Das Wahrzeichen von Lütjenburg
Der Bismarckturm in Lütjenburg
Bauplanung
1897
Am 16.03.1897 beschloss der Bürger- und Verschönerungsverein unter Vorsitz von Senator Schneider in der Generalversammlung, einen Aussichtsturm auf dem Vogelberg (Goyenberg) zu errichten. Maurermeister Lucca und Zimmermeister Griebel wurden beauftragt, einen Kostenanschlag zu erstellen.
Zwecks Finanzierung des Vorhabens wurden Anteilsscheine im Wert von je 10 Mark ausgegeben, von denen bei der Generalversammlung bereits 221 Stück gezeichnet wurden.
Die beauftragten Handwerker fertigten zeitnah einen Turm-Entwurf, der am 04.10.1897 in der Bürgervereinssitzung Architekt Hugo Groothoff aus Hamburg vorgelegt wurde. Dieser wurde beauftragt, den Entwurf zu verändern (z.B. breiterer Umgang auf der Plattform, einen weiteren Balkon zur Stadtseite) und insgesamt zu vereinfachen.
In kurzer Zeit wurden weitere Anteilsscheine verkauft, Vorstandsmitglieder des Bürgervereins gingen dazu von Haus zu Haus. Kurz darauf sollte der Bau nach den Groothoff-Plänen beginnen.
Als Standort wählte man den Vogelberg (60 m über NN) aus. Zuvor stand hier ein hölzerner Aussichtsturm.
1898
Kurz vor der Fertigstellung des Bauwerkes wurde festgelegt, dass dieser zu Ehren des am 30.07.1898 verstorbenen ehemaligen Reichskanzlers Otto von Bismarck "Bismarckturm" benannt wird.
Am 23.08.1898 erhielt Gastwirt A. Tamm nach Gegenüberstellung der drei Gebote (Bieter waren A. Tamm, Wegner, Holtmann) den Pachtzuschlag.
Der Einweihungstermin am 02.09.1898 wurde kurzfristig am 29.08.1898 festgelegt, nachdem die Bauarbeiten beendet worden waren.
Die Gesamtkosten betrugen 14.515,10 Mark, davon u.a. 13.520 Mark für den Mauermeister Lucca, 670 Mark für den Architekten Hugo Groothoff und 150 Mark für Tischer Heppe.
Bauarbeiten
Als Baumaterial wurden rote Backsteine und Granit verwendet.
Die Bauausführung erfolgte durch Maurermeister W. Lucca und Zimmermeister Griebel, beide aus Lütjenburg.
Ende August 1898 war der Turm fertig gestellt.
Turmbeschreibung
Bei diesem 18,50 m hohen Aussichtsturm ohne Feuerschale handelt es sich um einen massiven Rundturm mit auskragender Aussichtsplattform. Ein rechteckiger Bau mit Zeltdach schließt sich ohne Zwischenmauern direkt an, erreicht aber nur eine Höhe von ca. 13,50 m. Rundturm und Anbau (Gastwirtschaft) sind mit Balkonen ausgestattet.
Der Aufstieg zur Plattform ist (mindestens) seit 1964 nur über die Gaststätte möglich. Über eine zweiläufige Steintreppe mit Zwischenpodesten (48 Stufen) und eine steinere Wendeltreppe (48 Stufen) ist die Plattform durch eine 1,80 m x 0,80 m große Tür des zwei Meter hohen Aufbaus zu betreten. Die Stufenbreite beträgt 1,00 m.
Die Plattform hat einen Innendurchmesser von 4,00 m, der Außendurchmesser beträgt 4,70 m. Die Höhe der steinernen Brüstung (im Jahr 1978 erneuert) beträgt 1,00 m.
Turmgeschichte
1898-1902
Am 05.08.1898 wurde die Gastwirtschaft für 750 Mark im Jahr an Gastwirt A. Tamm verpachtet. Der zunächst bis 31.12.1898 laufende Pachtvertrag ist datiert auf den 14.09.1898.
Am 02.09.1898 wurde das Bauwerk als Bismarckturm eingeweiht. Bürgermeister Sattler hielt die Weiherede. Das Eintrittsgeld für die Turmbesteigung (Einnahme des Pächters) wurde auf 10 Pfennig festgelegt.
Der Pachtvertrag mit Gastwirt A. Tamm wurde verlängert (01.01.1900 - 31.12.1903).
Am 18.05.1900 wurde in der Mitgliederversammlung des Bürgervereins beschlossen, dass am Ausgang der Plattform die Bezeichnung Bismarckturm mit „eisernen Lettern“ angebracht werden sollte. In der Sitzung vom 23.05.1901 beschloss man die Anbringung des Schriftzuges. Am 10.05.1902 wurde von der Schrift wieder Abstand genommen, da man nun über der Eingangstür ein Bismarck-Medaillon anbringen wollte.
1903-1918
Am 19.05.1903 entschied man, die angeschaffte Bismarckbüste (Kosten: 29 Mark) aus der Kasse zahlen zu wollen. Die Anteilsinhaber des Bismarckturmes beantragten am gleichen Tag, dass die Stadt Lütjenburg den Bismarckturm als Eigentümer übernehmen sollte, da immer noch eine Bau-Restschuld von 3.180 Mark offen war. Die Stadtverwaltung nahm den Antrag nach Zustimmung des Regierungspräsidenten in Schleswig an und wurde Eigentümerin des Bauwerks.
Ab 1904 wurde H. Mathiesen (Eigentümer "Zum Kaisersaal") Pächter des Bismarckturmes. Die Pacht betrug 100 Mark im Jahr.
Die Restauration wurde im Jahr 1913 unter Pächter H. Mathiesen erweitert. Der ursprüngliche Zugangsraum zum Bismarckturm wurde als Restaurant deklariert. Die Fläche wurde um das Dreifache vergrößert, der Pächter ließ zwei verglaste und flach gedeckte Veranden anbauen.
1919-1975
Fritz Wegener ("Zum Kaisersaal") wurde ab 1919 Pächter der Gastwirtschaft, anschließend C. Riemenschneider (Hotel und Gasthof "Stadt Kiel"). Nächster Pächter (vor 1930) wurde Heinrich Riemenschneider, der die Wirtschaft auf 30 Jahre pachtfrei erhielt.
Die Gastwirtschaft wurde erneut im Jahr 1930 erweitert, der Gastraum fasste nun 100 Personen. Architekt Ehmke-Kasch aus Plön erweiterte die Veranden, die leichten Holzwände wurden durch massive Mauern ersetzt.
Der Sohn von H. Riemenschneider übernahm den Betrieb und pachtete bis 1951. Der nächste Pächter war das Ehepaar Sankowski.
In den Jahren 1947 und 1964 wurde das Restaurant erneut erweitert. Der Bismarckturm war ab 1964 vollständig von der Gaststätte umgeben.
Gastronom Nico Johannsen aus Kiel übernahm die Pacht im Jahr 1964.
1976-2012
Im Jahr 1976 musste das teilweise marode Bauwerk durch Stahlringe gesichert werden. Die zerstörte Brüstung wurde durch Ziegelmauerwerk erneuert. Weiterhin wurden die Balkone abgebrochen und die weißen Gesimsbänder beseitigt.
Im Jahr 1978 ließ Bauunternehmer Dieter Schmudlach direkt an den Bismarckturm das Hotel "Ostseeblick" anbauen. Im gleichen Jahr kauften Anke und Christian Boll das Hotel "Ostseeblick" am Bismarckturm. In den unteren Räumen entstanden eine Kegelbahn und ein Schwimmbad mit Sauna.
2013 bis heute
Zwischen Februar 2013 und August 2015 bröckelten große Teile des Betonumfassung der äußeren Plattform ab.
Im Herbst 2020 begannen die Sanierungsarbeiten mit einem Kostenvolumen von 600.000 €. Hierfür musste der Turmkopf komplett abgenommen werden.
Das Brüstungsmauerwerk mit den Vorsprüngen und Putzflächen konnte erhalten werden. Die Dachflächen wurden mit purpurfarbenem Schiefer eingedeckt, die Kunststoff-Fenster wurden durch schmiedeeiserne Fenster nach historischem Vorbild ersetzt.
Die Sanierungsarbeiten konnten im März 2021 abgeschlossen werden.
Am 02.09.2023 wurde das 125jährige Jubiläum des Bismarckturmes Lütjenburges gefeiert.
Öffnungszeiten (Stand: Juni 2024)
Der Aufstieg zum Turm ist über die Gaststätte (zu den Öffnungszeiten) möglich.
(Eintritt: Erwachsene 2 €).
Anschrift: Gaststätte am Bismarckturm Lütjenburg, Am Bismarckturm, 24321 Lütjenburg, Tel.: 04381/419941
Links
Koordinaten und Kartenmaterial
Quellen
- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 259
- Seele, Sieglinde: Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-TURM von LÜTJENBURG (Schleswig-Holstein)
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 12 "Bismarckturm bei Lütjenburg (Holstein)", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Stender, Friedrich: "Der Bismarckturm auf dem Vogelberg in Lütjenburg" in "Jahrbuch für Heimatkunde im Kreis Plön 1988", Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde, Plön 1988, S. 31-42
- von Bieberstein, Kuno R.: Recherchen im Stadtarchiv, historische Zeitungsausschnitte
Fotografen
- Lars Lenzner, Hückeswagen (April 2011)
- Sven May, Gerichshain (März 2012)
- Hans-Dieter Hirschmann, Haßloch (August 2015)
- Jörg Bielefeld, Leverkusen (April 2016)
- Richy Oelke, Kelkheim (September 2021)
Übersichtskarte Standort Bismarckturm
Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.
Bildergalerie Bismarckturm Lütjenburg
Foto Bismarckturm Lütjenburg mit saniertem Turmkopf September 2021
Foto Bismarckturm Lütjenburg mit saniertem Turmkopf September 2021
Foto Bismarckturm Lütjenburg mit saniertem Turmkopf September 2021
Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen
Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)
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