"Götterdämmerung" im Kleinformat
Die Bismarcksäule in Bad Berleburg
Die Bad Berleburger Bismarcksäule ist die kleinste sowie die letztgebaute der 47 Ausführungen des Bismarcksäulen-Entwurfs „Götterdämmerung“ von Wilhelm Kreis.
Bauplanung und Finanzierung
Angeregt wurde der Bau dieser Bismarck-Feuersäule bereits am 18.01.1899 vom Berleburger Turnverein, der bereits im Februar 1899 eine Geldsammlung in Berleburg und Umgebung eingeleitet hatte.
Es wurde ein Bismarckausschuss unter Vorsitz von Amtmann Vollmer gebildet. Mit Genehmigung der königlichen Staatsregierung wurde öffentlich um Spenden für den Turmbau gebeten. Das gespendete Geld wurde zinsbringend angelegt.
Zwölf Jahre später, zu Beginn des Jahres 1911, waren insgesamt erst 4.000 Mark an Spenden zusammengekommen.
Der Ausschuss entschied sich für den von der deutschen Studentenschaft mit dem 1. Preis ausgezeichneten Entwurf "Götterdämmerung" des Architekten Wilhelm Kreis. Der Entwurf wurde von Regierungsbaumeister Aust (Mitglied des Ausschusses) für Berleburg leicht abgeändert.
Als Turm-Standort wählte man die Anhöhe "Am Höllscheid".
Die Säule in Bad Berleburg wurde mit 6,10 m Höhe die kleinste aller 47 nach diesem Entwurf gebauten Bismarcksäulen.
Die Gesamtkosten von 4.800 Mark wurden durch Sammlungen in der Bevölkerung sowie eine großzügige Spende des Freiherrn von Wittgenstein (Feuerbecken vor dem Turm) zusammengetragen.
Am 18.08.1911 fand die Grundsteinlegung statt.
Bauarbeiten
Ausführender Baumeister war O. Rompel aus Berleburg. In wenigen Wochen wurde die Feuersäule aus Sandstein (bossiert) errichtet.
Baubeschreibung
Als Basis der 6,10 m hohen Feuersäule ohne Aussichtsfunktion dient ein quadratisches Podest. Die Podeststufe ist 3,50 m x 3,50 m breit und 0,35 m hoch.
Darauf erhebt sich der quadratische Turmsockel mit einer Kantenlänge von 2,70 m x 2,70 m und einer Höhe von 0,82 m. Darauf wurde der eigentliche, 2,39 m hohe Turmschaft errichtet.
Die vier Kanten des Schaftes bestehen - wie bei dem Entwurf "Götterdämmerung" typisch - aus Dreiviertelsäulen, die von einem Architrav mit zweistufigem Oberbau zusammengehalten werden.
Das auf dem Turmkopf angebrachte runde Feuerbecken wurde mit Steinkohle sowie Teer mit Petroleum befeuert.
Auf der zur Stadt hingewandten Seite (Nordseite) ist als einziger Schmuck ein Bismarckrelief in Bronze mit der Inschrift
24. SEPTEMBER 1911
angebracht.
Als Baumaterial wurde Sandstein verwendet.
Auf der Rückseite der Säule ist mittig in der unteren Podeststufe die Inschrift
DR 1911
sichtbar.
Vor der Säule (Richtung Stadt) wurde ein steinerner Feueraltar errichtet, der seitlich jeweils von einer Steintreppe mit fünf Stufen eingefasst worden ist.
Ursprünglich war geplant, vier Plaketten an jeder Seite des Turmes anzubringen. Die vorgesehen Stellen an jeder Seite sind heute noch sichtbar. Geplant waren:
1. Bildnis, Wappen sowie Bismarck-Ausspruch „Wir Deutsche fürchten Gott, sonst nichts in der Welt“ (es wurde nur ein Bismarck-Relief mit Datum der Einweihung an der Nordseite angebracht)
2. Reichsadler (wurde nicht ausgeführt)
3. Preußischer Adler (wurde nicht ausgeführt)
4. Wappen des berleburgischen fürstlichen Hauses (wurde nicht ausgeführt)
Befeuerung
Für die Befeuerung im Feuerbecken vor dem Turm wurde Steinkohle, Teer und Petroleum verwendet.
Turmgeschichte
Bei der Einweihungsfeier am 24.09.1911 setzte sich um 16:00 Uhr der Festzug, bestehend aus den Vertretern der drei Bonner Studentenverbindungen Alemannia, Arminia und Staufia, Vereinen aus Berleburg und einer Musikkapelle vom Kriegerdenkmal zum Festplatz am Bismarckturm in Bewegung [siehe Festordnung unten].
Die Weiherede hielt der Vorsitzende des Denkmalausschusses, Amtmann a. D. Vollmer. Dieser stellte die Feuersäule in den "Schutz und Eigentum der Stadt". Nach einer Festrede von Landrat von Hartmann und der Niederlegung von Kränzen am Turm marschierte der Festzug zum "Westfälischen Hof" und zum "Gasthaus Paradies". Hier fand ab 20:00 Uhr der Kommers statt.
Die Feuerschale wurde erst nachträglich installiert, sie wurde von Freiherr von Wittgenstein gestiftet.
Am 28.09.1988 stellte die CDU-Fraktion den Antrag, die Säule in die Denkmalliste der Stadt Berleburg einzutragen. Diesem Antrag wurde zugestimmt. Die Eintragung der Bismarcksäule (Am großen Hilscheid, Flur 21, Flurstück 22) erfolgte am 12.01.1989.
Die Bismarcksäule zeigte sich im März 2007 im stark sanierungsbedürftigen Zustand.
Im April 2007 gab der Verkehrs- und Heimatverein Bad Berleburg bekannt, die Säule bis zur 750-Jahr-Feier der Stadt im Jahr 2008 zu sanieren. Im Sandstein-Mauerwerk hatten sich u.a. viele kleine Risse gebildet, in die Wasser eingedrungen war.
Die verwitterten Oberflächen wurden im Jahr 2008 gereinigt und gefestigt. Sämtliche Fugen des Denkmals wurden erneuert.
Als Wetter-Schutz erhielt die Feuerschale eine pyramidenförmige Kupferabdeckung, die abgenommen werden kann. Die Sichtachse in Richtung Stadt wurde freigeschnitten, so dass der Blick von der Stadt auf die restaurierte Säule wieder möglich ist. Die Feuerbecken vor der Bismarcksäule konnten wegen fehlender Randsteine nicht erneuert werden. Die Kosten der Sanierung lagen bei 21.500 €.
Die Sanierungsarbeiten wurden im Juli 2008 beendet.
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) kürte die sanierte Bismarcksäule in Bad Berleburg im Dezember 2008 zum Denkmal des Monats (externer Link).
Am 24.09.2011 wurde das 100jährige Bismarckturm-Jubiläum am Turm gefeiert.
Im August 2023 zeigen sich an der Säule Feuchtigkeitsschäden (Kalk-Auswaschungen).
Links
Koordinaten und Kartenmaterial
Quellen
- Seele, Sieglinde, Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-SÄULE von BAD BERLEBURG (Nordrhein-Westfalen)
- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 51
- Zeitschrift des Bismarck-Bundes; 9. Jahrgang 1911 (Nr. 8, S. 152; Nr. 10, S. 182)
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 179 "Bismarck-Feuersäule bei Berleburg", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Rhein- und Ruhrzeitung: 25.02.1899
- Wittgensteiner Kreisblatt: 27.09.1911
- Westfalenpost: 14.09.2002; 12.04.2007
- Wochen-Anzeiger, 31. Jg., Nr. 25 vom 18.06.2008
- Siegener Zeitung: 26.08.2008
Fotografen
- Jörg Bielefeld, Leverkusen (Mai 2001, Oktober 2005 und Juli 2010)
- Lars Lenzner, Hückeswagen (2006)
- Pascal Bellaire (April 2016)
- Richy Oelke, Kelkheim (April 2018)
Übersichtskarte Standort Bismarckturm
Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.
Bildergalerie Bismarcksäule Bad Berleburg
Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Bad Berleburg undatiert
Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Bad Berleburg 1940
Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Bad Berleburg undatiert
Foto Bismarcksäule Bad Berleburg Mai 2001
Foto Bismarcksäule Bad Berleburg Mai 2001
Foto Bismarcksäule Bad Berleburg April 2018
Foto Bismarcksäule Bad Berleburg April 2018
Foto Bismarcksäule Bad Berleburg April 2018
Foto Bismarcksäule Bad Berleburg April 2018
Foto Bismarcksäule Bad Berleburg April 2018
Festordnung zur Weihe der Bismarcksäule Bad Berleburg am 24.09.1911
Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen
Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)
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