Sitzendorf

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Sitzendorf 1907

Standort

Sommerberg, Fürst-Bismarck-Höhe




Datenblatt


Höhe: 10 m (bis 1932)

Höhe: 22 m (ab 1932)

Kosten: 2.400 Mark

Einweihung: 11.08.1995


Foto Bismarckturm Sitzendorf Juli 2016

Der Steinturm mit Holzaufbau
Der Bismarckturm in Sitzendorf


Vorbemerkung

Der Bismarckturm in Sitzendorf ist - zusammen mit dem Bielefelder Metallturm (hier ist nur das Einweihungsjahr 1895 bekannt) - der älteste erhaltene Bismarckturm in Deutschland.

Die Anhöhe in Sitzendorf wurde „Fürst Bismarck-Höhe“ genannt, das Bauwerk wurde bei den Planungen und bei der Errichtung zunächst nur Aussichtsturm genannt. Erst bei der Einweihung findet sich in einem Zeitungsbericht der Name „Bismarckturm“. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Turm im Zuge der Bismarckturm-Bewegung nach 1898 im allgemeinen Sprachgebrauch „Bismarckturm“ genannt wurde. Diese Bezeichnung hat sich bis zum heutigen Tage gehalten.


Bauplanung

Der Thüringerwaldverein, hier der 1885 gegründete Zweigverein Blechhammer-Sitzendorf, beschloss auf der Generalversammlung des Vereins im Frühjahr 1895, auf dem Sommerberg einen Aussichtsturm errichten. Dieser Turm sollte gleichzeitig als Schutzhaus dienen.

Der Bauplatz wurde dem Thüringerwaldverein vom Eigentümer unentgeltlich überlassen. Der Entwurf des Turmes stammt von Fabrikbesitzer Carl Voigt.

Die Grundsteinlegung erfolgte am 09.05.1895.

Der Verein holte sich anlässlich des 80. Geburtstages von Otto von Bismarck die Genehmigung, die Anhöhe samt Turm "Fürst Bismarck-Höhe" benennen zu dürfen. Dies wurde von Otto von Bismarck persönlich am 22.06.1895 genehmigt.

Die Gesamtbaukosten betrugen 2480 Mark. Die Kosten für den Turm trugen der kleine Zweigverein des Thüringerwaldvereins (50 Mitglieder) sowie einige Bürger. Zudem gab es Zuschüsse vom Zentralverein und der Gemeinde Sitzendorf.


Bauarbeiten

Als Baumaterial wurden für Fundament und Sockel Bruchsteine, für den Oberbau Backsteine verwendet (der Turm wurde später mit Holz aufgestockt).

Die Bauausführung erfolgte durch Maurermeister Hilmar Abicht aus Unterweißbach.

Die Bauarbeiten konnten Ende Juni 1895 abgeschlossen werden.


Turmbeschreibung

Das ursprünglich 10 m hohe Bauwerk (Bergseite Höhe 6 m) als Aussichtsturm ohne Feuerschale wurde dem 1844 im maurischen (Ruinen-)Stil erbauten Jagdschloss Eberstein in Bad Blankenburg architektonisch nachempfunden. Das Fundament und der Sockel wurden aus Bruchsteinen errichtet, der Oberbau bestand aus verfugtem Backsteinmauerwerk.

Das Bauwerk mit viereckigem Grundriss diente auch als Schutzhaus, die Aussichtsplattform war über eine steinerne Außentreppe mit 26 Stufen zugänglich. Der Schutzhaus-Raum wurde (vermutlich nachträglich) mit einem gusseisernen Reliefbild des Fürsten Bismarck versehen, welches von der Eisengießerei Mägdesprung im Harz hergestellt und von Carl Voigt gestiftet worden war.


Turmgeschichte

1895-1931

Am 11.08.1895 wurde der Berg samt Aussichtsturm (in Form einer Schutzhütte) als „Fürst Bismarck-Höhe eingeweiht.

Am Einweihungstag nahmen 500 Personen in altthüringischer Festtracht an einem Festzug über Schwarzburg zum Bismarckturm teil. Als der Festzug um 15:30 Uhr den Turm erreichte, hielt Fabrikbesitzer Carl Voigt vor ca. 1.000 Besuchern eine Festrede. Anschließend wurden mehrere Lieder von heimischen Gesangsvereinen dargeboten. Abends fand ein Festball im „prächtig illuminierten“ Gasthof zur Linde in Sitzendorf statt. Um 21:00 Uhr wurde die Fürst Bismarck-Höhe in rotem und grünem Licht bengalisch beleuchtet.

Am 03.08.1902 wurde am Aussichtsturm ein Waldfest ausgerichtet. Erste Reparaturen am Turm mussten in den Jahren 1904 und 1905 durchgeführt werden. Auf Ansichtskarten des Thüringerwald-Vereins wurde das Bauwerk nun als Bismarckturm bezeichnet.

Im Jahr 1908 mussten größere Reparaturen am Bauwerk durchgeführt werden. Der Zweigverein bat den Zentralverein um finanzielle Beihilfe.


1932-1994

Im Jahr 1932 wurde der Bismarckturm nach Genehmigung des Thüringer Kreisamtes vom 06.05.1932 durch einen Holzaufbau mit schiefergedecktem Überdach um 12 m erhöht. Im Innern führte eine Holztreppe mit 12 Stufen zur überdachten Aussichtsplattform.

Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges fand jährlich ein Turmfest am Bismarckturm statt. Anfang der 1960er Jahre wurde der Turm in "Schöne Aussicht" umbenannt. In den 1970er und 1980er Jahren wurde das aufgestockte Bauwerk nur notdürftig saniert (neuer steinerner Treppenaufgang, neues Eisengeländer am Aufgang, Austausch einiger Holzbalken am Holzaufbau).

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde der Turm wegen Baufälligkeit gesperrt.


1995 bis heute

Im Jahr 1995 fanden umfangreiche Sanierungsarbeiten statt. Den Hauptteil der Kosten trug die Telekom, die den Turm seitdem als Antennenträger nutzt. Bei der Sanierung wurde der hölzerne Aufbau komplett demontiert und durch einen neuen Aufbau ersetzt. Hierbei legte man Wert auf die originalgetreue Rekonstruktion des Bauwerkes. Über eine Treppe mit 14 Holzstufen ist die Plattform erreichbar.

Am 14. Oktober 1995 wurde der Turm in einer öffentlichen Feierstunde wieder in Bismarckturm zurückbenannt. Im Juni 1996 wurde er zum zweiten Male auf diesen Namen geweiht (dazu Bemalung mit Bismarck-Kopf und der Aufschrift "Bismarck-/turm", an den Seiten "Bismarckturm"). Eine ursprüngliche geplante Gedenktafel wurde nicht verwirklicht.

Seitdem fanden regelmäßig Veranstaltungen am Bismarckturm statt. Beim MDR-Osterspaziergang am Ostersonntag 2002 wanderten und rasteten über 10.000 Teilnehmer am Bismarckturm.

Ab 1995 fand jährlich das Bismarckturm-Fest am Turm statt, wurde ab 2012 u.a. wegen Waldbrandgefahr mehrmals abgesagt.

Im Oktober 2024 war das Bauwerk in einem insgesamt guten Zustand.


Öffnungszeiten (Stand: Oktober 2024)

Der Bismarckturm ist durchgehend geöffnet.


Links

Google Maps

Koordinaten und Kartenmaterial


Quellen

- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S.
- Seele, Sieglinde: Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-TURM von SITZENDORF (Thüringen)
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 4 "Bismarckturm bei Sitzendorf am Oberen Schwarzathal", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Schwarzburg-Rudolstädtische Landeszeitung, 127 Jahrgang, Nr. 189 vom 14.08.1895
- Bauerlaubnisschein vom 06. Mai 1932, Archiv Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt
 

Fotografen

- Jörg Bielefeld, Leverkusen (Mai 2003)
- Hans-Dieter Hirschmann, Haßloch (Juli 2016)

- Silvia Weiß, Werdau (Oktober 2024)

Übersichtskarte Standort Bismarckturm

Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.

Bildergalerie Bismarckturm Sitzendorf

Foto Bismarckturm Sitzendorf um 1900

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Sitzendorf undatiert

Ansichtskartenmotiv Sommerfrische Bismarckturm Sitzendorf 1934

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Sitzendorf ohne Aufbau 1932

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Sitzendorf mit Aufbau 1932

Foto Bismarckturm Sitzendorf Mai 2003

Foto Bismarckturm Sitzendorf Mai 2003

Foto Bismarckturm Sitzendorf Juli 2016

Foto Schriftzug am Bismarckturm Sitzendorf Juli 2016

Foto Schriftzug am Bismarckturm Sitzendorf Juli 2016

Foto Bismarckturm Sitzendorf Juli 2016

Foto Vorplatz Bismarckturm Sitzendorf Juli 2016

Foto Holztreppen Bismarckturm Sitzendorf Juli 2016

Foto Steintreppen Bismarckturm Sitzendorf Juli 2016

Foto Zugangstür Bismarckturm Sitzendorf Juli 2016

Foto Plattform Bismarckturm Sitzendorf Juli 2016

Foto Plattform Bismarckturm Sitzendorf Juli 2016

Foto Bismarckturm Sitzendorf Oktober 2024

Foto Bismarckturm Sitzendorf Oktober 2024

Foto Holztreppe Bismarckturm Sitzendorf Oktober 2024

Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen

Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)

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