Dorsten

Ehemaliger Standort

Freudenberg




Datenblatt


Höhe: 16 m

Einweihung: 19.10.1913


Abbruch Bismarckturm: 1920

Zeichnung von Anna Wichelhaus undatiert

Sieben Jahre Provisorium für Bismarck
Der Bismarckturm in Dorsten


Vorbemerkungen

Am 12.11.1908 trafen sich auf Einladung des Justizrates Jungeblodt und Fabrikbesitzer Heinrich Schürholz etwa zwanzig Bismarck-Verehrer, um über den Bau eines geplanten Bismarck-Denkmals für Dorsten zu sprechen. Zum Bau dieses Denkmals waren zu diesem Zeitpunkt bereits Beträge in Höhe von 3.000 Mark gezeichnet.


Planung und Finanzierung

Aus dieser Versammlung heraus bildete sich ein Komitee unter Vorsitz der Herren Jungeblodt, Schürholz und des Gymnasialdirektors Dr. Wiedenhöfer. Über die Art des Denkmals und den Standort gab es auf der Versammlung noch keine Beschlüsse, das Jahr 1915 wurde als Einweihungsjahr angestrebt.

Für das Denkmalvorhaben sollte ein Verein gegründet werden, der die Aufbringung der finanziellen Mittel gewährleisten sollte.

Am 13.12.1908 wurde auf der nächsten Versammlung über die Satzung des neu zu gründenden Vereins „Fürst-Bismarck-Denkmal der Gemeinden Dorsten und Herrlichkeit Lembeck“ beratschlagt.

Kurz darauf wurde der "Bismarck-Verein für Dorsten und Umgegend" gegründet, die Mitgliedschaft konnte für eine Mindestsumme von 1 Mark erworben werden.

Bereits im Jahr 1910 hatte der Verein 160 Mitglieder und einen Grundstock von 4.600 Mark für das geplante Denkmal.

Bis zur Hauptversammlung des Vereins am 23.03.1912 wuchs der Denkmalfonds auf ca. 6.000 Mark an.

Über die Entscheidung, das Bismarckdenkmal in Form eines Bismarckturmes zu errichten, ist nichts bekannt.


Bauarbeiten

Am 10.10.1913 und am 13.10.1913 wurde in der Dorstener Volkszeitung angekündigt, dass am So., 19.10.1913 ein Bismarck-Aussichtsturm auf dem Freudenberg eingeweiht werden soll.

Über die Bauausführung, die Baufirma und den Architekten ist nichts bekannt.


Turmbeschreibung

Auf einem quadratischen Betonsockel mit einer Grundfläche von 4,00 x 4,00 m erhob sich ein 16 m hoher hölzerner Aussichtsturm. Über eine Treppe war die breite Aussichtsplattform des viergeschossigen Turmes erreichbar. Hinweise auf Bismarck waren am Turm nicht vorhanden.


Einweihung des Turmes

Die feierliche Einweihung des Bismarckturmes inkl. eines Festzuges zum Turm wurde am 19.10.1913 um 16:00 Uhr begangen. An der Feier, die zugleich auch Gedenkakt für die 100-jährige Wiederkehr der Völkerschlacht bei Leipzig war, nahmen neben dem Kriegerverein Dorsten auch viele patriotisch gesinnte Bürger aus Dorsten und Umgebung teil.

Die Feier begann mit dem Singen des Liedes "Was uns eint als deutsche Brüder" (Musik: Felix Mendelssohn-Bartholdy, Text: Friedrich Stoltze) vom Chor des Königlichen Lehrerseminars unter Leitung von Musiklehrer Schmidt

Die Festansprache hielt Fabrikbesitzer Schürholz, der in seiner Rede betonte, dass dieser Holzturm ein Provisorium wäre und später durch einen „monumentalen Bismarckturm“ ersetzt werden würde. Am Turm sollten später zwei Inschriften (Aussprüche Bismarcks) angebracht werden. Zudem kündigte er an, dass am Turm ein großer Volks- und Jugendpark errichtet werden soll.

Amtmann Kuckelmann, der die zweite Festansprache hielt, nahm den Aussichtsturm nach der Einweihung in seine Obhut. Nach Absingen des Liedes "Deutschland, Deutschland über alles" und dem Abfeuern von Böllerschüssen marschierten alle Teilnehmer um 17:00 Uhr geschlossen mit Musikbegleitung (Dorstener Gesellenvereinskapelle) nach Dorsten zurück.

Um 18:00 Uhr war vom Dorstener Kriegerverein zur Teilnahme am Freudenfeuer im Lippetal zur Erinnerung an die Leipziger Schlacht vor hundert Jahren eingeladen worden, wo Bürgermeister Lappe eine Ansprache hielt. Eine Stunde nach Abbrennen eines großen Holzstoßes und dem gemeinsamen Singen patriotischer Lieder marschierten die Festteilnehmer geschlossen zum Dorstener Markt.

Der abschließende allgemeine Festkommers vom Bismarckverein startete um 20:30 Uhr im Saale des Hotels Eschershaus mit Gesang und Vortrag des Gymnasialdirektors Dr. Wiedenhöfer. Für die Musik sorgte die Dorstener Gesellenvereinskapelle unter Leitung von Lehrer Altenburg.


Turmgeschichte

Im Ersten Weltkrieg diente das hölzerne Bauwerk der Ersatzabteilung des Feld-Artillerie-Regiments Nr. 7 Wesel als Flugwache.

Der Turm wurde im Jahr 1920 abgebrochen.

Mit nur 7 Jahren hatte der Dorstener Turm die kürzeste "Lebensdauer" aller 243 Bismarcktürme.

Im Juni 2017 fand Johannes Götte aus Dorsten das Fundament des ehemaligen Bismarckturmes (siehe Fotos, genauer Standort über Google Maps).


Links

Google Maps

Koordinaten und Kartenmaterial (nicht verfügbar)


Foto (ehemaliger Standort)

Johannes Götte, Dorsten (Juni 2017)


Quellen

- Seele, Sieglinde, Mannheim (Archiv Seele): Bismarck-Turm von Dorsten (Nordrhein-Westfalen)
- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 103
- Zeitschriften des Bismarck-Bundes; 7. Jahrgang 1909 (Nr. 1, S. 15), 8. Jahrgang 1910 (Nr. 6, S. 93), 10. Jahrgang 1912 (Nr. 6, S. 74), 11. Jahrgang 1913 (Nr. 11/12, S. 169)
- Heimatkalender der Herrlichkeit Lembeck 1930, 6. Jahrgang, Temming-Verlag, Bocholt i.W., herausgegeben 10.11.1929, darin auf S. 37-39: H.J. Schwingenheuer, Wulfen: "Was der Meilenstein beim Forsthaus Freudenberg zu erzählen weiß".
- Heimatkalender der Herrlichkeit Lembeck 1931, 7. Jahrgang, S. 56 mit der Federzeichnung des Bismarckturmes von Anna Wichelhaus
- Dorstener Wochenblatt: 18.11.1908; 21.11.1908; 24.11.1908; 26.11.1908; 01.12.1908; 03.12.1908; 08.12.1908
- Dorstener Volkszeitung: 29.03.1913; 10.10.1913; 13.10.1913; 20.10.1913; 29.03.1913
- WAZ vom 25.10.2003 "Das Dinner for one fiel flach - Bismarckturm auf dem Freudenberg wurde vor 90 Jahren eingeweiht".

Übersichtskarte Standort Bismarckturm

Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.

Bildergalerie ehemaliger Bismarckturm

Anzeige im Dorstener Wochenblatt vom 08.12.1908

Anzeige in der Dorstener Volkszeitung vom 29.03.1913

Foto Standort ehemaliger Bismarckturm Dorsten Juni 2017

Foto Standort ehemaliger Bismarckturm Dorsten Juni 2017

Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen

Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)

Share by: