Lüdenscheid

Foto Bismarcksäule Lüdenscheid 1902

Ehemaliger Standort

Breitenloher Str. / Kaiserallee




Datenblatt


Höhe: 17,50 m

Kosten: 25.000 Mark

Einweihung: 11.05.1902


Abbruch Bismarcksäule: Sommer 1965

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Lüdenscheid undatiert

Der Bismarckturm im Pausenhof
Die Lüdenscheider Bismarcksäule


Bauplanung

1898-1899

Im Herbst 1898 regte der Landrat des Kreises Altena, Dr. Hermann Heydweiler, in Lüdenscheid den Bau eines Bismarckturmes an.

Am 12.01.1899 wurde in einer Volksversammlung in der Gaststätte "Erholung" ein Bismarckturmausschuss unter Leitung von Oberlehrer Dr. Hotop gewählt. Weitere Mitglieder des 19-köpfigen Ausschusses waren u.a. Landrat Dr. Hermann Heydweiller, Bürgermeister Dr. Wilhelm Jockusch und der Fabrikant E. Wilhelm Turck.

Noch im Januar 1899 wurde in den Lüdenscheider Zeitungen zu Spenden für die Bismarcksäule aufgerufen. Innerhalb kurzer Zeit, bis zum 21.02.1899, wurden 26.543 Mark gesammelt. Insgesamt 1.300 Bürger hatten bereits für den Bau des Bismarckturmes gespendet.

Wie im benachbarten Hagen wählte man den preisgekrönten Entwurf "Götterdämmerung" des Architekten Wilhelm Kreis für die Säule aus. Der Entwurf wurde von Stadtbaumeister Jödicke „den örtlichen Verhältnissen entsprechend“ abgeändert.

Von drei möglichen Standorten (Höh, Stadtpark und Breitenloh) wählten die Stadtverordneten mit einer ¾-Mehrheit, gegen den Vorschlag des Architekten Wilhelm Kreis, der sich für den Bauplatz "Höh" ausgesprochen hatte, den Breitenloh aus. Zuvor waren zu Testzwecken an den in der näheren Auswahl befindlichen Standorten Höh und Breitenloh Erinnerungsfeuer zu Ehren des verstorbenen Reichskanzlers entzündet worden.
Es wurde beschlossen, dass das Gelände auf einer Breite von 60 m rings um die Säule nicht bebaut werden sollte.


1900

Anfang April 1900 wurde in der Stadtverordnetensitzung beschlossen, einen 20 m im Durchmesser großen Platz für den Bau der Bismarcksäule abzugeben. Um das Bauwerk sollte eine großer Volksspielplatz entstehen. Die Stadt kaufte Frau Marie Tweer das Grundstück ab. Den Baugrund von 16 Morgen Größe stellte die Stadt Lüdenscheid kostenlos zur Verfügung.

Die Gesamtkosten für den Bau des Turmes betrugen 25.000 (nach anderer Quelle 30.000) Mark.


Bauarbeiten

Als Material wurde Grauwacke verwendet, welche in einem städtischen Steinbruch (Lüdenscheid-Höh) gewonnen wurde. Einzelne Blöcke im Sockel waren bis zu 5.000 kg schwer. Für die Abdeckung des Sockels und für die äußeren Stufen wählte man Niedermendiger Basaltlava.

Die Bauarbeiten wurden ausgeführt von der Baufirma Hugo Klein aus Lüdenscheid. Bauleiter war Stadtbaumeister Otto Jödicke.

Die Bauarbeiten konnten bereits Anfang Oktober 1901 abgeschlossen werden.

Noch vor der offiziellen Einweihung fand am 01.04.1902 eine Gedenkfeier an der Säule statt, bei der das Feuer auf dem Turmkopf erstmals entzündet wurde. Die offizielle Einweihungsfeier hatte man auf den 11.05.1902 verschoben, weil man sich einerseits im Mai besseres Wetter erhoffte, andererseits war das Einweihungsdatum der 7. Jahrestag des Besuches einer Delegation von 3.000 Westfalen, die am 11.05.1895 von Otto von Bismarck im Sachsenwald persönlich begrüßt wurden.


Turmbeschreibung

Der 17,50 m hohe Aussichtsturm mit Befeuerungsvorrichtung hatte einen quadratischen Grundriss.

Als Basis des Turmes dient ein zweistufiges quadratisches Podest. Eine Stein-Treppe mit 10 Stufen führte auf der Eingangsseite (Ostseite) durch die Podeststufen zur Eingangstür.

Auf der Westseite war als einziger Schmuck ein Bismarckwappen aus Bronze, gefertigt von Paul Stotz aus Stuttgart, angebracht. 

Die vier Kanten des Schaftes bestanden - wie bei dem Entwurf "Götterdämmerung" typisch - aus Dreiviertelsäulen, die von einem Architrav mit dreistufigem Oberbau zusammengehalten wurden.

Auf dem Turmkopf des über Holztreppen besteigbaren Bauwerkes wurde auf acht Streben eine schmiedeeiserne Feuerschale mit einem Durchmesser von 2 m angebracht. Die Kosten für die runde Feuerschale beliefen sich auf 682 Mark. Die Feuerschale wurde mit Scheitholz, welches mit flüssigem Teer und Petroleum getränkt war, befeuert.

Erstmals befeuert wurde die Säule vor der Einweihung am 01.04.1902 (Bismarcks Geburtstag). 
 

Turmgeschichte

Bei der Einweihungsfeier am 11.05.1902 nahmen 30 Vereine, 1800 Schüler sowie zahlreiche Bürger teil. Dr. Hotop übergab nach einer Ansprache den Turmschlüssel an Bürgermeister Dr. Jockusch als Vertreter der Stadt. Die Weiherede hielt Superintendent Niederstein.

Nach der Einweihung fand in der neu errichteten Schützenhalle eine Festveranstaltung statt, bei der der damalige Landrat des Kreises Altena, Fritz Thomeé, den Turm als "Wahrzeichen der Stadt" bezeichnete.

Im Jahre 1956 wurde um den Bismarckturm die Albert-Schweitzer-Schule gebaut. Das Bauwerk stand nun mitten auf dem Pausenhof der Schule.

Am 25.01.1965 beschloss der Rat der Stadt Lüdenscheid aufgrund schadhaften Baumaterials den Abbruch der Säule. Die Abtragung der Säule erfolgte im Sommer 1965. Eine Bürgerinitiative hatte zuvor vergeblich versucht, den Abbruch des sanierungsbedürftigen Turmes zu verhindern. Für den Erhalt des Turmes setzte sich besonders Oberstudienrat Dr. Deitenbeck ein.

Die Steine wurden zur Straßenabgrenzung beim Heckengang an der Kinderklinik des Kreiskrankenhauses Philippstraße verwendet. Weiteres Baumaterial (Grauwacke) des abgerissenen Bismarckturmes wurde in die Senken des unteren Honseler Bruches abgekippt (Baugebiet Honseler Bruch / Königsberger Str. / Glatzer Str.).

Da die Bürgerinitiative den Abbruch der Säule nicht verhindert konnte, bildete sich die „Interessengemeinschaft zur Errichtung einer Bismarck-Gedenkstätte“. Von der Stadt Lüdenscheid wurden eine Geldsumme sowie ein Grundstück im Loher Wäldchen zur Verfügung gestellt (ehemaliger Standort des Friedensdenkmals).

Als "Turm-Ersatz" wurde am 12.06.1968 dort ein 3,17 m hoher Bismarck-Gedenkstein eingeweiht, den Bildhauer Prof. Meller entworfen hatte. Das bronzene Bismarck-Wappen der ehemaligen Bismarcksäule ziert den Gedenkstein als Schmuck.

Der Grundstein der ehemaligen Bismarcksäule wurde gerettet und in den Museen der Stadt Lüdenscheid ausgestellt. Die Albert-Schweitzer-Schule wurde im Jahr 2014 geschlossen, anschließend wurde sie zeitweise als Flüchtlingsheim verwendet.
Im Jahr 2021 wurde das Gebäude von der VHS Lüdenscheid genutzt.


Links (ehemaliger Standort)

Google Maps

Koordinaten und Kartenmaterial


Quellen

- Seele, Sieglinde, Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-SÄULE von LÜDENSCHEID (Nordrhein-Westfalen)
- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 258
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 62 "Bismarck-Feuersäule zu Lüdenscheid i. W.", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Zeitschriften des Bismarck-Bundes; 5. Jahrgang 1907 (Beilage: "Die Bismarck-Feuersäule")
- Ehrhardt, Max: Bismarck im Denkmal des In- und Auslandes, Thüringische Verlags-Anstalt Eisenach-Leipzig, 1903: 2. Teil, „Die Bismarck-Säule (Architekt Kreis) zu Lüdenscheid (Westf.)“
- Timm, Willy: „Ihre Flammen lodern nicht mehr“, Der Märker, 25. Jahrgang 1976, Heft 2, S. 23-26
- Schreiben des Stadtarchivs Lüdenscheid vom 25.10.1994 und 08.03.2002

- General-Anzeiger: 16.01.1899; 08.02.1899; 10.02.1899; 11.02.1899

- Dortmunder Zeitung: 10.02.1899

- Rhein- und Ruhrzeitung: 07.02.1899; 05.10.1901

- Rheinisch-Westfälische Zeitung: 04.04.1900; 02.04.1902

- Annener Zeitung: 04.10.1900;

- Westfälische Zeitung: 06.04.1900;

- Aachener Allgemeine Zeitung: 05.10.1901
- Lüdenscheider Zeitung: 12.05.1902 ("Die Einweihung der Bismarcksäule")
- Lüdenscheider Wochenblatt: 12.05.1902 ("Einweihung der Bismarcksäule in Lüdenscheid")
- Lüdenscheider Generalanzeiger: 09./10.05.1942
- Lüdenscheider Nachrichten: 20./21.06.1964; 05.05.1976; 10./11.07.1976

- Westfälische Rundschau: 07.09.1984


Fotografen

- Jörg Bielefeld, Leverkusen (Februar 2009)

- Ralph Männchen, Dresden (Juni 2017)

Übersichtskarte Standort Bismarckturm

Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.

Bildergalerie ehemalige Bismarcksäule Lüdenscheid

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Lüdenscheid undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Lüdenscheid undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Lüdenscheid 1908

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Lüdenscheid 1901

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Lüdenscheid 1938

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Lüdenscheid 1940

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Lüdenscheid 1963

Ansichtskartenmotiv Entwurf Bismarcksäule Lüdenscheid 1903

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Lüdenscheid undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Lüdenscheid 1915

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Lüdenscheid 1902

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Lüdenscheid 1919

Ansichtskartenmotiv Feldgottesdienst an der Bismarcksäule Lüdenscheid um 1915

Foto ehemaliger Standort Bismarcksäule Lüdenscheid Februar 2009

Foto ehemaliger Standort Bismarcksäule Lüdenscheid Juni 2017

Foto Bismarck-Wappen der ehemaligen Bismarcksäule am Bismarck-Denkmal Lüdenscheid Juni 2017

Foto Bismarck-Denkmal Loher Wäldchen Lüdenscheid Juni 2017

Foto Bismarck-Denkmal Loher Wäldchen Lüdenscheid Juni 2017

Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen

Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (mit Erlaubnis des Fotografen)

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