Die 1. Feuersäule zündete nicht rechtzeitig
Der Bismarckturm in Rudolstadt
Vorbemerkungen (Die Gesellschaft „Rudolstädter Abend“)
Im Juni 1877 gründete der Rudolstädter Waldemar Klinghammer (*21.05.1857, † 01.04.1931) in seiner Studienzeit in Leipzig mit zwölf weiteren alten und jungen Studenten den „Rudolstädter Abend“, einen lockeren Studentenverbund aus mehreren Fakultäten.
Am 21.07.1884 wurde von Waldemar Klinghammer, der seit 1879 in Rudolstadt als Rechtsanwalt arbeitete, der „Rudolstädter Abend“ mit 67 Mitgliedern als geschlossene Gesellschaft neu gegründet. Die honorigen Mitglieder dieser Gesellschaft trafen sich regelmäßig im Vereinslokal, um dort gesellig zu sein, zu feiern, Bier zu konsumieren und gemeinsame Ausflüge zu unternehmen.
Die Gesellschaft existierte bis mindestens Oktober 1938.
Bauplanung
1898
Am 03.12.1898 hatte die deutsche Studentenschaft in Hamburg beschlossen, einen Bismarcksäulen-Wettbewerb auszurichten und einen deutschlandweiten Architekten-Wettbewerb ausgeschrieben.
Bei der Winterfest-Veranstaltung des „Rudolstädter Abends“ am 30.12.1898 schlug Rechtsanwalt Waldemar Klinghammer vor, „zum ewigen Gedenken der unsterblichen Verdienste des eisernen Kanzlers“ die erste Bismarck-Feuersäule in Rudolstadt zu errichten.
Die Rudolstädter nahmen damit als Erste die Idee der deutschen Studentenschaft auf, in Deutschland Bismarck-Feuersäulen zu erbauen. Man wartete bewusst nicht den noch laufenden Wettbewerb für einen einheitlichen Entwurf für alle Bismarcksäulen ab, sondern wollte mit dem Bau der geplanten Feuersäule bereits am 01.04.1899 fertig sein. Die Mitglieder des Vereins starteten mit Freude einen „Wettlauf“ um die Errichtung der ersten Bismarck-Feuersäule.
1899
Der Vorschlag von Waldemar Klinghammer zur Errichtung der ersten Bismarck-Feuersäule wurde begeistert angenommen. Bereits bis Mitte Januar 1899 hatte man 500 Mark Spenden als Startkapital bei den Mitgliedern gezeichnet. Bei einer Geschäftsversammlung am 12.01.1899 stimmte man einstimmig für den Bau der Bismarcksäule. Für das geplante Projekt wurden ausschließlich Spenden von Mitgliedern der Gesellschaft angenommen.
Der Rudolstädter Abend plante zunächst, die Säule als 9 m hohen Turm (ohne Anbau) mit Befeuerungsvorrichtung zu bauen.
Der Kunstmaler Adolf Männchen stiftete eines seiner Ölbilder, die Hälfte des Verkaufspreises (das waren 250 Mark) flossen in den Turmbaufonds.
Bei der nächsten Sitzung des Rudolstädter Abends am 25.01.1899 in der Gaststätte „Gute Quelle“ am Anger wurde ein Steuerungsausschuss unter Vorsitz des Rechtsanwalts Waldemar Klinghammer gegründet. Weitere Ausschussmitglieder waren u.a. Amtsrichter Carl Witschel, Gymnasialoberlehrer Dr. Hermann Leinhose und Fabrikbesitzer Richard Wolff aus Schwarza.
Der Schwarzaer Landwirt und Gutsbesitzer Oskar Mackeldey stellte das Baugrundstück auf einem Gebirgsgrat des Zeigerheimer Berges sowie 100 m³ Steine seines dortigen Kalk-Steinbruchs kostenlos zur Verfügung.
Der Denkmal-Ausschuss bestimmte den Entwurf (Zeichnung eines Turmes mit Seitenflügel und Plattform) des Architekten Gottwalt Schinzel aus Schaala zur Ausführung. Eine zunächst geplante Außentreppe zur Plattform wurde verworfen, für die Befeuerung sollte eine Leiter verwendet werden.
Die Baugenehmigung erfolgte am 11.02.1899.
Finanziert wurde der insgesamt 2.000 Mark teure Bau inklusive Inneneinrichtung (nach anderen Quellen: 3.000 Mark) komplett aus Spenden der neunzig Mitglieder des "Rudolstädter Abends".
Bauarbeiten
Am 28.01.1899 begaben sich die Ausschussmitglieder mit Oberbürgermeister Heinrich und Baumeister Worm (Architekt Gottwald Schinzel nahm an diesem Termin nicht teil) zum geplanten Baugrundstück auf dem Zeigerheimer Berg, welches mit einem Lattengerüst umsteckt wurde. Es handelte sich um einen Platz, auf dem zuvor jährlich die Sedanfeuer entzündet worden waren.
Exkurs (Lage der Grundstücks heute)
Das kleine Grundstück (Flurstück 294/2) liegt heute genau auf der Grenze der Volksstedter Flur (heute Rudolstadt) und Zeigerheimer Flur (heute Bad Blankenburg). Das Baugrundstück ist eine Rudolstädter Exklave auf Bad Blankenburger Gebiet, es gehört also zur Stadt Rudolstadt.
Beim Ortstermin am 28.01.1899 wurde beschlossen, den geplanten Anbau als „Unterkunftsraum für die Mitglieder zu gestalten“. Der geschaffene Raum sollte für mindestens zwölf Personen Sitzgelegenheiten bieten und 4 m breit und 5 m lang sein. Als Mauerstärke waren 50 cm geplant (endgültige Maße siehe Turmbeschreibung unten).
Zwischen dem 30.01. und dem 10.02.1899 wurden die für den Bau benötigten Steine (Kalksteine) gebrochen. Sand und Wasser für den Bau wurden von Richard Wolff gestellt.
Als ausführender Maurermeister war Oscar Worm aus Rudolstadt tätig. Die Bauleitung übernahm (unentgeltlich) Architekt Gottwald Schinzel aus Schaala.
Weitere Arbeiten wurden von Steinmetzmeister Otto, Tischlermeister Lösche, Schlossermeister Beer und Hofdekorationsmeister Dressler, alle aus Rudolstadt, durchgeführt.
Am 10.02.1899 starteten die Erdarbeiten am Turm.
Am 13.02.1899 wurde mit den Maurerarbeiten begonnen, am gleichen Tag um 17:00 Uhr wurde die Grundsteinlegung durchgeführt.
„Zum ewigen Gedächtnis“ wurde in die mittlere Zinne des Anbaus (Grundstein) nach Westen durch Maurermeister Schlegel aus Schwarza eine Blechkapsel eingemauert. Diese Kapsel enthielt Satzungen, den letzten Jahresbericht des Rudolstädter Abends und das Mitgliederverzeichnis. Rechtsanwalt Klinghammer führte mit Assistenz der Maurer die drei notwendigen Hammerschläge für den nach Südwesten liegenden Grundstein des Turms aus.
Auf einer Ausschusssitzung der Gesellschaft am 01.03.1899 wurden die letzten Entscheidungen über die Ausführung getroffen (u.a. Fahnenstange aus Holz, kein Blitzableiter, Einrichtung des Innenraums erst im Herbst 1899).
Das Bismarckwappen wurde am 09.03.1899, ein Meter oberhalb der Austrittstür zur Plattform, mit Eisenstäben befestigt, eingemauert.
Am 18. März 1899 waren Turm und Anbau auf eine Höhe von über 3,50 m angewachsen, die Zinnen wurden auf den Anbau gesetzt. An Spenden von Mitgliedern waren bis zu diesem Tag 650 Mark zusammengekommen.
Vollendet war der Rohbau (Turm und Anbau) am 24. März 1899. Das Richtfest wurde am 25.03.1899 gefeiert, in der Dampfbierbrauerei Otto Höfer in Schaala gab es einen Richtschmaus sowie Freibier für alle.
Am 30.03.1899 wurde das Baugerüst entfernt. Zwecks der noch fehlenden Ausfugung des Mauerwerkes wurde das Gerüst nach dem 01.04.1899 wieder aufgestellt.
Turmbeschreibung (nach Einrichtung des Anbaus im Jahr 1900)
Der 9,50 m hohe und 3,50 m breite Aussichtsturm mit aufgesetztem Feuerkessel hat einen runden Grundriss, an den sich in nordöstlicher Richtung ein 3,50 m langer, 3,00 m breiter und 3,50 m Meter hoher zinnenbekrönter Anbau anschließt. Die Mauerstärke beträgt 0,70 m.
Das Bauwerk als Turm mit zinnenbewehrtem Anbau ist im Stil einer „kleinen Ritterburg“ errichtet worden. Der Anbau hat eine Stampfbetondecke, die Decke im Innern hat ein Kreuzgewölbe. Das flache, zinnenbekrönte Dach des Anbaus diente als zusätzliche Aussichtsebene und war für zwölf Personen ausgelegt.
Der Bismarckturm konnte nur durch die im gotischen Stil gefertigte Eingangstür (im Jahr 1899 war vorübergehend eine einfache Holztür eingebaut worden) des Anbaus betreten werden. Oberhalb der Tür des Anbaus war das Signet der Gesellschaft Rudolstädter Abend (der Zirkel RA) angebracht.
Anbau und Rundturm waren innen durch eine Bogentür miteinander verbunden. Der Aufenthaltsraum war im altgotischen Stil eingerichtet und mit Bismarck-Devotionalien versehen. Der Raum war heizbar und bot 20-25 Personen Sitzgelegenheiten. An jeder Seite des Anbaus waren zwei Fenster (am Turm auf gleicher Höhe noch drei weitere) eingelassen, die durch Holzläden verschlossen werden konnten und durch Eisenblechbeschläge geschützt waren.
Auf der Nordostseite des Turmes wurde am Turmschaft eine 1,00 m x 0,75 m große Sandsteinplatte mit Wappenschild mit dem Motiv Bismarck-Wappen und den Anfangsbuchstaben des Bismarck-Wahlspruchs I/T/R [in trinitate robur], gefertigt von Steinmetzmeister Otto aus Rudolstadt, angebracht.
Das obere Stockwerk des Turmes, in dem die Holzvorräte lagerten, war nur von außen über eine mobile Leiter erreichbar. Von dort aus gelangte man über eine Holztreppe auf die Plattform des Turmes, auf dem der Feuerkessel aus Stampfbeton installiert war [ursprünglich sollte lediglich ein eiserner Kessel mit einem Durchmesser von 1 m als Befeuerungsmöglichkeit dienen].
Der Regenablauf von der Plattform der Säule und dem Dach des Anbaus erfolgte durch Wasserspeier.
Turmgeschichte
1899-1914
Die feierliche Einweihung mit 200 Festteilnehmern fand wie beabsichtigt am 01.04.1899 statt. Ein Feuer konnte zur Einweihung nicht entzündet werden, da der Beton noch nicht ausgehärtet war. Der fest eingemauerte Feuerkessel wurde bei den nachfolgenden Befeuerungen mit petroleumgetränktem Holz, Öl, Pech und Putzwolle bestückt.
Als Ersatzbefeuerung am Einweihungstag wurde vor dem Bauwerk ein „mächtiger Holzstoß“ errichtet und bei Anbruch der Dunkelheit in Brand gesetzt. Nach der Weihefeier wurde der Turm bengalisch beleuchtet und ein Feuerwerk abgebrannt.
Unmittelbar nach der Einweihung fand der Festkommers im Restaurant Schwarzenshof statt, an dem achtzig Festgäste teilnahmen.
Der Ausschuss der deutschen Studentenschaft in Bonn verschickte am 05.04.1899 Glückwünsche nach Rudolstadt zu Deutschlands erster Bismarck-Feuersäule („jedenfalls aber werden wir es niemals vergessen, daß Sie die ersten waren, welche unsre Gedanken in die That umgesetzt haben.“).
Am 30.07.1899 wurde, anlässlich Bismarcks 1. Todestag, wiederum ein Feuer vor und nicht auf dem Turm entzündet. Zudem wurde eine schwarze Trauerflagge gehisst.
Der innere Ausbau des Turmes erfolgte bis Dezember 1899. Anfang Dezember 1899 wurde die Heizungsanlage durch den örtlichen Gemeindevorsteher freigegeben und die endgültige Baugenehmigung durch das fürstliche Landratsamt Rudolstadt erteilt.
In dem am 10.12.1899 eingeweihten Anbau wurde ein Versammlungsraum für die Gesellschaftsmitglieder im altgotischen Stil nach Plänen des Hauptmannes Rudolf Oppenheim und des Rechtsanwaltes Waldemar Klinghammer geschaffen. Die Seitenwände des Raumes wurden von Kunstmalers Adolf Männchen mit Freskomalereien versehen. Die Arbeiten im Innenraum konnten am 31.12.1899 abgeschlossen werden.
Elf Gesellschaftsmitglieder und Gäste feierten am 31.12.1899 die Jahrhundertwende am und im Turm.
Interessenten konnten, jeweils sonntags zwischen 16:00 und 18:00 Uhr, die umfangreiche Inneneinrichtung besichtigen. Dazu gehörte ein Tisch, eine lange und eine kurze Bank, Kaffeegeschirr, Biergläser, Bücher über Bismarck u.v.a.).
Als Turmwart wurde zunächst Rechtsanwalt Klinghammer (bis Mai 1904), später Carl Witschel eingesetzt.
Am 01.04.1900 um 19:45 Uhr (bis 23:30 Uhr) wurde im massiven Stampfbeton-Feuerkessel (im Rohbau seit dem 20.03.1900 fertig) von Carl Zeutschel erstmals das Feuer auf dem Turm entzündet. Durch starke Winde war die Flamme allerdings kleiner als erwartet, sodass zusätzlich eine bengalische Beleuchtung erfolgte. Die Bismarcksäule in Keilhau wurde zeitgleich beflammt.
Am 12.05.1900 wurden bunte Diaphanien (Transparentbilder, bedruckter Fensterschmuck für Glasscheiben) auf die Scheiben geklebt.
In den nächsten Jahren wurde der Turm jeweils zum 01.04. der Turm befeuert. Weitere nachgewiesene Befeuerungen fanden am 01.09.1900 (Sedansfest), am 01.04.1901 (50 Teilnehmer), am 01.04.1902 (knapp 50 Teilnehmer, zwölf kleine zusätzliche Feuer auf den Zinnen), am 01.09.1902 (Sedanstag), am 31.03.1903, am 01.04.1904 (zusätzlich mit bengalischem Licht), am 01.04.1905, am 09.05.1905 (Schillerfeier mit Befeuerung und bengalischem Licht), am 02.09.1905 (Sedantag), am 01.04.1906 statt.
Bereits im Jahr 1907 waren erste Schäden am Bauwerk zu verzeichnen: Bauteile lösten sich und der Innenputz fiel von der Decke. Mehrfach mussten kleinere Reparaturen durchgeführt werden.
Weitere nachgewiesene Befeuerungen wurden 1909 und 1910 an Bismarcks Geburtstag und am Sedantag durchgeführt.
Ab 1911 wurde das Bauwerk von den Mitgliedern des Rudolstädter Abends seltener aufgesucht, meistens blieb es bei wenigen festen Terminen wie Bismarcks Geburtstag am 01.04.
In den Jahren 1911 und 1912 erfolgten jeweils am 31.03. Befeuerungen. An den Sedantagen wurde eine Fahne gehisst.
Ab dem 07.08.1914, sechs Tage nach der Kriegserklärung Deutschlands an Russland, wurde der Turm als Wachtposten gegen französische Flieger genutzt.
1915-1938
Im Februar 1915 wurden erste Wasserschäden an der Decke durch eindringenden Regen festgestellt. Die Deckenmalereien musste bei den Reparaturarbeiten überstrichen werden.
Am 31.03.1915 fand am Vorabend des 100. Geburtstag des Alt-Reichskanzlers eine Feier mit 65 Teilnehmern statt.
Im April 1917 wurden weitere Wasserschäden festgestellt. Reparaturen und Aufräumarbeiten durch Mitglieder der Gesellschaft erfolgten im Juli 1918.
Nach dem Ersten Weltkrieg fand am 01.04.1921 eine Bismarckfeier mit 90 Teilnehmern am Turm statt.
Im Mai 1922 wurde Hermann Enders Turmwart.
In den Jahren 1923/24 kam es zu mehreren Einbruchsversuchen an der Eingangstür. Daher mussten Ausbesserungsarbeiten vorgenommen und die Tür neu gestrichen werden. Im April 1924 wurden sieben eiserne neue Läden erworben.
Ab 1924 wurde das Bauwerk wieder häufiger besucht. Mitte 1929 übernahm der Vorsitzende des Rudolstädter Abends, Paul Farnbach, auch die Funktion des Turmwarts.
Mehrere Einbrüche in den Bismarckturm erfolgten in den Jahren 1933/34.
Anlässlich Bismarcks' 120. Geburtstag am 01.04.1935 wurde der Bismarckturm nach langer Pause befeuert.
Kleinere Sanierungsarbeiten wurden in den Jahren 1935/36 durchgeführt, der Innenraum wurde neu hergerichtet.
Weitere Befeuerungen gab es am 01.04.1936 sowie am 01.08.1936 (anlässlich der Eröffnung der Olympischen Spiele in Berlin).
Unterhalb des Erkers wurde am 15.07.1936 eine gusseiserne Gedenktafel mit der vierzeiligen Inschrift
Die erste Bismarckfeuersäule
Deutschlands, erbaut vom
„Rudolstädter Abend“
eingeweiht am 1. April 1899
angebracht.
Weitere nachgewiesene Befeuerungen des Rudolstädter Abends erfolgten am 01.04.1937 und am 01.04.1938.
1939-1945
Ab 1940 wurde der Bismarckturm vom Verein nur noch selten (zu Kontrollgängen) aufgesucht.
Durch Vandalismus kam es im Zweiten Weltkrieg zur Beschädigung der Bausubstanz.
Am 25.04.1945 war die Eingangstür aufgebrochen und mittels schwerer Werkzeuge beschädigt worden. Das Turminventar war allerdings noch vollständig vorhanden. Durch Schlossermeister Senft wurde die Tür bis zum 27.04.1945 repariert.
Am 01.06.1945 war die Tür erneut aufgebrochen worden, der Innenraum geplündert und das restliche Inventar beschädigt worden.
Im Jahr 1945 wurde der Turm durch weitere Einbrüche schwer beschädigt, die Innen-Einrichtung ging dabei verloren.
1946-1998
1950 oder ggf. schon davor wurde das Bauwerk in Geschwister-Scholl-Turm umbenannt. Die Umbenennung soll laut einer Quelle (nicht gesichert) durch eine damals in Rudolstadt stationierte Einheit der Grenztruppe der DDR erfolgt sein. Das Baugrundstück des Turmes wurde Volkseigentum.
Um 1970 war der Feuerkessel des Turmes noch erhalten. In den 1980er Jahren war das Bauwerk durch Einbrüche, Vandalismus und der Witterungbedingungen in einem ruinösen Zustand.
Eine Teil-Sanierung erfolgte durch den am 12.06.1985 gegründeten "Freundeskreis Geschwister-Scholl-Turm" unter Vorsitz von Karl-Heinz Wich aus Volksstedt-West. Ab dem 01.08.1985 wurde u.a. ein neuer Estrich auf dem Plateau angebracht. Die Fenster wurden provisorisch mit Kalksteinen zugemauert und an den Eingängen zwei Stahltüren eingesetzt. Das vermutlich im Zweiten Weltkrieg durch Beschuss beschädigte Bismarck-Wappen und der Wappenstein (Zirkel) des Rudolstädter Abends wurden abgenommen, um diese zu restaurieren. Es wurde nur der Zirkel des Rudolstädter Abends wieder eingesetzt. Der Verbleib des Sandsteins mit Bismarck-Wappen ist unbekannt.
Die Sanierungsarbeiten wurden vom Kulturbund finanziell gefördert. Die Eintragung in die Denkmalliste erfolgte im Jahr 1989.
Die Arbeiten am Turm dauerten bis etwa 1990 an, die Sanierungsfortschritte wurden aber immer wieder durch Vandalismusschäden zurückgeworfen. Schließlich gab der Freundeskreis das Sanierungsvorhaben auf.
Bereits im August 1990 war das Bauwerk erneut stark sanierungsbedürftig. Der Zinnenkranz des Turmes war schadhaft, die Zinnen waren – wie auch beim Anbau – teilweise erneut zerstört worden. Der Feuerkessel war nicht mehr vorhanden.
1999-heute
Im Jahr 1999 wurde die Eingangstür aufgebrochen. Im selben Jahr wurde zur Verhinderung weiterer Vandalismusschäden eine neue Stahltür angebracht.
Am 01.04.1999 wurde anlässlich des 100. Jahrestages der Einweihung eine Feier am Turm durchgeführt, die von Klaus Schneider angeregt worden war. Dazu wurde vor dem Turm mittels eines Holzstoßes ein Feuer abgebrannt.
In den Jahren 2000/2001 wurde durch das Dezernat Bau und Wirtschaft ein Förderantrag (50%ige Förderung) zur Erhaltung und baulichen Sicherung des Turmes gestellt. In den Haushalt der Stadt Rudolstadt wurden dazu 30.000 DM eingestellt. Zu einer Förderung kam es aus unbekannten Gründen nicht.
Der ganzjährig verschlossene Turm wurde im März 2015 im stark beschädigten Zustand vorgefunden. Teile des Mauerwerkes waren herausgebrochen, die Zinnen fehlten vollständig.
Im Mai 2021 wurde der Freundeskreis Bismarckturm Rudolstadt unter Vorsitz von Kreisheimatpfleger Ralf Thun gegründet. Ziel des Freundeskreises ist, das Bauwerk wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu bringen. Dafür sollen Spenden gesammelt werden.
Im Sommer 2022 wurde ein Sanierungskonzept erstellt, sodass im Herbst 2022 anhand dieses Konzeptes Fördergelder beantragt werden können.
Die Gesamtkosten für die Sanierungsmaßnahmen am Bismarckturm Rudolstadt belaufen sich nach Angaben des Freundeskreis Bismarckturm Rudolstadt auf 110.500,00 € (Stand: 2022).
Am 25.10.2022 spendete Restaurator Gerhard Peters die originale, gusseiserne Gedenktafel mit der vierzeiligen Inschrift (siehe oben) an Bürgermeister Jörg Reichl. Die beschädigte Tafel hatte er als Kind in der Nähe des Turmes gefunden und diese für den Freundeskreis Bismarckturm Rudolstadt instand gesetzt.
Im April 2023 erschien das mit 160 Seiten umfangreiche und reich bebilderte Buch "Der Bismarckturm zu Rudolstadt" von Astrid von Killisch-Horn, herausgegeben vom Freundeskreis Bismarckturm Rudolstadt. Der Erlös aus dem Buchverkauf fließt zu 100% in die Sanierung des Bismarckturms Rudolstadt.
Ende September 2023 startete der erste Bauabschnitt (55.000 €) der Sanierungsarbeiten am Bismarckturm Rudolstadt. Geplant sind die originalgetreue Restaurierung der Sandsteinmauern und der vier Fensternischen, zudem wird das Dach abgedichtet. Die Arbeiten wurden von der Firma SBR Wolfgang Fasold ausgeführt.
Bis Ende 2023 konnte der erste Bauabschnitt in Höhe von 55.000 € abgeschlossen werden (neue Fugen des Mauerwerkes, Instandsetzung der Fenstersimse und der Eingangstür, Entfernung von Graffiti).
Der zweite Bauabschnitt (neue Zinnen, Einbau einer Wendeltreppe, Bismarckwappen, Sanierung der Turmkrone) mit einem Kostenvolumen von 20.000 € erfolgt seit Frühjahr 2024.
Am 17.08.2024 wurde zum 125. Jubiläum des Turmes ein Familienfest durchgeführt. Neben dem Turm wurde eine Wanderhütte, gesponsert durch die Fa. Strabag, errichtet, die im Oktober 2024 eingeweiht wurde.
Am 20.10.2024 wurde das Bauwerk für zwei Stunden für Besucher geöffnet und dabei 400 € an Spenden gesammelt.
In den Jahren 2024/2025 erfolgt als 3. Bauabschnitt die Innensanierung.
Öffnungszeiten (Stand Oktober 2024):
Nächste Öffnung: 08.12.2024 von 14:00 bis 18:00 Uhr (Adventliches Stelldichein mit Glühweinkanone, Turmplätzchen, Bastelei, Musik und Schauschmieden)
Spendenaktion Turmspitze (Oktober 2024)
Über betterplace.org werden derzeit Spenden für die Sanierung der Turmspitze (Kosten: 7.500 €) gesammelt.
Link Spenden Sanierung Turmspitze
Spendenkonto Sanierung Bismarckturm Rudolstadt
Freundeskreis Bismarckturm
Kreissparkasse Saalfeld-Rudolstadt
DE17 8305 0303 0011 0306 15
Verwendungszweck: Spende Sanierung Bismarckturm (Name und Anschrift ggf. angeben)
Links
Koordinaten und Kartenmaterial
Projekt Bismarckturm bei "Rudolstadt blüht auf e.V."
Freundeskreis Bismarckturm Rudolstadt
Quellen
- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 339
- Seele, Sieglinde: Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-TURM von RUDOLSTADT (Thüringen)
- von Killisch-Horn, Astrid: Der Bismarckturm zu Rudolstadt - Erste Bismarck-Feuersäule Deutschlands, herausgegeben vom Freundeskreis Bismarckturm Rudolstadt im Kulturbund e.V. Kreisverband Saalfeld-Rudolstadt, ohne Verlag, Rudolstadt 2023
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 13 "Bismarck-Feuersäule bei Rudolstadt in Thür.", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Zeitschrift des Bismarck-Bundes: 5. Jahrgang 1907 (Beilage: Die Bismarck-Feuersäule)
- Akte über die Erbauung und Einrichtung des Bismarckturmes zu Rudolstadt 1899-1915 (Akten des Rechtsanwalts Klinghammer in Rudolstadt)
- Schwarzburg-Rudolstädtische Landeszeitung: 28.01.1899; 18.02.1899; 05.04.1899 (Beilage); 09.04.1899; 19.04.1899; 20.05.1899; 01.08.1899; 03.04.1900; 03.04.1901; 12.04.1901; 03.09.1901; 03.04.1902; 02.04.1903; 18.07.1903; 03.04.1904; 03.09.1904; 04.04.105; 11.05.1905; 05.09.1905; 03.04.1906
- Freiburger Zeitung: 07.04.1899, S. 2
- Rheinisch-Westfälische Zeitung: 05.04.1899
- Die Gartenlaube, Halbheft 10/1899, S. 324
- Illustrierte Zeitung Nr. 2911 vom 13.04.1899, S. 478 "Die erste Bismarck-Feuersäule im Deutschen Reich"
- Ehrhardt, Max: Bismarck im Denkmal des In- und Auslandes, Thüringische Verlags-Anstalt Eisenach-Leipzig, 1903, Nr. 86 "Die Bismarck-Feuersäule auf dem Zeigerheimer Berge b. Rudolstadt"
- Centralblatt der Bauverwaltung 1899, Nr. 19, S. 163 und Nr. 27, S. 163
- Deubler, Heinz: „Bismarckfeuersäulen und Bismarcktürme bei Rudolstadt“ in Rudolstädter Heimathefte, 36. Jahrgang, Heft 11/12, S. 247-250
- Bähring, Gisela: „Die Bismarcktürme in Rudolstadt und Keilhau“ aus: Rudolstadt & die Jubiläen 1999“.- Nr. 1 der Informationshefte Rudolstadt, Mai 1999. Herausgeber: Stadtverwaltung Rudolstadt, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, S. 7-8
- Jahresberichte des Rudolstädter Abends (Auszüge 1905-1938)
- Schreiben vom Stadtarchiv Rudolstadt (Marie-Luise Krohn) vom 17.10.1991
- Schreiben vom Thüringischen Staatsarchiv Rudolstadt (Dr. Langhof) vom 19.04.1996
- Schreiben der Stadt Rudolstadt (Finanzdezernent Baier) vom 20.03.2001
- OTZ Rudolstadt vom 06.03.2001: "Bismarckturm soll wieder Ausflugsziel werden"
Fotografen
- Jörg Bielefeld, Leverkusen (1999, September 2004)
- Christian Gerloff, Jena (August 2011)
- Hans-Dieter Hirschmann, Haßloch (Dezember 2011)
- Ralph Männchen, Dresden (März 2015)
- Uwe Weiß (August 2024)
- Silvia Weiß, Werdau (Oktober 2024)
Übersichtskarte Standort Bismarckturm
Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.
Bildergalerie Bismarckturm Rudolstadt
Foto Bismarckturm Rudolstadt August 1990
Foto Bismarckturm Rudolstadt undatiert
Foto teilsanierter Bismarckturm Rudolstadt Oktober 2024
Foto teilsanierter Bismarckturm Rudolstadt August 2024
Foto Signet Rudolstädter Abend am Bismarckturm Rudolstadt Oktober 2024
Foto Innenraum Bismarckturm Rudolstadt Oktober 2024
Foto Spindeltreppe Bismarckturm Rudolstadt Oktober 2024
Foto Austrittstür Plattform Bismarckturm Rudolstadt Oktober 2024
Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen
Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)
Copyright ©
www.bismarcktuerme.net | www.bismarcktuerme.de
(2001 - 2024)
Jörg Bielefeld, Leverkusen
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