Göttingen (Kleperberg)

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Göttingen 1915

Standort

Kleperberg




Datenblatt


Höhe: 31,50 m

Kosten: 43.700 Mark

Grundsteinlegung: 28.06.1892

Einweihung: 18.06.1896

Foto Bismarckturm Göttingen April 2011

Der gründerzeitliche Bruchsteinbau
Der Bismarckturm im Göttingen


Vorbemerkungen #1  (Der Student)

Otto von Bismarck studierte von Mai 1832 bis Herbst 1833 Rechtwissenschaften an der Georg-August-Universität Göttingen. Er war in dieser Zeit aktives Mitglied des Studenten-Corps Hannovera.

Bismarck hatte Göttingen am 29.07.1895 bei seinem Zwischenhalt mit der Bahn (Ziel: Bad Kissingen) am Göttinger Bahnhof in guter Erinnerung, was er mehreren Tausend Bismarck-Anhängern, die ihn dort begeistert erwarteten, vor Ort berichtete: "Vor sechzig Jahren bin ich in die Thore von Göttingen eingezogen als flotter, frischer Student, und ich muß sagen, von allen den Orten, denen ich meine Bildung verdanke, ist mir Göttingen noch der liebste, da so schöne Jugenderinnerungen mich an diese Stadt binden."


Vorbemerkungen #2 (Erinnerungsorte in Göttingen)

In der Stadt Göttingen gibt es heute mehrere Erinnerungsorte und Denkmäler für Otto von Bismarck, welcher bereits am 01.04.1877 (nach anderer Quelle 15.03.1877) Ehrenbürger von Göttingen wurde.


Im ersten Jahr in Göttingen lebte Bismarck in einem Wohnhaus (heute: Rote Straße 27), das heute mit einer marmornen Gedenktafel und der Inschrift

Otto von Bismarck

Reichskanzler

1832-1833

versehen ist.

Im Sommersemester 1833 wohnte er in einem zum Gartenhaus umgebauten ehemaligen Festungsturm des Göttinger Stadtwalls direkt am Leinekanal, welches heute als Bismarckhäuschen bekannt ist und 1931 zu einer Erinnerungsstätte umgebaut worden ist. Hier wurde über dem Hauseingang eine Gedenktafel mit der Inschrift

Otto v. Bismarck

1832-1833


angebracht.


Eine Bronzebüste im Auditorium der Georg-August-Universität Göttingen erinnert noch heute an den späteren deutschen Reichskanzler.


In der Grünanlage Hainholzweg / Merkelstraße (seit 2003: Thorner Park) wurde dem Ehrenbürger anlässlich seines 80. Geburtstages am 01.04.1895 eine Eiche gepflanzt und mit einem kleinen Gedenkstein versehen (diese Eiche musste 2004 wegen Beschädigungen gefällt werden, im gleichen Jahr wurde eine Jung-Eiche gepflanzt).

Am Rande des Hainberges (ehemalige Kehr-Chaussee) steht auf einer Anhöhe oberhalb der Bismarckstraße ein kleiner Naturstein mit einer rechteckigen, gusseisernen Platte und der Inschrift

Bismarck

Platz.

1.April 1885


Neben dem am 18.06.1896 eingeweihten Bismarckturm Göttingen (siehe unten) wurde im Jahr 1903 eine Bismarck-Feuersäule (Feuer-Aussichtsaltar) auf dem Toppe in Göttingen errichtet.


Bauplanung

1885-1891

In den 1880er Jahren plante der Göttinger Verschönerungsverein, einen Aussichtsturm auf dem Kleper, dem höchsten Punkt des Hainberges (323 m über NN), zu errichten. Rechtsanwalt Dr. Hermann Eckels hatte am 15.11.1886 eine öffentliche Versammlung einberufen, um die Pläne vorzubereiten und einen Ausschuss zu wählen.

Nach der Wahl eines Ausschusses plante man zunächst den Bau eines kostengünstigen Aussichtsturmes von 10 m Höhe. Die Kosten wurden auf 24.000 Mark geschätzt. Als Bauplatz diskutierte man die Spitze des Hainberges (Kleper), da man in Göttingen nur von hier sowohl die Aussicht auf Göttingen mit dem Leinetal und den Harz sehen konnte. Obwohl man sich schnell über die Platzfrage (Kleper) einigen konnte, wollte man den Turm jetzt lieber als monumentalen Steinbau verwirklichen, der "auch der ganzen Gegend zur Zierde gereichen" sollte. Für dieses Projekt wurden allerdings erhebliche finanzielle Mittel benötigt.


1892

Anfang des Jahres 1892 kam ein – namentlich nicht bekannter – Bürger auf die Idee, den Turm nach dem zwei Jahre zuvor entlassenen Reichskanzler zu benennen.

Auf einer zu diesem Zweck einberufenen Versammlung unter Vorsitz von Oberjustizrat Dr. Wilhelm Roscher am 18. März 1892 schlug Justizrat Dr. Eckels offiziell vor, das Bauwerk dem Fürsten Otto von Bismarck zu widmen. Dieser Vorschlag wurde einstimmig angenommen. Daraufhin wurde in der Versammlung der „Bismarck-Thurmbau-Verein“ unter dem Vorsitz des Landtagsabgeordneten Justizrat Dr. Herman Eckels gegründet. Weitere Vorstandsmitglieder waren Rittergutsbesitzer Eduard Hueck (stellvertretender Vorsitzender), Stadtkämmerer Carl Fröhlich (Rechnungsführer) und Weinhändler Friedrich Bremer (Schriftführer). Weitere Vorstands-Mitglieder des Vereins waren Kommerzienrat Ferdinand Levin, Geheimer Justizart Ferdinand Regelsberger, Landgerichtsrat Ludwig Stackmann, Oberbürgermeister Georg Merkel und Baurat Heinrich Gerber.

Über die Form des Bismarckturmes war zu diesem Zeitpunkt noch keine Entscheidung gefallen, da der Verein das Spendenaufkommen abwarten wollte.

Am 10. Mai 1892 genehmigte Fürst Otto von Bismarck, nach einer diesbezüglichen schriftlichen Anfrage im März 1892, das zu errichtende Bauwerk zu seinen Ehren Bismarckturm zu benennen. Er schrieb u.a.: „Ich danke für die Ehre, welche mir durch die Benennung des Turmes erzeigt wird [...]“


Professor Dr. Ferdinand Frensdorff vom Bismarck-Thurmbau-Verein verfasste einen Aufruf, mit dem man sich an die Öffentlichkeit wandte, um das Turmbauprojekt bekannter zu machen und Mitstreiter und Spender zu gewinnen.

In der Folgezeit traten 400 Personen (auch Frauen, Kinder und Familien) dem Turmbauverein bei. In diesen Verein wurden, im Gegensatz zu den meisten anderen Bismarckturm-Vereinen, auch Frauen aufgenommen. Dr. Eckels forderte explizit zum Beitritt von Frauen in den Verein auf.

Im August 1892 hatte der Verein bereits 500 Mitglieder, die jeweils einen Jahresbeitrag von 3 Mark zahlten.

Im September 1892 bildeten die Ehegattinen der Vorstandsmitglieder einen Ausschuss, die in sechs Sitzungen einen zweitätigen Bazar im großen Saal des Stadtparkes für den 15.11./16.11.1892 vorbereitete. Im Saal wurden eine Bierhalle, eine internationale Weinstube, ein türkisches Kaffeezelt sowie mehrere Verkaufs- und Würstchenbuden aufgebaut. Junge Damen in Kostümen übernahmen beim Bazar die Bedienung.


1893

Aufgrund des bisher eingenommen Baukapitals (siehe Finanzierung) wurden die Bauplanungen konkretisiert.

Der Entwurf für das Bauwerk wurde von Baurat Heinrich Gerber aus Göttingen gefertigt. Zunächst gab es bei den Planungen Meinungsverschiedenheiten darüber, ob ein Einzel- oder ein Doppelturm errichtet werden sollte. Baurat Gerber stellte ein großes Modell mit einem sechseckigem Hauptturm aus, welches allgemein angenommen wurde, weil es sich von den zahlreichen Aussichts- und Burgtürmen der Umgebung unterschied. Die Ausführung des Bauwerkes wurde nun beschlossen.

Für die Bauleitung wurde eine Baukommission gewählt, die aus den Vorstandsmitgliedern Gerber, Eckels, Hueck, Stackmann und Voigt bestand.

Die Baukommission beschloss, den Turmbau nicht öffentlich auszuschreiben, sondern den alteingesessenen und erfahrenen Göttinger Maurermeister Conrad Rathkamp zu befragen, ob er aus patriotischen Gründen den Bau zum Selbstkostenpreis errichten würde. Dieser war damit einverstanden und es wurde ein schriftlicher Vertrag geschlossen. Nach Vollendung des Baus sollte der Kgl. Baurat Breymann die Rechnung prüfen und dem Vorstand Bericht erstatten.

Vor dem Baubeginn wurde die Platzfrage erneut diskutiert, da der Untergrund des gewählten Bauplatzes teils aus wenig festem Gestein bestand, welches den Turm nicht tragen konnte. Unter Hinzuziehung der Meinungen des Geheimen Bergrats Prof. Dr. von Koenen, des Baurats Gerber und des Maurermeisters Rathkamp wurde der Bauplatz wenige Meter nach Süden hin, dicht neben dem Gaußstein (trigonometrischer Landesvermessungspunkt um 1820), verschoben.


1895

Die erste Beleuchtung des Bismarckturmes (Rohbau) erfolgte am 31.03.1895 um 20:00 Uhr. Zuvor wurden die Einwohner durch zwei Kanonenschüsse um 19:50 und 19:55 Uhr auf das Ereignis aufmerksam gemacht.


1896

Am 30.03.1896 fand eine Generalversammlung des Turmbau-Vereines im Stadtpark statt. Hierbei wurde das Ergebnis der von Baurat Breymann geprüften Schlussrechnung von Maurermeister Conrad Rathkamp verlesen. Der Prüfer bezeichnete die Kostensätze der Rechnung als sehr mäßig, sodass die Versammlung dem Maurermeister Dank für die schöne Ausführung und seine Opferwilligkeit aussprach. Zudem wurde festgestellt, dass noch etwa 6.000 Mark zur Gesamt-Finanzierung fehlten


Finanzierung

1893-1895

Durch den Bazar, die Erlöse der ersten Ringstiftungen sowie die Mitgliedsbeiträge war der Turmbaufonds im März 1893 auf über 13.000 Mark angewachsen.

Ein weiterer Spendenaufruf erfolgte im Oktober 1893. Die Ausstattung des geplanten Turmes wurde diskutiert. Bürgermeister Merkel schlug zwecks Erlangung weiterer Spendenmittel Ringstiftungen (500 Mark für einen Mauerring von 1 m Höhe) vor. Die Kosten des Aufbaus der Umfassungsmauern betrugen ca. 500 Mark pro Meter. Wer 500 Mark bei den Ringstiftungen spendete, erwarb das Recht, eine Stein- oder Metallplatte mit Widmung und Sinnspruch in Höhe des gespendeten Mauerrings im Steigturm anbringen zu können. Insgesamt wurden 29 Ringe (davon drei Doppelringe) gestiftet. Die Spendenplatten wurden letztendlich in der Bismarckhalle im 2. OG angebracht.


Ende Juli 1894 waren bereits ca. 28.000 Mark an Spenden gesammelt worden.


Für die Ringstiftungen spendeten (Schreibweise der Widmungstafeln):
Kaiser Wilhelm II., Wilhelm König von Württemberg, Friedrich Großherzog von Baden, Albrecht Prinz von Preußen, Der Senat der freien und Hansestadt Hamburg (Doppelring), Der Senat der freien und Hansestadt Bremen, Der Senat der freien und Hansestadt Lübeck, Die Deutschen in Moskau, Treue Deutsch-Amerikaner von New York, Deutsch-Amerikaner von San Francisco/Californien, Deutsche in Zürich, Stadt Göttingen (Doppelring), Das Offizier-Corps des 2. Hessischen Infanterie-Regimentes Nr. 82, Nationalliberale Göttingens, Ober-Bürgermeister Georg Merkel, Frühere academische Bürger der Georgia Augusta in Hamburg, Ferdinand Levin, Verschönerungsverein zu Göttingen, Ferd. Reibstein, Gesellschaft zum Bären (Doppelring), Dr. H. Eckels, Des Fürstens Verehrerinnen in Darmstadt und der Provinz Starkenburg, Bürger und Bürgerinnen der Stadt Hannover, Görlitz, Corps Hannovera, Corps Saxonia, Burschenschaft Brunsviga, Verbindung Lunaburgia, Göttinger Dilettanten-Theatergesellschaft (ohne eigene Widmungstafel).


Die Eintrittsgelder betrugen in den ersten Jahren für Erwachsene 10 und für Kinder 5 Pfennige.


Die insgesamt 43.700 Mark Baukosten wurden wie folgt finanziert:

Mitgliedsbeiträge Bismarck-Turmbau-Verein (1892-1896): 6.100 Mark
Einmalige Spendenbeiträge: 7.900 Mark
Ringstiftungen: 16.000 Mark
Bazar: 6.473,09 Mark
Konzerte u.a. Veranstaltungen: 600 Mark
Gartenfest nach der Einweihung: 2.700 Mark (nach anderer Quelle über 3.000 Mark).
Eintrittsgelder (bis 31.03.1898): 3.100 Mark
Zinsen der angesparten Gelder: 900 Mark
 

Den Einnahmen standen folgende Ausgaben gegenüber (gesamt: 43.700 Mark):

Rohbau (einschließlich Steine): 35.700 Mark
Innere Ausstattung (inkl. Bismarck-Büste): 4.500 Mark
Sonstiges (Turmwärter, Porto u.a.): 3.500 Mark


Bauarbeiten

Bereits am 28.06.1892 wurde der Grundstein des Bismarckturmes im Rahmen eines Volksfestes gelegt. Anwesend waren der Vorstand des Turmbau-Vereins, Vertreter der studentischen Corps "Hannovera" und "Saxonia" sowie Unterstützer des Turmbauprojektes.

Nach der Ansprache von Oberbürgermeister Merkel folgten die obligatorischen drei Hammerschlägen von Justizrat Eckels und den anderen Vorstandsmitgliedern auf den Grundstein des Turmes, welcher anschließend "mit einer mächtigen Felsplatte verschlossen" wurde.

Der Grundstein enthielt eine Abschrift des Bismarck-Briefes, der Satzung des Turmbauvereins, ein Corpsband der Corps Hannovera u.a.

Oberbürgermeister Merkel sprach anschließend ein Hoch auf den Fürsten und beim Singen der Nationalhymne wurden 50 Schuss Salut von den Kanonen der Stadt abgefeuert. Abends wurde eine Feier im Stadtpark ausgerichtet.

Die Bauarbeiten wurden vom Architekten Conrad Rathkamp aus Göttingen (Obmann der Göttinger Maurermeister) zum Selbstkostenpreis durchgeführt.

Die Bauarbeiten starteten Ende Mai 1893.


Weitere beteiligte Firmen / Handwerker (Stiftungen oder zum Selbstkostenpreis ausgeführt)

Tischlermeister Wilhelm Steinecke [Haupteingangstür]
Fabrikant Bernhard Schröder [Täfelung der Bismarckhalle]
Gastwirt Georg Schlote [Teil der Bausteine + Anlieferung]
Glasermeister Wilhelm Werner [Fenster der Bismarckhalle]
Glasermeister Albert Bleßmann [Fenster der Bismarckhalle]
Porzellanmaler Theodor Holborn [Wappen auf Glasfenster]
Tischlermeister Otto Marquard [Außentür am Steigturm]
Schlossermeister Louis Dehmann [Beschlag der Außentür am Steigturm]
Schlossermeister Hermann Klapproth [Beschlag Balkontür]
 

Als Baumaterial verwendete man Kalkbruchsteine, die teilweise in einem Steinbruch in der Nähe des Turmstandortes gebrochen wurden. Der für den Turm verwendete Sandstein für die Zierteile wurde aus Reinhausen bezogen. Die Geschossdecken und die Plattformen sind zwischen den Eisenträger gewölbt und mit Zement-Estrich versehen.

Der Rohbau war bis Anfang Oktober 1894 fertig gestellt.
 
Ende Juli 1895 war der Bau äußerlich vollendet. Noch im Jahr 1895 trafen zwei Granittafeln aus Amerika von zwei Deutsch-Amerikanern ein. Im Dezember 1895 wurden immer noch Innenarbeiten durchgeführt. Diese Arbeiten konnten im Frühjahr 1896 beendet werden.

Der Fußboden der Bismarckhalle erhielt einen Terrazzobelag. Sämtliche Türen wurden aus Eichenholz gefertigt und mit eisernen Beschlägen versehen.

Am 03.06.1896 wurde die Einweihungsfeier kurzfristig auf Freitag, 18.06.1896 gelegt.


Turmbeschreibung

Dieser 31,50 m hohe Aussichtsturm ohne Feuerschale wurde als sechseckiger, viergeschossiger Hauptturm (Höhe 21,24 m) mit einem angefügten, 10 m höheren runden Treppenturm (Luginsland) im romanischen Stil entworfen.

Der sechseckige Hauptbau und der Rundturm des gründerzeitlichen Bruchsteinbaus mit Werksteinelementen besitzen jeweils eine Zinnenaussichtsplattform. Über eine steinerne Wendeltreppe mit insgesamt 171 Stufen im Rundturm sind die Aussichtsplattformen besteigbar. Weitere 8 Stufen nach unten führen in den Keller des Turmes.

Über ein großes Portal im dreigeschossigen Hauptbau gelangt man in die große Eingangshalle. Von hier führt eine Tür in den Rundturm.

Nach 36 Stufen und vier Absätzen gelangt man zum Zimmer im 1. Obergeschoss, nach weiteren 32 Stufen und vier Absätzen gelangt man zur Bismarck-Gedächtnishalle im 2. Obergeschoss. Die Decke der Halle erhielt eine geschnitzte Holzverkleidung. Die Wände der Halle wurden bis auf eine Höhe von 1,50 m mit einer Täfelung aus Eiche versehen. In der Mitte der Halle wurde eine bronzene Bismarckbüste, gefertigt von Harro Magnussen, auf einem schwarzen marmornen Sockel aufgestellt.

Die Bleiverglasung der vier 0,80 m x 3,00 m großen Fenster der Halle war mit den Wappen des Deutschen Reiches, des Fürsten Bismarck, der Provinz Hannover und der Stadt Göttingen versehen.

Nach weiteren 51 Stufen und sechs Absätzen erreicht man den Ausgang zur unteren Zinnenaussichtsplattform mit 1,10 hoher Brüstung und fünf markanten, 1,90 m Rundtürmchen an jeder Ecke.

Über weitere 52 Steinstufen und sechs Absätzen gelangt zur oberen Rund-Plattform mit einem Durchmesser von 4,00 m.

Die (heutige) runde, 1,20 m hohe Ausstiegskonstruktion aus Metall hat einen Durchmesser von 2,30 m. Die Breite des Umgangs beträgt 0,85 m. Die Höhe der steinernen Brüstung beträgt 1,10 m.


Turmgeschichte

1896

Die feierliche Einweihung des Turmes erfolgte nach Fertigstellung der Gedächtnishalle am 18. Juni 1896 (Gedenktag der Schlacht bei Waterloo), zeitgleich mit der Einweihung des großen Kaiser-Wilhelm-I.-Denkmals am Kyffhäuser.

Anwesend waren zahlreiche Mitglieder des Turmbauvereins, die Spitzen der Zivil-, Universitäts- und Militärbehörden, Vertreter studentischer Korporationen sowie viele Bismarck-Verehrer.

Um 09:30 Uhr spielte die städtische Kapelle einen Choral. Anschließend hielt Justizrat Dr. Eckels die Festrede.

Er betonte in Bezug zur gleichzeitigen Einweihung des Kaiser-Wilhelm-I.-Denkmals am Kyffhäuser, dass es ohne "des ersten, des einzigen, des großen Kanzlers" Otto von Bismarck "kein Deutsches Reich und keine deutschen Kaiser gäbe". Ohne Bismarck gäbe es keine Nationalfeier am Kyffhäuser. Anschließend wurde die Festversammlung in das Bismarckzimmer des Turmes geführt.

An Fürst Bismarck und Kaiser Wilhelm I. wurden Telegramme gesandt.

Im Anschluss an die Einweihung folgte zwischen 11:00 und 13:00 Uhr ein Frühschoppen mit Musik der Militär-Kapelle im Stadtpark. Um 12:00 Uhr hielt Bürgermeister Calsow eine Ansprache an die Festteilnehmer. Ab 16:00 Uhr startete das große Gartenfest mit Militärkapellenkonzert und Basar.

Nach der Einweihung wurde der Bismarckturm als Aussichtsturm an Sonntagen geöffnet.


1897-1904

In der Generalversammlung des Turmbau-Vereins am 19.03.1897 wurde beschlossen, die bereits vorhandene Bismarckbüste gegen eine größere Büste auszutauschen. Auf Mitgliedsbeiträge im Jahr 1897 sollte verzichtet werden.

Am 01.04.1897 wurde das Bauwerk bengalisch beleuchtet.

Der Turmbau-Verein wurde auf der Generalversammlung vom 30. März 1898 aufgelöst; das nun vollendete Bauwerk wurde an die Stadt Göttingen übergeben. Der Verein beschloss zudem, dass der Turm jährlich „auf ewige Zeiten“ in den Abendstunden am 01. April (Bismarcks Geburtstag) bengalisch beleuchtet werden soll. Zusätzlich sollen an diesen Abenden 21 Kanonenschüsse zu Ehren Bismarcks am Fuße des Turmes abgefeuert werden. Der Magistrat bestätigte diesen Antrag am 30.04.1898.

Nach dem Tode Otto von Bismarcks (30.07.1898) wurde am 31.07.1898 die Fahne des Bismarckturms auf Halbmast geflaggt.

Am 01.04.1899 wurde das Bauwerk mit rotem bengalischem Licht befeuert. Die jährliche Illuminierung fand bis 1915 statt.

Im Jahr 1904 betrug die Besucherzahl 70 Personen am Tag.


1905-1933

Die Eintrittskosten lagen im Jahr 1921 bei 10 Pfennig pro Besucher.

In den 1920er Jahren wurde der Turmkopf des Rundturms durch Blitzschlag beschädigt.

Zur geplanten Wiederaufnahme der jährlichen Illumination des Turmes zum 01.04. im Jahre 1933 kam es aus unbekannten Gründen nicht.


1934-1985

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Turm geplündert, die Bismarck-Büste entwendet, ein Teil der Widmungstafeln sowie alle Scheiben wurden zerstört. Der Göttinger Verschönerungs-Verein (G.V.V.) nahm sich des Turmes im Jahr 1952 an und sanierte ihn bis zum 12. Juni 1953.

Die ursprüngliche Bismarck-Büste wurde durch eine andere Bronze-Büste Bismarcks ausgetauscht.

Im Jahr 1985 wurde der Bismarckturm erneut saniert.


1986 bis heute

Im Jahr 2020 war das Bauwerk innen und außen sehr gut erhalten. Die Widmungstafeln der Ring-Stifter in der Bismarck-Halle sind noch vorhanden.

Durchschnittlich besuchen jedes Jahr über 6.000 Besucher den Bismarckturm Göttingen (Stand: 2014).


Öffnungszeiten (Stand: August 2024)

Ende März bis Ende Oktober
Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 10.00 - 18.00 Uhr


Eintrittspreise
Erwachsene: 2 €, Kinder 1 €
Sonderöffnungen für Gruppen ab 10 Personen beim Fachdienst Stadtwald 0551/21022


Links

Google Maps

Koordinaten und Kartenmaterial

Stadtplan Stadt Göttingen
Infoseite Bismarckturm der Stadt Göttingen


Quellen

- Seele, Sieglinde, Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-SÄULE von Göttingen (Niedersachsen)
- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 166
- Zeitschrift des Bismarck-Bundes; 2. Jahrgang 1904 (Nr. 11/12, S. 10)
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 2 "Der Bismarckturm in Göttingen", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Ehrhardt, Max: Bismarck im Denkmal des In- und Auslandes, Thüringische Verlags-Anstalt Eisenach-Leipzig, 1903, Nr. 37 "Der Bismarckturm zu Göttingen"

- Heft "Der Bismarck-Thurm auf dem Hainberge bei Göttingen", Verlag des Verschönerungsvereins, Göttingen [ohne Jahresangabe, ca. 1898]
- de Grousilliers, A.: Das Bismarck-Museum in Bild und Wort, Berlin 1899, S. 163/164
- Hantscher, Cornelius: „Bismarck-Denkmäler im Raum Göttingen“, 2005 (abgerufen am 02.04.2006 im Internet, nicht mehr online, ursprünglich unter www.kaee.uni-goettingen.de)
- ohne Verf.: Göttingen – Universitäts-Stadt im Grünen, 1957, hrsg: Zweckverband Wirtschaftsraum Stadt und Landkreis Göttingen, S. 103-106

- Broschüre: "Der Bismarckturm auf dem Hainberg - Dokumente zur Baugeschichte", Stadtforstamt Göttingen 1996


Fotografen
- Jörg Bielefeld, Leverkusen (April 2014)
- Hans-Dieter Hirschmann, Haßloch (April 2011, Juli 2015)

Übersichtskarte Standort Bismarckturm

Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.

Bildergalerie Bismarckturm Göttingen

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Göttingen undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Göttingen 1942

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Göttingen 1901

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Göttingen 1900

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Göttingen undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Göttingen 1940

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Göttingen 1901

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Göttingen undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Göttingen um 1895 (anderer Entwurf)

Ansichtskartenmotiv Bismarckzimmer im Bismarckturm Göttingen mit Bismarck-Büste 1905

Foto Bismarck-Gedächtnishalle mit Bismarckbüste im  Bismarckturm Göttingen 1901

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Göttingen mit Bismarck-Gedächtnishalle und Bismarck-Büste 1904

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Göttingen 1904

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Göttingen undatiert

Foto sechs Herren vor dem Bismarckturm Göttingen undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Göttingen undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Göttingen undatiert

Foto Bismarckturm Göttingen April 2014

Foto Turmkopf Bismarckturm Göttingen April 2014

Foto Eingangsportal Bismarckturm Göttingen Juni 2015

Foto untere Plattform Bismarckturm Göttingen April 2014

Foto untere Plattform Bismarckturm Göttingen April 2014

Foto Inschrifttafel im Bismarckturm Göttingen 1904

Foto Bismarck-Gedächtnishalle im Bismarckturm Göttingen April 2014

Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen

Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)

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