Frankfurt an der Oder (Slubice)

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Frankfurt an der Oder undatiert

Ehemaliger Standort

Schäfereiberg

Słubice (Polen)


Datenblatt


Höhe: 14,50 m

Kosten: 11.000 Mark

Einweihung: 01.04.1901


Sprengung Bismarckturm: 20.02.1945

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Frankfurt an der Oder um 1902

Feuersäule auf dem Schäfereiberg
Der Bismarckturm in Frankfurt (Oder) (Słubice)


Bauplanung

Am 27.03.1899 beschlossen drei in den Osterferien in ihrer Heimatstadt Frankfurt (Oder) weilende Studenten sowie einige „alte Herren“, die im Voraus gezahlten Beiträge für einen am 01.04.1899 geplanten Bismarckkommers für den Bau einer Bismarcksäule zu verwenden. Der Geldbetrag sollte an einen noch zu bildenden Bismarcksäulen-Ausschuss überwiesen werden.

Kurz darauf konnten Bürger aus Frankfurt (Oder) für das geplante Projekt begeistert werden, insbesondere von Kaufmann Michael Martin Lienau. Es wurden erste Spendensammlungen durchgeführt.

Bei einer 1. Versammlung von Akademikern und Bürgern am 14.04.1899 wurde ein engerer Ausschuss für den Bau einer Bismarcksäule gebildet, der einen Aufruf startete, um Spenden für den Turmbau zu sammeln. Vorsitzender des Ausschusses war Generalleutnant a.D. Exzellenz von Schroetter.

Zur Ausführung wählte der Ausschuss den von der deutschen Studentenschaft mit dem 1. Preis ausgezeichneten Entwurf "Götterdämmerung" des Architekten Wilhelm Kreis. Obwohl Architekt Kreis eingeladen wurde, nach Frankfurt zu kommen, um seine Meinung zum geplanten Bauplatz abzugeben, blieb eine Antwort von ihm bis Herbst 1899 aus.

So entschied sich der Ausschuss Anfang 1900 selbst für den 240 m von den Wirtschaftsgebäuden der Schäferei entfernt gelegenen Platz auf dem Schäfereiberg südöstlich der Stadt. Der Bauplatz wurde gewählt, weil der Turm von der Oderbrücke gut sichtbar war, eine geeignete Fahrstraße für die Lieferung der Baumaterialien aufwies und die Entfernung zum Wald ausreichend genug war, damit bei der Befeuerung der Säule der städtische Forst nicht gefährdet werden konnte.

Mit dem Pächter des Bauplatzes, Herrn Thiede-Rothvorwerk, wurde eine Vereinbarung getroffen, dass er dem Ausschuss die für den Turmbau erforderlichen zwei Morgen Land zum Selbstkostenpreis von 12 Mark Pacht pro Jahr überließ. Die Stadt als Eigentümerin des Geländes verlangte vom Ausschuss eine jährliche Anerkennungsgebühr in Höhe von 1 Mark. Zudem gestattete die Stadt dem Ausschuss, im Booßener Wald nach Granitfindlingen zu graben.

Die Lieferung des Baumaterials wurde im Februar 1900 ausgeschrieben. Die Anfuhr der Findlingssteine wurde ab dem 20.04.1900 durchgeführt.

Die Firma Franz Köhler gab zum Besten der Bismarcksäule eine Ansichtskarte mit dem Motiv Bismarckturm heraus, die für 10 Pfennig verkauft wurde.

Finanziert wurde die 11.000 Mark teure Säule durch Spendensammlungen in der Umgebung.


Bauarbeiten

Bauoberleiter beim Turmbau vor Ort war Baurat Hesse, die Ausführung der Arbeiten übernahmen die Zimmermeister Otto Stumpf und Fr. Matzdorff aus Frankfurt (Oder) [gehörten dem Ausschuss an].

Als Baumaterial wählte man Feldstein-Findlinge (Granit) aus der Umgebung. Für die Hintermauerung wurden Backsteine verwendet.

Im November 1900 war die Bismarcksäule noch mit Rüststangen versehen und hatte eine Höhe erreicht, dass sie von der Oderbrücke aus erkennbar war. Mitte Dezember 1900 war der Turm auf 12 m angewachsen. Aufgrund des langen und harten Winters mussten die Bauarbeiten zu dieser Zeit unterbrochen werden. Die Arbeiten wurden Anfang 1901 fortgesetzt.

Bei einer Versammlung des Ausschusses am 11.03.1901 wurde aufgrund der baldigen Vollendung des Baus beschlossen, dass das geplante Einweihungsdatum 01.04.1901 eingehalten werden kann.


Turmbeschreibung

Der 15 m hohe Bismarckturm wurde als Feuersäule ohne Aussichtsfunktion errichtet.

Auf einem 6,80 m x 6,80 m großen, nach oben herausragenden Fundament wurde das Bauwerk errichtet.

Auf dem Fundament erhob sich ein einstufiger quadratischer Sockel mit einer Seitenlänge von 5,60 m x 5,60 m.

Auf dem Sockel saß der sich der nach oben hin leicht verjüngende Turmschaft.

Die vier Kanten des Schaftes bestanden - wie bei dem Entwurf "Götterdämmerung" typisch - aus Dreiviertelsäulen, die von einem Architrav mit mehrstufigem Oberbau zusammengehalten wurden.

Zur Stadtseite hin wurde eine Sandsteinplatte mit Bismarck-Wappen und der Inschrift (Bismarck-Wahlspruch)


in trinitate
robur

angebracht.

Durch eine Tür auf der Rückseite der Säule gelangte man in einen Hohlraum, von dem Steigeisen bis zur Feuerschale führten. Diese - fest eingemauerte - Feuerschale aus Kesselblech hatte einen Durchmesser von 2,40 m und eine Höhe von 0,40 m und wurde von der Fa. Gaul & Hoffmann kostenlos zur Verfügung gestellt.

Zwecks Befeuerung wurde die Feuerschale mit einem halben Fass Teer und sieben Festmetern Holz versehen. Das Holz wurde quadratisch bis zu einer Höhe von zwei Metern aufgerichtet und mit Teer und Petroleum übergossen.


Turmgeschichte

Am Mo., 01.04.1901 wurde die Bismarcksäule feierlich eingeweiht. Um 18:00 Uhr versammelten sich Studentenkorporationen, Vereine, Gewerkschafter, Vertreter der Behörden und Schulen sowie zahlreiche Bürger zum Festzug zur Säule.

Nach Ankunft des Festzuges hielt Divisionspfarrer Schlegel die Festrede. Zum Abschluss der Einweihungsfeier wurde erstmals ein Holzstoß auf der Säule entzündet.

Ein Bismarck-Verein unter Vorsitz von Exzellenz von Schroetter wurde am 01.04.1905 gegründet, der die Betreuung der Säule übernahm. Bei der Jahreshauptversammlung des Vereins im März 1906 wurde beschlossen, alle fünf Jahre eine große Bismarck-Feier anlässlich seines Geburtstages zu feiern.

In den Jahren 1909 bis 1915 sowie im Jahre 1924 (Befeuerungsdaten sind gesichert, ggf. fanden auch weitere Befeuerungen statt) wurde jeweils am 01.04. ein Feuer auf dem Turmkopf entzündet.

Um den 20.02.1945 wurde die Säule, vermutlich von der Deutschen Wehrmacht, gesprengt. Grund für die Sprengung war mit hoher Wahrscheinlichkeit, die Säule der sowjetischen Armee nicht als Richtpunkt im eigenen Stellungssystem anzubieten.

Im Juli 1992 konnten noch Reste der gesprengten Säule am ehemaligen Standort gefunden werden [Seele], auch im Juli 2008 waren noch Steinreste vorhanden.


Links (ehemaliger Standort)

Google Maps

Koordinaten und Kartenmaterial


Quellen

- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 148-149
- Seele, Sieglinde; Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-SÄULE von FRANKFURT a. O. / Brandenburg
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 35 "Die Bismarck-Feuersäule zu Frankfurt-Oder", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Zeitschrift des Bismarck-Bundes: 4. Jahrgang 1906 (Nr. 4, S. 62); 12. Jahrgang 1914 (Nr. 3, S. 35)
- Ehrhardt, Max: Bismarck im Denkmal des In- und Auslandes, Thüringische Verlags-Anstalt Eisenach-Leipzig, 1903, "Die Bismarck-Säule (Architekt Kreis) zu Frankfurt a. O."
 

Fotos (ehemaliger Standort)

- Ralf Löhder, Eisenhüttenstadt (Juli 2008)

Übersichtskarte ehemaliger Standort Bismarckturm

Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.

Bildergalerie ehemaliger Bismarckturm Frankfurt an der Oder (Słubice)

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Frankfurt an der Oder undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Frankfurt an der Oder 1914

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Frankfurt an der Oder 1901

Ansichtskartenmotiv Einweihungskarte Bismarckturm Frankfurt an der Oder 1901

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Frankfurt an der Oder undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Frankfurt an der Oder 1901

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Frankfurt an der Oder undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Frankfurt an der Oder 1914

Foto Bismarckturm Frankfurt an der Oder um 1901

Foto Bismarckturm Frankfurt an der Oder um 1901

Ansichtskartenmotiv Einweihung Bismarckturm Frankfurt an der Oder 1901

Foto Reste ehemaliger Standort Bismarckturm Frankfurt an der Oder Juli 2008

Foto Reste ehemaliger Standort Bismarckturm Frankfurt an der Oder Juli 2008

Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen

Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)

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