Die Feuersäule der Firma Otto
Der Bismarckturm in Bochum-Dahlhausen
Bauplanung
Der Turm entstand aus rein privater Initiative des Geschäftsführers der Firma C. Otto & Co., Dr. Gustav Hilgenstock, der die Säule nach dem Entwurf der Duisburger Firma Gebrüder Kiefer bauen ließ.
Der Standort der Säule lag unmittelbar oberhalb der Dahlhauser Firma C. Otto auf einem Bergrücken („Eiberger Höhe“), direkt am Steinbruch der Fa. C. Otto.
Eine Grundsteinlegung fand nicht statt.
Bauarbeiten
Als Baumaterial brach man Sandsteinquader aus dem firmeneigenen Steinbruch. Die Bauarbeiten wurden von der Fa. Gebr. Kiefer in Duisburg durchgeführt.
Turmbeschreibung
Die viereckige, insgesamt 14,35 m hohe Feuersäule ohne Aussichtsfunktion wurde auf felsigem Untergrund erbaut. Die Säule verjüngte sich leicht nach oben. Die Turmhöhe ohne Feuerschale betrug 13 m.
Der Turmschaft kragte in 13 m Höhe oberhalb eines Frieses aus.
Unter dem Gesims (auf der Vorderseite des Turmes) war die Inschrift
BISMARCK
in vergoldeten Buchstaben, darunter das Bismarck-Wappen in Stein angebracht.
Darunter, am Fuß der Säule, war in einer Nische ein Reliefportrait aus Bronze des Firmengründers Dr. Carlos Otto (1897 verstorben) eingelassen. Der Bereich der Nische war links- und rechtsseitig durch zwei etwa 1,80 m hohe Quaderaufmauerungen optisch betont.
Auf der rechten Turmseite befand sich in ca. 4 m Höhe (wahrscheinlich nur über eine Leiter erreichbar) der äußere Aufgang in Form einer Eisentreppe, die über die Rückseite bis zum Turmkopf führte und über die man die Feuerschale erreichen konnte.
Die Feuerschale (vierteilige gusseiserne Pfanne) wurde mit Benzol befeuert, welches aus Fässern am Fuß der Säule durch ein Druckrohr im doppelten Spiralzug zur Flammenschale hochgepumpt wurde. Diese Spiralrohranlage wies noch eine innere Spiralwindung mit erweitertem Durchmesser auf, in der sich mehrere Gasdüsen befanden.
In der Feuerschale wurde mittels Putzwolle oder benzolgetränktem Holz ein Feuer entzündet, damit das Rohrsystem erwärmt wurde. Mittels Handpumpe wurde das Benzol durch das Druckrohr hochgepumpt, welches oben durch das erhitzte Rohr vergast wurde. Das Benzol brannte mit leuchtender, weit sichtbarer funkenloser Flamme (7 – 8 m Höhe und 3 m Breite). Pro Befeuerung wurden 1.600 Liter Benzol im Wert von 260 Mark verbraucht.
Der Gesamtpreis für die von der Fa. C. Otto entwickelte und gebaute, 1,35 m hohe und 2,80 m im Durchmesser große Feuerschale mit starken Flanschenrippen inkl. Pumpensystem betrug 1.450 Mark.
Turmgeschichte
1902-1928
Am 01.04.1902 wurde der Bismarckturm eingeweiht. Der Vorsitzende der Firma Dr. C. Otto, Kommerzienrat Weber aus Duisburg, hielt die Festrede. Am gleichen Abend fand ein vom Dahlhauser Bismarckbund veranstalteter Kommers im Kasino der Firma statt.
Am 01.04. jeden Jahres wurde das Feuer auf der Säule im Rahmen von Bismarckfeiern entzündet. Im Jahr 1914 fand im Kasinosaal der Fa. C. Otto ein Pfefferpotthastessen mit anschließendem Bismarck-Kommers statt. Die Bismarck-Gedächtnisrede hielt Generalsekretär Zabel aus Dortmund.
1929-1945
Die zur Einweihung der Säule noch selbstständige Gemeinde Dahlhausen wurde 1929 der Stadt Bochum angegliedert.
Am 31.03.1930 fand "wie alljährlich seit Jahrzehnten" eine Bismarck-Gedächtnisfeier am Bismarckturm in Dahlhausen-Eiberg statt, bei der das Bauwerk unter großer Beteiligung der Bevölkerung befeuert wurde.
Der Turm wurde im Jahre 1941 teilweise abgebrochen, da auf dem Acker oberhalb des Turmes eine Flak-Batterie mit 5 Geschützen eingegraben wurde. Um das Schussfeld der Geschütze zu verbessern, wurde der Turm zur Hälfte abgerissen. Der vollständige Abriss erfolgte 1945.
Nach dem Abriss der Säule
Auf einigen Landkarten in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts fand man die Dahlhauser Feuersäule am Ende der Straße "Am Walde" noch als Ruine verzeichnet. Im Jahr 2017 fanden sich in der Nähe fünf übereinandergestellte Sandsteinquader aus einer der Aufmauerungen neben der Bismarck-Nische (mit abgerundeten Quadern).
Links
Koordinaten und Kartenmaterial
Quellen
- Seele, Sieglinde, Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-TURM von DAHLHAUSEN (Nordrhein-Westfalen)
- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 70
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 59 "Bismarck-Feuersäule zu Dahlhausen-Ruhr", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Zeitschrift des Bismarck-Bundes: 1907: Beilage: Die Bismarck-Feuersäule“, zusammengestellt von Valentin von Bismarck
- Ehrhardt, Max: Bismarck im Denkmal des In- und Auslandes, Thüringische Verlags-Anstalt Eisenach-Leipzig, 1903, Nr. 16 "Die Bismarck-Säule zu Dahlhausen"
- Küppers, Dr. Paul: Bismarck - Erinnerungen und Urkunden aus einer Bismarck-Stadt der westfälischen Mark zum 100. Geburtstag des Eisernen Kanzlers, 1915, S. 38
- Timm, Willy: Ihre Flammen lodern nicht mehr“ in „Der Märker“, 1976, Heft 2
- Bender, Willy aus Möhnesee: Hinweise auf Bismarckturm 1940 – 1945, Brief vom 19.09.2009
- Rheinisch-Westfälische Zeitung: 02.04.1902
- Rhein- und Ruhrzeitung: 03.04.1902
- Emscher-Zeitung: 04.04.1902; 10.04.1902
- Dortmunder Zeitung: 03.03.1914
- Bochumer Anzeiger und General-Anzeiger: 02.04.1930
- Westdeutsche Allgemeine Zeitung: 23.02.2005
Fotos (ehemaliger Standort)
Ralph Männchen, Dresden (Juni 2017)
Übersichtskarte Standort Bismarckturm
Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.
Bildergalerie ehemaliger Bismarckturm Bochum-Dahlhausen
Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Bochum-Dahlhausen 1906
Foto abgerundete Sandsteinquader des Bismarckturmes Bochum-Dahlhausen Juni 2017
Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen
Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)
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