Kilwa Kivinje (Tansania)

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Kilwa Kivinje 1905

Standort

Singino Berg

Kilwa Kivinje (Tansania)


Datenblatt


Höhe: 10 m

Kosten: 2.000 Mark

Einweihung: 01.04.1901

Foto Bismarcksäule Kilwa Kivinje September 2016

Bismarcksäule aus Korallensteinen
Die Bismarcksäule in Kilwa Kivinje (Tansania)


Vorbemerkungen (Auszug aus der Geschichte der Kolonie Deutsch-Ostafrika)

Carl Peters (1856-1918) gründete im März 1884 die Gesellschaft für Deutsche Kolonisation, um u.a. Handelskolonien in Übersee zu errichten.

Im Herbst 1884 unternahm die Gesellschaft unter Führung von Carl Peters eine Expedition nach Ostafrika. Peters suchte in Sansibar gezielt örtliche Häuptlinge auf und ließ diese deutschsprachige Schutzverträge mittels Kreuzen unterschreiben.

Reichskanzler Otto von Bismarck wollte Peters nach der Rückkehr zunächst die Gründung einer Kolonie aufgrund dieser Schutzverträge verwehren, lenkte aber in Hinsicht auf die kolonialistisch gesinnten Nationalliberalen im Reichstag ein. Am 26.02.1885 legte Bismarck dem deutschen Kaiser Wilhelm I. das Protektionsgesuch über das „Schutzgebiet“ Deutsch-Ostafrika vor, dem die Ausstellung des Schutzbriefes am nächsten Tag folgte.

Im Jahr 1891 wurde Deutsch-Ostafrika als „Schutzgebiet“ offiziell der Verwaltung durch das Deutsche Reich unterstellt.

In der bevölkerungsreichsten Kolonie des Deutschen Reiches lebten 7,75 Millionen Einheimische, aber nur ca. 5.000 Europäer, die sich vorwiegend an den Küstenplätzen und Amtssitzen aufhielten.

Die Kolonie war während der gesamten Dauer des Ersten Weltkrieges umkämpft.

Der Versailler Vertrag aus dem Jahr 1919 bestimmte, dass Deutschland alle Kolonien abzugeben hatte. Deutsch-Ostafrika wurde am 20.01.1920 der Verwaltung des Völkerbundes unterstellt. Das Gebiet von DOA wurde gemäß vorher getroffener Absprachen zwischen Belgien [Ruanda, Burundi] und Großbritannien [Tanganjika] aufgeteilt.


Vorbemerkungen Teil 2 (Kilwa-Kivinje)

Im Jahr 1888 versuchte die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft die Kontrolle über den bisher sansibarischen Küstenstreifen und damit auch Kilwa-Kivinje zu übernehmen, was am 16.08.1888 zunächst auch gelang.

Der daraufhin von der Stadt Pangani ausgehende Aufstand der ostafrikanischen Küstenbevölkerung („Araberaufstand“) breitete sich im Dezember 1888 schließlich auch bis Kilwa aus.

Anfang Mai 1890 wurde Kilwa-Kivinje von der deutschen Kolonialtruppe unter dem späteren Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, Hermann von Wissmann, endgültig eingenommen. Im Ort wurde eine Bezirkshauptstelle für die gesamte südliche Region der deutschen Kolonie eingerichtet.


Bauplanung

Angeregt wurde der Bau dieser Bismarcksäule bei Kilwa-Kivinje im Jahr 1900 von der Singino-Vereinigung in Deutsch-Ostafrika.

Die Singino-Vereinigung begann daraufhin sofort mit Zeichnungen von Beiträgen für die Säule. Auch Durchreisende spendeten für das geplante Bauwerk.

Diese Feuersäule wurde auf dem Singinoberg (heute: Singino Hill) südlich der heutigen Stadt Kilwa-Kivinje errichtet (3 km südlich der Küstenlinie).

Die Gesamtkosten für den Turmbau betrugen 2.000 Mark.


Bauarbeiten

Als Baumaterial dienten Korallensteine und indische Sandsteinplatten.


Turmbeschreibung

Die 10 m hohe Feuersäule ohne Aussichtsfunktion bestand aus einem ca. 1 m hohen Fundament, auf welchem ein ca. 3 m hoher pyramidenstumpfähnlicher Sockel aufgesetzt war. Der Sockel war mit indischen Sandsteinplatten verkleidet.

Auf dem Sockel war, leicht abgesetzt, ein weiterer, ca. 2 m hoher Pyramidenstumpf aufgesetzt, der einen vier Meter hohen metallenen Dreifuß mit runder Feuerschale trug.

An der Vorderseite wurde auf dem oberen Pyramidenstumpf ein Bismarck-Relief in Bronze von Bildhauer Harro Magnussen aus Berlin angebracht.

Über neun Krampen auf der Rückseite war die Feuerschale erreichbar.


Turmgeschichte

Die feierliche Einweihung der Feuersäule unter Beteiligung der gesamten deutschen Bevölkerung von Kilwa erfolgte am 01.04.1901. Nach der Weiherede wurde „unter den Salven einer Askarischen Abteilung“ die erste Strophe des Deutschlandliedes gesungen.

Nach einem Kommers am Abend wurde nach Einbruch der Dunkelheit die Feuerschale erstmals entzündet. Die Feuerschale wurde mit Kopra (getrocknetes Kernfleisch von Kokosnüssen) befeuert.

Die Säule wurde in den ersten Jahren jährlich am 01.04. und 30.07. befeuert.

Im Oktober 2016 waren das Fundament und nahezu der gesamte Sockel noch erhalten, der metallene Dreifuß mit Feuerschale fehlte. Die Krampen auf der Rückseite waren noch erhalten. Fundament und Sockel waren stark von Pflanzen überwuchert.


Links (überwachsene Bismarcksäule ist auf Google Maps mit bloßem Auge nicht zu erkennen)

Google Maps

Koordinaten und Kartenmaterial (Kilwa Kivinje)

Kilwa Kivinje bei Wikipedia.de


Quellen

- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 223
- Seele, Sieglinde: Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-TURM von KILWA (Dt.-Ostafrika)
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 36 "Bismarck-Feueraltar zu Kilwa – Deutsch-Ost-Afrika“", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Ehrhardt, Max: Bismarck im Denkmal des In- und Auslandes, Thüringische Verlags-Anstalt Eisenach-Leipzig, 1903, Nr. 57 "Das Bismarck-Denkmal zu Kilwa"
- Mirko Oelschlägel: Besuch in Kilwa Kivinje im September 2016 (
http://boma-kalender.de/20.html)


Fotograf / Bildmaterial

zusätzliche historische Ansichten: Archiv Seele, Mannheim
Mirko Oelschlägel, Berlin (September 2016)

Übersichtskarte Standort Bismarckturm

Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.

Bildergalerie Bismarcksäule Kilwa Kivinje (Tansania)

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Kilwa Kivinje 1917

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Kilwa Kivinje 1905

Foto Krampen an der Bismarcksäule Kilwa Kivinje September 2016

Foto Bismarcksäule Kilwa Kivinje undatiert

Foto überwachsene Bismarcksäule Kilwa Kivinje September 2016

Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen

Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)

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