Rostock

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Rostock undatiert

Ehemalige Standorte

Barnstorfer Anlagen (bis 1935)

Sedanplatz (1935 - 1956)


Datenblatt


Höhe: 8 m

Kosten: 6.947,04 Mark

Grundsteinlegung: 21.06.1900

Einweihung: 21.06.1901


Abriss der Bismarcksäule: 1956

Ansichtskartenmotiv (Seidenkarte) Bismarcksäule Rostock 1903

Die umgesetzte Bismarcksäule aus der Bauausstellung
Der Bismarckturm in Rostock


Vorbemerkungen

Diese von der Studentenschaft Rostock angeregte Bismarcksäule wurde nach dem preisgekrönten Entwurf "Götterdämmerung" des Architekten Wilhelm Kreis gebaut.


Bauplanung

1898-1899

Im Dezember 1898 regten Professor Dr. Dietrich Barfurth, Vorsitzender des Ausschusses der deutschen Studentenschaft und Professor Dr. Paul Falkenberg, Rektor der Universität Rostock (1897-1898), den Bau einer Bismarcksäule für Rostock an.

Die Studentenschaft gründete ein Bismarckturm-Komitee unter Vorsitz von Professor Dr. Barfurth.

Die Kosten wurden auf 6.000 Mark veranschlagt.

Bereits Ende Juni 1899 war der Baufonds durch Spenden auf 1.871 Mark gestiegen.

In mehreren Buchhandlungen der Stadt Rostock wurden die Bismarcksäulen-Entwürfe ausgestellt. Der Akademische Gesangsverein führte ein Konzert zum Besten der Bismarcksäule durch.


1900

Am 30.05. und 31.05.1900 fanden zu Gunsten der Errichtung des Turmes die Gustav Adolf-Festspiele im Stadttheater Rostock statt, zu denen auch das Großherzogspaar von Mecklenburg-Schwerin eingeladen wurde (diese waren an beiden Tagen allerdings verhindert). Die Festspiele (u.a. mit "Wallensteins Lager" von Friedrich Schiller, "Die Torgauer Heide" von Otto Ludwig, "Der Kurmärker und die Picarde" von Louis Schneider) brachten insgesamt 2.200 Mark für den Bau des Turmes ein.

Die Hospitaladministration stellte einen Bauplatz auf dem Kaiserplatz (später: Bismarck-Höhe, heute Südende der Schillingallee) kostenlos zur Verfügung. Es handelte sich um den höchsten Punkt des Barnstorfer Wäldchens (Barnstorfer Anlagen), in der Nähe der damaligen Gaststätte Kaiser-Pavillon.

Am 21.06.1900 wurde "unter zahlreicher Beteiligung" der Grundstein der Säule gelegt, abends fand ein Kommers der Studenten- und der Bürgerschaft statt.

Im Frühjahr 1901 hielt der Archäologe Friedrich Freiherr Hiller von Gaertringen (1864 – 1947) einen Vortrag zum Besten der Bismarcksäule.

Der Ausschuss kaufte einen auf der Deutschen Bauausstellung in Dresden (01.07.-15.10.1900) ausgestellten Bismarcksäulen-Entwurf von Wilhelm Kreis, ausgeführt von der Firma C.G. Kunath in Dresden für Rostock, an.

Die Kosten in Höhe von 6.947,04 Mark wurden durch Spendensammlungen in der Rostocker Bürgerschaft, Vorträge in der Universität und Aufführungen der Studenten im Stadttheater finanziert.


Bauarbeiten

Die Bismarcksäule wurde von der Deutschen Bauausstellung in Dresden abgebaut und in gleicher Form (zusätzlich mit Feuerschale) in Rostock aufgestellt.

Baumaterial für die Säule war sächsischer Granit von den Granitwerken C.G. Kunath aus Dresden (wie auf der Bauausstellung in Dresden 1900).

Die ausführenden Bauleiter der Säule waren Stadtbaudirektor Gustav Dehn und Maurermeister Ludwig Berringer, die beide unentgeltlich arbeiteten. Maurermeister Carl Heinig aus Rostock besorgte die Aufstellung.

Die 200 kg schwere Feuerschale wurde in der Neptunwerft in Rostock hergestellt. Befeuert wurde diese mit Torf, der pyramidenförmig in der Feuerschale aufgeschichtet und mit Petroleum getränkt wurde.

Mitte Januar 1901 war der Aufbau der Bismarcksäule abgeschlossen.


Turmbeschreibung

Die acht Meter hohe Feuersäule ohne Aussichtsfunktion hatte ein dreistufiges quadratisches Podest (5,50 m x 5,50 m) als Basis. Auf den Podeststufen erhob sich der quadratische Turmsockel. Die untere Podeststufe hatte eine Höhe von 1,0 m.

Die vier Kanten des Schaftes bestanden - wie bei dem Entwurf "Götterdämmerung" typisch - aus Dreiviertelsäulen, die von einem Architrav mit zweistufigem Oberbau zusammengehalten wurden.

Auf dem Turmkopf war die runde, metallene Feuerschale installiert.

Als einzigen Schmuck trug die Säule auf der Südseite ein Reichsadlerrelief mit Bismarck-Wappen, welches in der Granitschleiferei des Maurermeisters Carl Heinig in Rostock angefertigt worden ist.


Turmgeschichte

1901-1934

Bei der feierlichen Einweihung der Säule am 21.06.1901 wurde dem Ausschuss der Studentenschaft Rostocks seitens der Stadtverwaltung „für ewige Zeiten“ das Recht eingeräumt, an bestimmten Tagen die Feuersäule zu beflammen.

Trotz mehrerer Einladungen (und der Möglichkeit der Terminverschiebung) durch Prof. Barfurth als Vorsitzenden des Ausschusses zur Errichtung einer Bismarcksäule sagte der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin Friedrich Franz IV. (1882 – 1945) am 12.06.1901 ohne Begründung die Teilnahme an der Einweihungsfeier ab.


Die Säule war Eigentum der Universität Rostock.

Das Bauwerk wurde am 21.06.1902 anlässlich der Sonnenwendfeier unter Beteiligung der Studentenschaft und der Bürgerschaft befeuert. Die Leitung der Veranstaltung lag in den Händen des Theologischen Vereins. Die Festrede an der Bismarcksäule hielt dessen Vorsitzender, stud. theol. Frahm. Die Feier dauerte bis zum Morgen des nächsten Tages.

Am 21.06.1903 wurden anlässlich der Sommersonnenwendfeier riesige Eichenlaub-Kränze von Prof. Barfurth und einem Vertreter des Akademischen Gesangsvereins am Fuße der Säule niedergelegt. Anschließend zogen sieben Korporationen mit Fackeln zur Tonhalle, wo der Festkommers stattfand.

Auch in den nächsten Jahren wurde die Bismarcksäule jeweils zur Sommersonnenwende am 21.06. befeuert.


1935-1956

Im Frühjahr 1935 wurde die Säule von Baumeister Hermann Kasch aus Rostock komplett abgetragen und auf den Sedanplatz umgesetzt.

Da dieser Platz jedoch Bestandteil des Rostocker Zoos wurde, wurde die Säule im Rahmen einer Zoo-Erweiterung im Jahr 1956 endgültig abgerissen.


Links

Google Maps (Zoo, Barnstorfer Anlagen)

Koordinaten und Kartenmaterial (Zoo, Barnstorfer Anlagen)


Quellen

- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 337-338
- Seele, Sieglinde: Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-SÄULE von ROSTOCK (Mecklenburg-Vorpommern)
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 42 "Bismarck-Feuersäule zu Rostock", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Zeitschrift des Bismarck-Bundes: 5. Jahrgang 1907 (Beilage: Die Bismarck-Feuersäule)
- Ehrhardt, Max: Bismarck im Denkmal des In- und Auslandes, Thüringische Verlags-Anstalt Eisenach-Leipzig, 1903, "Die Bismarck-Säule (Architekt Kreis) zu Rostock“

- Deutsche Bauhütte, 4. Jg. 1900, S. 236

- Akademische Blätter, Zeitschrift des Kyffhäuser-Verbandes der Vereine Deutscher Studenten: 14. Jg. (Nr. 7 vom 01.07.1899, S. 99); 15. Jg. (Nr. 5 vom 01.06.1900, S. 70; Nr. 7 vom 01.07.1900, S. 105; Nr. 20 vom 16.01.1901, S. 312); 16. Jg. (Nr. 7 vom 01.07.1901, S. 109); 17. Jg. (Nr. 8 vom 16.07.1902, S. 130); 18. Jg. (Nr. 7 vom 01.07.1903, S. 119), 22. Jg. (Nr. 7 vom 01.07.1907, S. 110)

- Rheinisch-Westfälische Zeitung Nr. 518 (Morgen-Ausgabe) vom 26.06.1901

- Illustrirte Zeitung Nr. 2930 vom 24.08.1899


Fotograf (ehemaliger Standort)

Ralph Männchen, Dresden (Oktober 2017)

Übersichtskarte Standort Bismarckturm

Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.

Bildergalerie ehemalige Bismarcksäule Rostock

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Rostock 1924

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Rostock 1905

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Rostock 1906

Foto Bismarcksäule für Rostock auf der Deutschen Bauausstellung Dresden Juli 1900

Foto Bismarcksäule Rostock undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Rostock 1901

Foto ehemaliger Standort Bismarcksäule Rostock (Barnstorfer Anlagen) Oktober 2017

Foto ehemaliger Standort Bismarcksäule Rostock (Barnstorfer Anlagen) Oktober 2017

Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen

Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)

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