-TURM von HERFORD
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 130 "Bismarck-Feuersäule zu Herford", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Zeitschriften des Bismarck-Bundes; 3. Jahrgang 1905 (Nr. 2, S. 6; Nr. 8, S. 7), 4. Jahrgang 1906 (Nr. 1, S. 12; Nr. 4, S. 59; Nr. 7./8., S. 111; Nr. 12, S. 189), 5. Jahrgang 1907 (Beilage: „Die Bismarck-Feuersäule“, zusammengestellt von Valentin von Bismarck)

- Der Remensnider 1993, 21. Jg., Heft 2: "Herford, Bismarck und der Bismarckturm" von Rainer Pape, S. 47-53

- Der Remensnider 1997, 25. Jg., Heft 2: "Bismarckturm" von Günther Sauder, S. 70

- Freundeskreis Herforder Bismarckturm e.v.: Informationen über den Herforder Bismarckturm 1906-2005
- 100 Jahre Herforder Bismarckturm, Jubiläumsbroschüre 2006, Freundeskreis Herforder Bismarckturm e.V.

- Bielefelder General-Anzeiger: 26.11.1904; 01.12.1904; 03.03.1905; 25.03.1905; 20.05.1905; 01.09.1905; 05.09.1905; 20.01.1906; 17.03.1906; 02.04.1906; 03.09.1906; 02.04.1907; 25.07.1907; 30.11.1907

- Rhein- und Ruhrzeitung: 28.11.1904

- Westfälische Zeitung: 09.12.1904; 02.01.1905; 06.09.1905; 18.10.1905; 04.04.1906; 10.09.1906

- Aachener Allgemeine Zeitung: 26.10.1905

- Bielefelder Volks-Zeitung: 20.06.1907

- Westfälische Neueste Nachrichten: 13.06.1921

- Bielefelder Abend-Zeitung: 05.07.1924

- Herforder Zeitung: 22./23.11.1997; 14.09.2004; 04.09.2006

- Neue Westfälische Herford: 14.09.2004; 02./03.09.2006; 04.09.2006


Fotograf

- Jörg Bielefeld, Leverkusen (September 2006, September 2011)

- Lars Lenzner, Hückeswagen (April 2009)

- Marek Moson, Wroclaw (Mai 2013)

- Pascal Bellaire (Januar 2014)

- Richy Oelke, Kelkheim (September 2023)

Übersichtskarte Standort Bismarckturm

Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.

Bildergalerie Bismarckturm Herford

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Herford 1918

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Herford 1916

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Herford um 1950

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Herford 1907

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Herford um 1950

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Herford um 1950

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Herford 1909 (coloriert)

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Herford 1909

Ansichtskartenmotiv Restaurant zum Bismarckturm am Stuckenberg Herford 1919

Ansichtskartenmotiv Aussicht vom Bismarckturm Herford 1942

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Herford 1915

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Herford 1906

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Herford undatiert

Cover Jubiläumsbroschüre 100 Jahre Herforder Bismarckturm (2006)

Foto Bismarckturm Herford September 2006

Foto Bismarckturm Herford Januar 2014

Foto Eingangsbereich Bismarckturm Herford September 2011

Foto Bismarck-Wappen am Bismarckturm Herford September 2011

Foto Bismarckturm Herford Mai 2013

Foto Eingangsbereich Bismarckturm Herford September 2011

Foto Spindeltreppe Bismarckturm Herford September 2011

Foto Bismarckturm Herford September 2006

Foto untere Plattform Bismarckturm Herford September 2011

Foto Bismarckturm Herford September 2023

Foto Eingangstür Bismarckturm Herford September 2023

Foto Metallwendeltreppe Bismarckturm Herford September 2023

Foto Bismarckturm Herford September 2023

Foto Metallwendeltreppe Bismarckturm Herford September 2023

Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen

Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)

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