Vom Signal- zum Bismarckturm
Der Bismarckturm in Sasbach auf der Hornisgrinde
Vorbemerkungen 1
Auf der Hornisgrinde wurden mit dem Hornisgrinde- und dem Signalturm zwei Türme erbaut, die häufig verwechselt werden.
Der 23 m hohe Hornisgrindeturm wurde 1910 vom Badischen Schwarzwaldverein als Aussichtsturm am südlichen Ende des Mummelsees errichtet, der ursprüngliche Signalturm (im 20. Jahrhundert auch Bismarckturm genannt) ist deutlich kleiner und steht in seiner jetzigen Form seit 1871 auf dem höchsten Punkt des Hornisgrinde-Rückens im Bereich des Hochmoors.
Vorbemerkungen 2
Um 1805 wurde auf der höchsten Stelle der Hornisgrinde (höchsten Berg des Nord-Schwarzwaldes) ein vierseitiges hölzernes Pyramidensignal aufgestellt, welches als Triangulierungspunkt der Landesvermessung diente.
Bereits im Jahr 1822 wurde anstelle des hölzernen Pyramidensignals an selber Stelle ein 8,50 m hoher Steinpfeiler als Vermessungsbauwerk mit quadratischem Grundriss (2,77 m x 2,77 m) errichtet. Der Pfeiler diente der Badischen Vermessung als trigonometrischer Messpunkt.
Das Bauwerk wurde genau an der Gemarkungsgrenze von Sasbach und Sasbachwalden erbaut.
Die Hornisgrinde war Teil des Rheinischen Dreiecksnetzes der Triangulation.
Im Jahr 1869 wurde bei einer Untersuchung festgestellt, dass das Bauwerk aufgrund des sumpfigen Untergrundes keine präzisen Messergebnisse bei der Triangulation liefern konnte. Der Steinpfeiler wurde daher bis auf die Grundmauer abgerissen.
Bauplanung und Bauarbeiten
Im Jahr 1871 wurde an dieser Stelle ein neuer steinerner Turm in ähnlicher Höhe und Breite errichtet. An den Turm wurde eine steinerne Schutzhütte angebaut.
Als Kern des Turmes wurde ein 0,52 m x 0,52 m breiter Sandsteinpfeiler fest verankert, der von der Plattform des Turmes nach allen Seiten sichtbar war. Mittig des Pfeilers wurde ein Messingzylinder eingelassen, der den trigonometrischen Messpunkt exakt festlegte (1.175 m über NN). Auf dem Turmkopf wurden in allen vier Himmelsrichtungen in genau festgelegtem Abstand (zwischen 1,2184 m und 1,3695 m) weitere Messzylinder installiert. Auf den gleichen Linien wurden im Abstand von knapp 20 m weitere Messzylinder auf dem Plateau des Berges in besonderen Fundamentquadern (je 0,50 m tief) eingelassen.
Dieses Bauwerk, das aus Bruch- und Mauersteinen errichtet worden ist, diente zunächst ausschließlich der Landesvermessung. Das Mauerwerk ist ca. 0,80 m stark. Die Plattform kragt leicht aus und hat eine Grundfläche von 3,17 m x 3,17 m.
Die offizielle Bezeichnung des Bauwerkes war Signalturm.
Turmgeschichte
Aufgrund der Initiative des Schwarzwaldvereins Achern wurde das Bauwerk für Wanderer im Frühjahr 1892 mittels einer leiterähnlichen Konstruktion aus Eisen mit Geländer zu einem Aussichtsturm umgebaut. Zuvor wurde das Bauwerk mit einer provisorischen hölzernen Leiter bestiegen.
1938 wurde die Hornisgrinde militärisches Sperrgebiet. Ein Besteigen des Turmes war für Wanderer nicht mehr möglich.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Hornisgrinde von den Franzosen übernommen, die dort eine Abhörstation betrieben. In späteren Jahren blieb das Areal gesperrt und wurde auch von der NATO und der Bundeswehr genutzt. Erst im Jahr 1997 wurde das Sperrgebiet nach über vier Jahrzehnten freigegeben. Zwei Jahre später übernahmen die Anrainergemeinden das bundeseigene Gelände.
Im Jahr 1999 wurde der Schwarzwaldverein Sasbach auf das nun stark sanierungsbedürftige Bauwerk (nun ohne Schutzhütte) aufmerksam.
Bei einer Untersuchung am 24. August 1999 wurden folgende Schäden festgestellt:
Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten im Sommer 2001 (Mauerwerk, Betonierung der Turmplatte, Reparatur des Geländers, Steinmetzarbeiten usw.) und dem Anbringen einer stählernen äußeren Spindeltreppe mit 34 Stufen konnte der mit Brüstung 7,98 m hohe Turm im gleichen Jahr wieder für Besucher geöffnet werden.
Konstruktionsdaten Spindeltreppe und Podest (2001)
Höhe:
7,00 m
Außendurchmesser:
1,80 m
Gesamthöhe:
7,00 m
Anzahl Stufen:
34 (inkl. verbreiterte Plattformstufe)
Tritthöhe:
206 mm
Spindel:
Rundrohr, Durchmesser 140 mm mit Stift im Fundament verankert, Deckel mit Zinkablaufloch zugleich Kondensatablauf, oben offen mit Flanschrand zur Befestigung am Podest
Stufen:
Blech, 5 mm konisch zulaufend vom Außenrand zur Spindel an Spindel verschweißt Auftrittsfläche mit Lochmuster versetzt (Rundlöcher, Durchmesser 15 mm); Abstände Lochung untereinander 40 mm, Löcher nach oben ausgedrückt als Rutschhemmung
Geländer:
Stabgeländer mit senkrechten Füllstäben aus Vollmaterial (12 mm), Stababstand 110 mm, Handlauf aus Rundmaterial (Durchmesser 24 mm)
Podest:
rechteckig, Breite 900 mm, Tiefe 1.000 mm, mit Bauwerk verdübelt mit beidseitigen Geländern
Die Treppe ist an zwei Punkten, über die Stufen zusätzlich mit Distanzhaltern am Massivbauwerk fest verankert. Die gesamte verzinkte Konstruktion wurde mit einem Dickschichtlack für feuerverzinkte Oberflächen im Farbton Graualuminium-Eisenglimmer beschichtet.
Die Kosten für die Sanierungsmaßnahmen betrugen insgesamt 47.625 DM.
Der Sasbacher Gemeinderat hat in einer Sitzung einstimmig der vorgelegten Nutzungsvereinbarung zugestimmt, die zwischen den Gemeinden Sasbach und Sasbachwalden sowie dem Schwarzwaldverein, Ortsgruppe Sasbach/Obersasbach, geschlossen wurde.
Im Jahr 2005 mussten erste im Jahr 2004 entstandene Vandalismusschäden u.a. am Geländer beseitigt werden (Kosten: 845 DM)
An allen vier Seiten des Turmes wurden Edelstahltafeln (Schautafeln) mit Orientierungspunkten für alle vier Himmelsrichtungen angebracht (Kosten: 3.000 Mark).
Der Signalturm wird in Sasbach und Umgebung Bismarckturm genannt. Die Herkunft dieses Namens ist trotz Recherchen des Schwarzwaldvereins nicht mehr verifizierbar.
Eigentümer des Turmes ist die Gemeinde Sasbach (Flurstück-Nummer 1455/4), das Bauwerk steht auf dem Gebiet der ehemaligen Gemeinde Obersasbach. Am Turmstandort stoßen die Ortsgrenzen mit der Nachbargemeinde Sasbachwalden zusammen.
Im Jahr 2022 war das Bauwerk in einem guten, gepflegten Zustand.
Öffnungszeiten (Stand 2024)
Der Turm ist ständig geöffnet.
Links
Quellen
- Schwarzwaldverein Sasbach:
Geschichte des Turmes online (abgerufen 08.05.2024)
- Maße: Jörg Bielefeld, Leverkusen (Mai 2014, ohne Gewähr)
Fotos
- Ralph Männchen, Dresden (August 2013)
- Jörg Bielefeld, Leverkusen (Mai 2014)
- Hans-Dieter Hirschmann, Haßloch (November 2008, August 2015)
Übersichtskarte Standort Bismarckturm
Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.
Bildergalerie Bismarckturm Sasbach auf der Hornisgrinde
Foto Bismarckturm Sasbach auf der Hornisgrinde August 2013
Foto Bismarckturm Sasbach auf der Hornisgrinde (Plattform) August 2015
Foto Bismarckturm Sasbach auf der Hornisgrinde August 2015
Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen
Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)
Copyright ©
www.bismarcktuerme.net | www.bismarcktuerme.de
(2001 - 2024)
Jörg Bielefeld, Leverkusen
Alle Rechte vorbehalten.