Von der Bismarckwarte zum Friedensturm
Die Bismarckwarte in Weinböhla
Bauplanung
Kulturtechniker und Rittergutsbesitzer Carl Wilhelm Wießner aus Weinböhla regte am 27.08.1901 den Bau einer Bismarckwarte in Weinböhla an. Er hatte dazu bereits Entwürfe gefertigt, die er am 29.08.1901 zwecks baupolizeilicher Genehmigung an die Königliche Amtshauptmannschaft Meißen leitete.
Am 02.09.1901 wurde zunächst die baupolizeiliche Genehmigung ohne weitere Bedingungen erteilt.
Als Standort der Bismarckwarte hatte Wießner den höchsten Punkt im Osten der Stadt Weinböhla (206 m über NN) ausgewählt.
Die Baugenehmigung für den tatsächlich ausgeführten Entwurf (Unterschiede zum ursprünglichen Entwurf nicht bekannt) erhielt Bauherr Wießner erst am 20.02.1903.
Die Baukosten für den Turmbau in Höhe von 7.500 Mark übernahm Carl Wilhelm Wießner (mit Hilfe einer von ihm zu diesem Zwecke gegründeten Aktiengesellschaft) komplett.
Bauarbeiten
Als ausführenden Baumeister wurde Hermann A. Kannegießer aus Weinböhla beauftragt, der die gesamte Anlage aus Bruch- und Ziegelsteinen erbaute.
Turmbeschreibung (zur Zeit der Einweihung)
Der 20 m hohe Aussichtsturm ohne Befeuerungseinrichtung wurde auf einer hochgemauerten Terrassenanlage errichtet.
Über eine Treppenanlage mit 16 Stufen auf der Westseite erreicht man die 2,50 m hohe Terrassenanlage, die von einer Brüstung mit acht Zinnentürmchen (davon sechs mit Spitzhaube und zwei "Schachtürmen" an der Treppenanlage) eingefasst ist.
Über die Terrasse gelangt man über weitere fünf Stufen zum oberen (westlichen) Eingang der Bismarckwarte.
Bis zur ersten Ebene (Terrasse) führt eine rechtsdrehende Treppe (Breite: 1,08 m) mit zwanzig Stufen. Über weitere 49 Stufen erreicht man die obere Aussichtsebene des Rundturmes (2,90 m breit, 2,05 m hoch).
Über dem Eingang auf der Westseite wurde eine Inschrifttafel aus Sandstein, darüber die Jahreszahl "1903" und ein Bismarckmedaillon in Bronze, hergestellt vom Bildhauer Heinrich Fischer aus Weinböhla, angebracht.
Die Inschrift auf der Sandsteintafel lautet
Des Fürsten Bismarck Ruhm verkündet,
Die Warte stolz auf Bergesrand.
Er hat das Deutsche Reich gegründet,
Geeint das Deutsche Vaterland.
Bleibt auch in Eintracht ferner stark!
Seid treue Deutsche bis ins Mark!
Als Schmuck trug jeder dieser Zinnentürme das Wappen eines der acht größten deutschen Staaten.
Über eine Tür auf der Ostseite gelangt man in den unterkellerten Bereich der Anlage.
Turmgeschichte
1903-1954
Die Einweihung der Bismarckwarte erfolgte am 30.08.1903. Bei dieser Feier wurde das Bauwerk in das Eigentum der Stadt Weinböhla übergeben.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage stark beschädigt. Zeitweise wurde die Bismarckwarte auch als "Hoher Turm" bezeichnet.
1955-1981
Am 12.12.1955 wurden größere Schäden am Bauwerk festgestellt. Durch eine Initiative der Weinböhlaer Heimatfreunde und einer Spende von 2.000 DDR-Mark von Erwin Schäfer wurde der Turm im Mai 1956 saniert. Die bautechnischen Arbeiten wurden von Baumeister Herbert Marx durchgeführt.
Die Bismarckwarte wurde nach erfolgter Sanierung im Rahmen einer Feier am 07.07.1956 in "Turm des Friedens" umbenannt. Alle Hinweise auf Otto von Bismarck wurden beseitigt. Das Gelände um den Turm herum wurde erneuert und Ruhebänke wurden aufgestellt.
Anstelle der entfernten Inschrifttafel wurde eine Widmungstafel mit der Inschrift
Frieden!
Erbaut 1903
Wilh. Wiesner
Erneuert 1956
Erwin Schäfer
am Turmschaft angebracht.
In den 1960er und 1970er Jahren wurde das Bauwerk mehrfach beschädigt, sodass dieser behördlich geschlossen wurde. Dachdeckermeister Quittel erneuerte im Jahr 1977 kostenlos das Turmdach.
1982 bis heute
Ab ca. 1982 bemühte man sich, den Turm wieder zugänglich zu machen, verschiedene Sicherungsmaßnahmen wurden getroffen. Ab Ende Juni 1987 wurde das Bauwerk sukzessive saniert. Der Abschluss der Arbeiten, der für Herbst 1988 vorgesehen war, verzögerte sich. Nach der Wende im Jahr 1989 war der Turm immer noch eingerüstet.
Mit Hilfe einiger Bürger und Handwerksbetriebe aus Weinböhla konnte das Bauwerk bis August 1992 saniert und wiedereröffnet werden.
Am 14.09.2003 wurde das Turmjubiläum feierlich begangen.
Im Frühjahr 2012 fanden weitere Sanierungsarbeiten statt.
Öffnungszeiten
Der Schlüssel für den Turm kann zwecks Besichtigung an folgenden Stellen ausgeliehen werden:
Eintritt: 1 €
Links
Koordinaten und Kartenmaterial
Quellen
- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 400-401
- Seele, Sieglinde: Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-SÄULE von WEINBÖHLA (Sachsen)
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 50 "Bismarck-Warte zu Weinböhla in Sachsen", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Zeitschrift des Bismarck-Bundes: 1. Jahrgang 1903 (Nr. 4, S. 4; Nr. 5, S. 9)
Fotografen
- Jörg Bielefeld, Leverkusen (2001, Mai 2007)
- Ralph Männchen, Dresden (Januar 2005, Februar 2018)
- Hans-Dieter Hirschmann, Haßloch (Oktober 2008, Mai 2016)
- Christian Gerloff, Jena (April 2012)
- Sven May, Gerichshain (Juli 2014)
- Richy Oelke, Kelkheim (Juli 2020)
- Lukas Ruge, Lübeck (November 2021)
Übersichtskarte Standort Bismarckturm
Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.
Bildergalerie Bismarckwarte / Friedensturm Weinböhla
Foto Bismarckturm Weinböhla 2001
Foto Bismarckturm Weinböhla 2001
Foto Bismarckturm Weinböhla Juli 2020
Foto Bismarckturm Weinböhla Juli 2020
Foto Bismarckturm Weinböhla Juli 2020 (mit Freiherr von Drais-Stein)
Luftfoto Bismarckturm Weinböhla November 2021
Luftfoto Bismarckturm Weinböhla November 2021
Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen
Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)
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