Der älteste Bismarckturm von 1869
Der Bismarckturm in Ober-Johnsdorf (Janowek)
Bei diesem Bauwerk handelt es sich um den weltweit ersten errichteten Bismarckturm, welcher im Jahr 1869 von einem Bismarck-Verehrer in privater Initiative erbaut wurde.
Bauplanung
Bereits im Jahr 1863 plante der Bismarck-Verehrer und Rittergutsbesitzer Friedrich Schröter (1820 - 1888) aus Wättrisch den Bau eines Bismarckturmes.
Nach den Kriegserfolgen Bismarcks in den Jahren 1864 und 1866 setzte Major a.D. Schröter seine Ideen in die Tat um. Als Bauplatz wählte er die südliche Seite des Johnsberges, von dem 1.100 Morgen Fläche in seinem eigenen Besitz waren.
Der 253 m hohe Johnsberg mit guter Aussichtsmöglichkeit war nach dem nahegelegenen Johnsdorf benannt worden.
Die Baukosten für den Turm betrugen 18.000 Mark (nach anderer Quelle 4.980 Mark).
Bauarbeiten
Die Bauarbeiten wurden am 15.04.1869 begonnen.
Als Baumaterial wurden Serpentinstein aus einem örtlichen Steinbruch sowie Sandsteine und Granit verwendet. Als Hintermauerung dienten rote Ziegelsteine.
Die Bauarbeiten wurden von Maurermeister Bernhardt aus Nimptsch unter Bauleitung des Bauführers Rademacher durchgeführt.
Bereits am 18.10.1869 konnte das fertige Bauwerk eingeweiht werden.
Turmbeschreibung (im Jahr der Einweihung)
Der im neogotischen Stil errichtete, 22,50 m (nach anderer Quelle 25 m) hohe Aussichtsturm ohne Befeuerungsmöglichkeit hat einen runden Grundriss mit einem Durchmesser von 4 m.
Der Turm ist in sechs Stockwerke gegliedert.
Durch einen separaten unteren Eingang sind der Keller und das Erdgeschoss zu betreten.
Über vier Steinstufen nach oben gelangt man geradeaus in einen kleinen Raum von etwa 2 m x 2 m Größe, welcher auf der Ostseite eine Nische und auf der Westseite einen Fensterschlitz aufweist. Nach den vier Steinstufen führt - rechterhand gelegen – eine linksdrehende Treppe mit (mindestens) 12 Steinstufen hinab in den Keller (Bismarck-Ehrenhalle).
Der Aufstieg zur Plattform beginnt auf der Ostseite mit einer außen um den Turm umlaufenden Treppe (mit mindestens 25 Steinstufen) bis zum Eingang auf der Südseite, welcher über eine weitere vorgelagerte Stufe zu erreichen ist.
Von hier aus gelangt man über eine Steintreppe mit 42 Stufen zur Mittelgalerie mit Austrittsöffnung auf der Südseite. Über weitere 22 Stufen erreicht man das Obergeschoss mit den vier Spitzbogenfenstern.
Vom oberen Stockwerk zur Zinnenaussichtsplattform ist der Aufstieg über eine hölzerne Leiter möglich. Über einen 1 m x 1 m großen Falltür-Ausstieg gelangt man auf die Plattform.
Am unteren Turmschaft dient außen ein rundum angebrachter hölzerner Pavillon mit einem Radius von 5,20 m als Wetterschutz.
Über dem Eingang ist in goldener Farbe die Inschrift
EHREN BISMARCK
und darunter die Jahreszahl
1869
angebracht.
Auf zwei im obersten Stockwerk angebrachten Marmortafeln sind die Inschriften
ZUR ERINNERUNG AN DIE RUHMES- UND SEGENSREICHEN JAHRE 1864 UND 1866
und
DEM ANDENKEN AN DEUTSCHLANDS RUHMREICHE SIEGE
EINIGUNGSJAHR 1870 WEIHT DIESEN STEIN DER BAUHERR
zu lesen.
Turmgeschichte
Nach der Einweihung war der Turm, der inmitten eines Parkes lag, ab 1870 samstags und sonntags (Gastronomie und Unterhaltung vorhanden) geöffnet. Der Turmschlüssel konnte auch über den Diener des Gutsbesitzers ausgeliehen werden.
Im Jahr 1909 war der Turmschlüssel über das Dominium in Wättrisch zu entleihen. Der hölzerne Schutz-Pavillon war im Jahr 1910 noch erhalten.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Turm im unteren Bereich durch ein Kleinartilleriegeschoss beschädigt.
Der Turm war im Mai 1992 stark sanierungsbedürftig vorhanden. Alle Hinweise auf Bismarck und die Marmortafeln waren entfernt worden, der hölzerne Pavillon existierte nicht mehr.
Im August 2002 wurde der Turm in stark ruinösem Zustand vorgefunden. Ein Besteigen der Mittelgalerie war noch möglich.
Der Turm steht seit Juni 2003 unter Denkmalschutz.
Im Jahr 2024 ist die Bismarckturm-Ruine noch erhalten.
Links
Koordinaten und Kartenmaterial
Quellen
- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 297/298
- Seele, Sieglinde, Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-TURM von OBER-JOHNSDORF (Schlesien)
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 1 "Der Bismarck-Turm auf dem Johnsberg", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Zeitschriften des Bismarck-Bundes: 7. Jahrgang 1909 (Nr. 11/12, S. 184-187)
- Seidel: „Schlesiens ältestes Bismarck-Denkmal“ in Schlesien, Jahrgang 93, 1909/1910, S. 381/382
- Schlesisches Tageblatt, Nr. 200 vom 27.08.1898, S. 2
- Eulengebirgsverein, Heft 2 (1909), S. 2-5
Fotografen
- Dr. Wolfgang Seele, Mannheim (Mai 1992)
- Jörg Bielefeld, Leverkusen (August 2002)
Übersichtskarte Standort Bismarckturm
Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.
Bildergalerie Bismarckturm-Ober-Johnsdorf (Janowek)
Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen
Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)
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