Keilhau (Rudolstadt)

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Keilhau 1899

Standort

Kolm




Datenblatt


Höhe: 12 m

Kosten: 3.000 Mark

Grundsteinlegung: 1899

Einweihung: 30.07.1899

Foto Bismarcksäule Keilhau März 2015

Die Feuersäule vom „Bund ehemaliger Keilhauer“
Die Bismarcksäule in Keilhau


Vorbemerkung

Die Bismarcksäule in Keilhau (heute ein Ortsteil von Rudolstadt) wurde von einem Zusammenschluss ehemaliger Schüler, dem „Bund ehemaliger Keilhauer“, finanziert und errichtet.

Dieser Bund mit zeitweise 1.400 Mitgliedern bestand aus Schülern der Freien Fröbelschule Keilhau, welche aus der Allgemeinen deutschen Erziehungsanstalt hervorging. Diese wurde von Friedrich Fröbel im Jahr 1817 in Keilhau gegründet und von Dr. Johannes Arnold Barop (bis 1878) und danach von seinem Sohn Johannes Barop weitergeführt. Es handelte sich um eine Internatsschule, in der die Schüler einen großen Teil ihrer Zeit verbrachten und die die Schüler so nachhaltig prägte, dass diese auch viele Jahre später zu dieser Einrichtung standen.
 

Bauplanung

1898

Der Bau dieser Feuersäule auf dem Kolm wurde vom Architekten Heinrich Tscharmann vom "Bund ehemaliger Keilhauer" im Herbst 1898 angeregt.

Den Entwurf fertigte Architekt Tscharmann aus Dresden selbst. Es wurde ein Bauausschuss unter Vorsitz von Schul-Direktor Johannes Barop (1833-1911) gebildet. Innerhalb kurzer Zeit war von Mitgliedern des Bundes eine größere Summe für den Bau der Säule gezeichnet worden.


1899

Mitte März 1899 waren der Entwurf und der Kostenvoranschlag fertig gestellt. Insgesamt waren 3.000 Mark von ehemaligen Keilhauer Schülern gespendet worden.

Der Architekt entwarf nur ein Jahr später die (der Keilhauer Säule sehr ähnliche) Bismarcksäule in Essen-Kray.

Als Bauplatz wurde vom Bauausschuss eine Anhöhe westlich von Keilhau gewählt, nachdem man ursprünglich einen Vorsprung des Steigerpasses oberhalb des Weges nach Blankenburg als Standort in Betracht gezogen hatte. Den Bauplatz auf dem Kolm (auch Keilhauer Kulm) stellte Direktor Dr. Johannes Barop unentgeltlich zur Verfügung.

Die Gesamtkosten für den Bau betrugen 3.000 Mark.


Bauarbeiten

Der Grundstein wurde im Frühjahr 1899 gelegt.

Als Baumaterial wurde harter Muschelkalkstein verwendet. Das Baumaterial wurde mit Erlaubnis des Anstaltsbesitzers, Dr. Barop, aus seinem Steinbruch entnommen werden.

Die Feuerschale wurde von der Kupfer-Armaturenfabrik Fr. Neumann aus Berlin gefertigt.
Maurermeister Hertzer aus Rudolstadt übernahm die Bauausführung.


Turmbeschreibung

Die 12 m hohe Feuersäule ohne Aussichtsfunktion hat einen quadratischen Grundriss.

Auf einem abgerundeten, stufigen Unterbau erhebt sich die viereckige Feuersäule, die sich in zwei mit Zinnen verzierten Abstufungen nach oben verjüngt.

Auf der Spitze der Säule wurde eine kleine Feuerschale mit einem Durchmesser von 1,30 m installiert, welche auf einem sich nach oben in kleinen Abstufungen verjüngenden Aufsatz installiert ist. Diese Feuerschale wurde durch Stützen aus Eisen und eine Granitplatte vom Kalkstein getrennt.

Über außen angebrachte Steigeisen (Krampen) war die Feuerschale erreichbar.

Die Inschrift "BISMARCK" wurde in Goldbuchstaben auf der Ostseite, die Initialen des Architekten wurden an der Südostseite der Säule angebracht.


Turmgeschichte

1899-1945

Am 30.07.1899, dem ersten Todestage Otto von Bismarcks, konnte die Säule um 15:00 Uhr eingeweiht werden. An der Feier nahmen 150 Personen teil.

Dr. Wächter aus Keilhau hielt die Weiherede, der Leipziger Kaufmann und Stadtrat Victor Nagel, Vorsitzender des Bundes ehemaliger Keilhauer, verlas die Schlussstein-Urkunde, welche zusammen mit anderen Gegenständen in eine Blechbüchse gelegt und eingemauert wurde. Anschließend übernahm Direktor Johannes Barop die Bismarcksäule, auf der anschließend erstmals ein Feuer entzündet wurde. Ab 17:00 Uhr fand ein Kommers in der Turnhalle der Lehranstalt statt.


Zwei Mal im Jahr, am Geburts- und Todestag von Otto von Bismarck (01.04. und 30.07.) wurde die Säule in den ersten Jahren nach der Einweihung befeuert.

Ab den 1920er Jahren verband man die Feiern mit einem Sportfest. Im Jahr 1939 musste die Anstalt auf Befehl des zuständigen Gauleiters schließen.

Im Jahr 1945 wurde die Bismarcksäule beschädigt.


1946 bis heute

Eine Umbenennung des Bauwerkes wurde vom Leiter der Sprachheilschule Keilhau (1956 gegründet, Herr Alexander Hübener war von 1962 - 1990 Leiter) verhindert.

Am 01.10.1993 wurde die zuvor selbständige Gemeinde Keilhau in die Stadt Rudolstadt eingemeindet.

Die ursprüngliche Feuerschale wurde vor 1990 entfernt.

Seit 1997 kümmert sich der Fröbelverein Keilhau um die Säule.

Anlässlich des 100. Jahrestages der Einweihung fand eine Feier statt, bereits am 31.08.1999 war eine neue Feuerschale (Sponsor: Rudolstädter Systembau) auf der Turmspitze installiert worden. Anlässlich der 100-Jahr-Feier fand am 02.09.1999 um 17:00 Uhr eine Sternwanderung zur Bismarcksäule statt. Die Feuerschale wurde anschließend mit einer Mischung aus Teer und Benzin entzündet. Die Festrede wurde vom damaligen Schulrat Bernd Zeuner gehalten.

Die Säule ist heute über einen kurzen steilen Fußweg in Serpentinen (oberhalb des Fröbeldenkmals) erreichbar.

Im Oktober 2024 war das Bauwerk im unteren Bereich von Sträuchern zugewachsen.


Links

Google Maps

Koordinaten und Kartenmaterial


Quellen

- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S.
- Seele, Sieglinde: Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-TURM (SÄULE) von KEILHAU (Thüringen)

- von Killisch-Horn, Astrid: Der Bismarckturm zu Rudolstadt - Erste Bismarck-Feuersäule Deutschlands, herausgegeben vom Freundeskreis Bismarckturm Rudolstadt im Kulturbund e.V. Kreisverband Saalfeld-Rudolstadt, ohne Verlag, Rudolstadt 2023
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 16 "Bismarck-Feuersäule zu Keilhau/Schw. Rud.", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Zeitschrift des Bismarck-Bundes: 5. Jahrgang 1907 (Beilage: Die Bismarck-Feuersäule“)
- Ehrhardt, Max: Bismarck im Denkmal des In- und Auslandes, Thüringische Verlags-Anstalt Eisenach-Leipzig, 1903, Nr. 53: "Die Bismarck-Säule zu Keilhau (Schw.-Rudolst.)"
- Bähring, Gisela: „Die Bismarcktürme in Rudolstadt und Keilhau“ aus: Rudolstadt & die Jubiläen 1999“.- Nr. 1 der Informationshefte Rudolstadt, Mai 1999. Herausgeber: Stadtverwaltung Rudolstadt, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, S. 7-8

- Schwarzburg-Rudolstädtische Landeszeitung, 131. Jg., Nr. 66 vom 18.03.1899, Nr. 68 vom 21.03.1899, Nr. 166 vom 18.07.1899, ohne Nr. vom 01.08.1899

- Rudolstädter Heimathefte, 39. Jg., Juli / August 1993, Heft 7/8, S. 148-150, Heinz Deubler: "Türme und beliebte Aussichtsplätze bei Rudolstadt"

- Stadtarchiv Stendal, B-320 / BG 166-10, Indexnr.: 177 "Bismarcksäulen und Denkmäler":

=> Zeitungsausschnitt aus Leipzig vom 12.12. (wahrscheinlich 1898, ohne Titel- und Jahresangabe)

=> Magdeburgische Zeitung Nr. 149 vom 22.03.1899

=> Leipziger Neueste Nachrichten Nr. 173 vom 24.06.1899

=> Leipziger Tageblatt Nr. 346 vom 10.07.1899

=> Schwarzburgischer Merkur Nr. 368 vom 10.08.1899


Fotografen

- Dr. Wolfgang Seele, Mannheim (August 1990)

- Jörg Bielefeld, Leverkusen (1999, August 2011)
- Ralph Männchen, Dresden (März 2015)

- Silvia Weiß, Werdau (Oktober 2024)

Übersichtskarte Standort Bismarckturm

Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.

Bildergalerie Bismarcksäule Keilhau (Rudolstadt)

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Keilhau 1923

Foto Bismarcksäule Keilhau um 1900

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Keilhau 1929

Foto Bismarcksäule Keilhau August 1990

Foto Bismarcksäule Keilhau August 2011

Foto Bismarcksäule Keilhau 1999

Foto Bismarcksäule Keilhau März 2015

Foto Bismarcksäule Keilhau März 2015

Foto Krampen auf der Rückseite der Bismarcksäule Keilhau März 2015

Foto Bismarcksäule Keilhau Oktober 2024

Foto Bismarcksäule Keilhau Oktober 2024

Foto Bismarcksäule Keilhau Oktober 2024

Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen

Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)

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