Säule mit Ehrentafel
Die Bismarcksäule in Tauberbischofsheim
Bauplanung
Am 26. Oktober 1899 erschien in der Badischen Tauberzeitung ein Aufruf der akademischen Ferienverbindung „Tuberania“, datiert auf den 19.10.1899, um ein Bismarckdenkmal nach Idee der deutschen Studentenschaft in Tauberbischofsheim zu errichten.
Als Standort des Denkmals wählte man das eigene Grundstück auf dem Nordosthang des Höhbergs, welches Tuberanen-Eck genannt wurde, südlich der Stadt aus. Die 900 m² große Grundfläche gehörte zur Bauzeit noch zur Gemarkung Dittigheim.
Zu Spenden aufgerufen wurden alle Bürger mit unpolitischer, rein vaterländischer Gesinnung. Da bezirksamtlich eine Haus-zu-Haus-Sammlung verboten war, sollten Spenden bei den Sammelstellen (u.a. D. Lang's Buchhandlung) abgegeben werden.
Die Ausführung des geplanten Denkmals behielt sich die akademische Ferienverbindung in Absprache mit einer Kommission aus Fachleuten vor. Der Umfang des Denkmalbaus sollte zudem von der Höhe des Spendenaufkommens abhängig gemacht werden.
Durch den Aufruf kamen im Winter 1899 insgesamt lediglich 200 Mark zusammen. Daraufhin wurden nach erstelltem Kostenanschlag Entwürfe für eine Bismarcksäule erbeten. Ein Preisrichterkollegium aus Tuberanen und Fachleuten sollte aus den vorliegenden Entwürfen im Sommer 1900 den am besten geeigneten Entwurf zur Ausführung bestimmen, damit die Einweihung mit dem 15. Stiftungsfest der Tuberanen im gleichen Jahr zusammen gefeiert werden konnte.
Aus Finanzierungsgründen kam es im Anschluss zu Verzögerungen. Der Regierungsrat Karl Groß von den "alten Herren" der Tuberania stiftete im Jahr 1903 einen größeren Geldbetrag, der den Bau der Bismarcksäule mit aufgesetzter Feuerschale endlich ermöglichen sollte, sodass die Einweihung gleichzeitig mit dem 18. Stiftungsfest im Jahr 1903 stattfinden konnte.
Bauarbeiten
Über den Ersteller des Bau-Entwurfs und die Bauausführung ist nichts bekannt. Als Baumaterial wurden Feldsteine verwendet.
Turmbeschreibung
Die 9 m hohe Feuersäule ohne Aussichtsfunktion besitzt einen quadratischen Sockel. Darauf erhebt sich der schwellende Säulenschaft nach oben und endet mit dem leicht auskragenden Säulenkopf mit aufgesetzter Feuerschale auf einem Eisengestell.
Auf dem Turmkopf des Baudenkmals wurde ein gewundenes Eisengestell befestigt, welches die runde Feuerschale trägt.
Auf der Nordostseite ist eine Granitplatte mit der Inschrift
BISMARCK
auf der Südwestseite auf einem rechteckigen Stein die Inschrift
AFV
TUBERANIA
1903
angebracht.
Turmgeschichte
1903-1918
Die Einweihung des Turmes wurde zusammen mit dem 18. Stiftungsfest der Tuberania auf den 03. und 04. Oktober 1903 gelegt.
Am 03.10.1903 fand ab 20:30 Uhr ein Festkommers im Badischen Hof statt.
Am 04.10.1903 wurde die von den "Damen gestiftete Fahne" im Badischen Hof übergeben. Danach fand ein musikalischer Frühschoppen statt.
Die feierliche Einweihungsfeier wurde am Nachmittag des 04.10.1903 durch die akademischen Ferienverbindungen Tuberania und Moenania durchgeführt. Um 15:00 Uhr formierte sich ein Festzug, der unter reger Beteiligung der Bevölkerung durch die Stadt zum Tuberanen-Eck führte.
Die Festrede der Einweihung hielt Dr. phil. Fritz Schmidt aus Tauberbischofsheim. Im Anschluss an seine Rede übergab Dr. Schmidt die Feuersäule an Bürgermeister Alois Kachel in den Schutz der Stadt Tauberbischofsheim. Der Bürgermeister versprach dies im Namen der Stadt Tauberbischofsheim.
Um 20:00 Uhr wurde ein großer Festball im Badischen Hof Tauberbischofsheim abgehalten.
1919-1999
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde an der Nordwestseite der Säule eine Ehrentafel mit der Inschrift
EHRENTAFEL DER
AFV TUBERANIA
IHR LEBEN OPFERTEN
IM GROSSEN KRIEG
1914-1918
und den Namen der gefallenen Vereinsmitglieder angebracht.
Bis in die 1930er Jahre wurde anlässlich Bismarcks' Geburtstag am 01. April ein Feuer in der Feuerschale entzündet.
Durch den Bau der Umgehungsstraße in den 1960er Jahren wurde der Höhberg von der Stadt abgeschnitten. Der Wald wuchs im Laufe der Jahre immer weiter zu und versperrte die Sicht vom Grundstück auf die Stadt.
2000-heute
Im Jahr 2000 waren die Inschriften an der Säule kaum noch zu entziffern.
Im Frühjahr 2002 ließ der Rotary-Club den Baumbewuchs in Absprache mit dem Forstamt auslichten und legte am Bismarckturm einen Rastplatz mit guter Aussichtsmöglichkeit an.
Im Jahr 2022 befindet sich der Verein "Ferienverbindung Tuberania" in der Auflösung. Im Februar 2022 wurde über die Bürgerstiftung zu Spenden für die Sanierung aufgerufen.
Am 05. Mai 2022 ging die Bismarcksäule offiziell von der "Ferienverbindung Tuberania" in das Eigentum der Stadt Tauberbischofsheim über.
Die Sanierung des Bauwerks ist für das Jahr 2025 geplant.
Links
Spendenaufruf Bismarckturm Tauberbischofsheim
Quellen
- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 380
- Seele, Sieglinde: Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-TURM von TAUBERBISCHOFSHEIM (Baden-Württemberg)
- Zeitschrift des Bismarck-Bundes: 2. Jahrgang 1904 (Nr. 2, S. 3)
- Badische Tauberzeitung Nr. 250 vom 26.10.1899
- Wertheimer Zeitung Nr. 199 vom 27.08.1903; Nr. 230 vom 02.10.1903; Nr. 233 vom 06.10.1903
- Karslruher Zeitung vom 03.10.1903, S. 4
- Fränkische Zeitung vom 02.05.2002
- Fränkische Nachrichten vom 04.10.2003
Fotos
- Jörg Bielefeld, Leverkusen (Mai 2003)
- Hans-Dieter Hirschmann, Haßloch (Juli 2012)
- Richy Oelke, Kelkheim (Mai 2021)
Übersichtskarte Standort Bismarckturm
Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.
Bildergalerie Bismarckturm Tauberbischofsheim
Foto Bismarckturm Tauberbischofsheim Mai 2003
Foto Bismarckturm Tauberbischofsheim (Detail) Mai 2003
Foto Bismarckturm Tauberbischofsheim Mai 2003
Foto Bismarckturm Tauberbischofsheim Mai 2021
Foto Bismarckturm Tauberbischofsheim (Detail) Mai 2021
Foto Bismarckturm Tauberbischofsheim Mai 2021
Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen
Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)
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