Bensheim

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Bensheim April 1912

Standort

Hemsberg




Datenblatt


Höhe: 19 m

Kosten: 9.066 Mark

Einweihung: 06.07.1902

Foto Bismarckturm Bensheim April 2008

Bismarckturm mit Walmdachanbau
Der Bismarckturm in Bensheim


Vorbemerkung

Bereits im Jahr 1889 plante der 1882 gegründete Odenwaldklub, auf dem Gipfel des Hemsberges einen Aussichtsturm zu errichten. Die Ausführung des Planes scheiterte an den fehlenden Geldmitteln für den Turmbau.

In den nächsten Jahren wurden dem Odenwaldklub (OWK) von verschiedenen Seiten Entwurfsskizzen für einen Aussichtsturm übergeben. Der eingereichte Turm-Entwurf von Prof. Heinrich Metzendorf aus Bensheim entsprach den Vorstellungen der örtlichen Sektion des Odenwaldklubs.


Bauplanung

Zwecks Durchführung des Baus eines Aussichtsturmes wurde ein Turmkomitee unter Vorsitz von Postdirektor a.D. Ernst Hallwachs aus Bensheim gegründet.

Am 11.05.1897 wurde nach Sichtung mehrerer eingereichter Entwürfe der Aussichtsturm-Entwurf von Prof. Metzendorf von der Sektion Bensheim zur Ausführung genehmigt.

Als Turmstandort wählte man den Hemsberg (262,20 m über NN) südöstlich von Bensheim in der Zeller Gemarkung. Der Turmbauplatz hatte eine Größe von 2.303 m² und wurde von den Eigentümern für 278,40 Mark erworben.

Die Gesamtkosten von insgesamt 9.066 Mark (davon 8.000 Mark für den Turm selbst) wurden von heimischen Vereinen aufgebracht. Der Odenwaldverein spendete 500 Mark, die Vereins-Sektion Bensheim des Odenwaldklubs 2.000 Mark. Der Verschönerungsverein Bensheim steuerte 1.200 Mark für den Turmbau bei. Kommerzienrat Wilhelm Euler (2. Vorsitzender des OWK) gab 4.300 Mark als Anleihe und verzichtete später auf die Rückzahlung des Betrages.

Das Turmgrundstück (2.902 m²) wurde von der Gemeinde Zell für 278,40 Mark erworben. Die Stadt Bensheim und die Staatsforstverwaltung genehmigten den unentgeltlichen Abbau der erforderlichen Steine für den Turmbau aus einem in der Nähe der Baustelle befindlichen Steinbruch.


Bauarbeiten

Im Mai 1899 wurde mit den Bauarbeiten begonnen.

Die Bauausführung erfolgte durch Maurermeister Jean Berg aus Bensheim, die Bauleitung oblag Prof. Heinrich Metzendorf aus Bensheim, welcher den Turm auch entworfen hatte.

Als Baumaterial wurden Granitsteine verwendet, die in Steinbrüchen in der Nähe des Turmstandortes gebrochen wurden.


Weitere beteiligte Firmen und Handwerker (alle aus Bensheim)

Franz Schuhmann III: Zimmerarbeiten
Gebr. Hillenbrand: Spenglerarbeiten
Franz Deppert: Schlosserarbeiten
H. Adam: Blitzableiteranlage
Karl Schmidt: Glaserarbeiten
Leonhard Hoehling u. Karl Grün: Malerarbeiten (zum Selbstkostenpreis)
Stadtmeister Merck: Planierungs- und Wegearbeiten (unentgeltlich)


Eine besondere Grundsteinlegung fand nicht statt.

Erst während der Bauarbeiten, am 23.07.1901, wurde in der Generalversammlung des Odenwaldklubs beschlossen, das Bauwerk zu Ehren Otto von Bismarcks ("zur Erinnerung an der ersten Kanzler des deutschen Reiches, den Begründer der deutschen Einheit, den Begründer des Wohlstands unseres Vaterlandes, den größten Nationalhelden aus der glorreichen Zeit der Schöpfung des Reiches") in


Bismarckturm


zu benennen.

Die Bauarbeiten konnten im Herbst 1901 abgeschlossen werden.


Turmbeschreibung (zur Zeit der Einweihung)

Der 19 m hohe runde Aussichtsturm ohne Befeuerungsvorrichtung wurde in Form eines Wartturmes errichtet. Das Bauwerk hat auf der Nordwestseite einen 10 m hohen, im 1. Obergeschoss offenen Anbau mit Walmdach und Aussichtsterrasse, der als Wetterschutz dient.

Auf einem 11,60 m x 4,80 m hohen Fundament erhebt sich der Turm bis zur durchbrochenen Brüstung mit kleinem Erker mit Satteldach im Nordosten der Plattform.

Westlich, im Halbkreis um den Turm, grenzt eine Stützmauer mit Kugelaufsätzen das Bauwerk im Bereich des Vorbaus terrassenförmig ab.

Über der Tür des Anbaus wurde ein Bismarck-Medaillon in Bronze, gegossen bei Gladenbeck in Berlin, dazu ein Emblem des Odenwaldklubs und dem Schriftzug

+ Odenwald-Club +

Section-Bensheim

19                           01

angebracht.

Über Innentreppen ist die Aussichtsplattform in 15 m Höhe (mit Brüstung 16,10 m) erreichbar.

Eine linksdrehende Holztreppe mit 16 Stufen führt bis zur Wandererheimtür. Über weitere 44 Stufen und mehrere Absätze gelangt man zum Aussichtsbereich unterhalb der Plattform in 11,60 m Höhe. Von hier führen weitere 16 Holzstufen sowie eine Steinstufe zur oberen Plattform.


Turmgeschichte

1902-1955

Am 06.07.1902 wurde der Bensheimer Bismarckturm bei gleichzeitiger Schlusssteinlegung feierlich eingeweiht. Um 14:00 Uhr setzte sich ein Festzug mit Musikkapelle aus der Stadt Bensheim (Hotel und Vereinslokal "Deutsches Haus") Richtung Festplatz am Bismarckturm in Bewegung. Neben Einwohner aus Bensheim waren auch zahlreiche Festteilnehmer aus Darmstadt anwesend. Die Begrüßungsansprache hielt Postdirektor a.D. Ernst Hallwachs. Dieser beauftragte Rechtsanwalt Jaeger mit der Verlesung der Schlusssteinurkunde.

Diese wurde in eine Metallkapsel gelegt, welche in den Schlussstein eingefügt wurde.

Weitere beigefügte Gegenstände in der Metallkapsel waren: Mitgliederliste der Sektion, Bild von Bensheim, Bergsträßer Anzeigeblatt vom 05.07.1902, Starkenburger Bote vom 05.07.1902. In die Schlussstein-Vertiefung wurde zusätzlich eine Flasche Hemsberger gelegt.


Die Festrede hielt Gymnasialdirektor Prof. Dr. Kieser. Nach dem Rückmarsch über Zell um 17:30 Uhr und einer kurzen Rast fand um 19:00 Uhr das Festkonzert im Hotel "Deutsches Haus" unter Mitwirkung des Gesangvereins "Harmonie" statt.

Bei der Einweihung kam es zu einem Vorfall durch Schneidergesellen Heinrich Bernet aus Bensheim, der den Ablauf der Veranstaltung durch "laute Bemerkungen störte", sodass dieser vom Festplatz weggebracht werden musste. Er erhielt darauf einen Strafbefehl über 5 Tage Haft.

Der Bismarckturm wurde in den folgenden Jahren ein beliebtes Ausflugsziel.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden auf dem Hemsberg vom Odenwaldklub jährliche Sonnenwendfeiern am Bismarckturm durchgeführt.


1956-1973

In den Jahr 1956 wurde die Aussichtsterrasse zugemauert und auf der Ost- und Westseite jeweils mit zwei Fenstern versehen. Der Anbau wurde zum Wanderheim mit Klubzimmer umgebaut. Das Bismarck-Medaillon wurde im Innern über der Wanderer-Heimtür angebracht.

Von 1970 bis 1973 wurde der Turm unter dem damaligen Vorsitzenden Magistratsrat Hans Ross umfassend saniert.


1974 bis heute

Am 06.07.2002 wurde der Bismarckturm (auch als Hemsbergturm bekannt) 100 Jahre alt. Der Odenwaldclub (Ortsgruppe Bensheim e.V.) veranstaltete ab 11:00 Uhr eine Jubiläumsfeier am Turm.

Im Jahr 2010 wurde der Turm saniert, dabei wurden das Dach abgedichtet sowie Fenster und Türen in roter Farbe gestrichen.

Zwecks der Übernahme des Bismarckturmes, der baulichen Unterhaltung und der Öffnung wurde am 22.03.2017 der Hemsbergturm-Verein e.V. (Bismarckturm) gegründet.


Öffnungszeiten (Stand: Juli 2024)

Das Bauwerk wird an bestimmten Sonntagen durch den Hemsberg-Turm-Verein geöffnet.

Öffnungszeiten Hemsbergturm 2024


Links

Hemsberg-Turm-Verein
Odenwald Wandern

Google Maps

Koordinaten und Kartenmaterial


Quellen

- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 47-48
- Seele, Sieglinde: Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-TURM von BENSHEIM (Hessen)
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 64 "Bismarck-Turm bei Bensheim a.d. Bergstraße", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Ehrhardt, Max: Bismarck im Denkmal des In- und Auslandes, Thüringische Verlags-Anstalt Eisenach-Leipzig, 1903, Nr. 6: "Die Bismarck-Säule auf dem Hemsberge bei Bensheim a.d.B.“

- Festschrift zum 100-jährigem Jubiläum des Odenwaldklubs Ortsgruppe Bensheim, Odenwaldklub Bensheim, 1982
- Odenwaldklub Bensheim: Schriftliche Mitteilung im Mai 2002 zum Jubiläum

- Illustrirte Zeitung Nr. 2917 vom 25.05.1899, S. 715

- Deutsche Bauhütte, Hannoversche Verlagsanstalt 1907, S. 388/389

- Diether Blüm u. Martin Hellriegel: "Bensheim anno", Bensheim 1976

- Der Bensemer: 01.12.1995 "Der Hemsberg und sein Bismarckturm"

- Bergsträßer Anzeiger: 19.06.2002; 17.03.2007; 14.04.2007
 

Fotografen
- Jörg Bielefeld, Leverkusen (April 2008)

- Ralph Männchen, Dresden (Oktober 2018)

- Richy Oelke, Kelkheim (Juli 2020)

Übersichtskarte Standort Bismarckturm

Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.

Bildergalerie Bismarckturm Bensheim

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Bensheim 1903

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Bensheim 1902

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Bensheim undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Bensheim undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Bensheim 1912

Foto Bismarckturm Bensheim undatiert

Foto Bismarckturm Bensheim April 2008

Foto Innenaufnahme Bismarckturm Bensheim Oktober 2018

Foto Eingangstür Bismarckturm Bensheim April 2008

Foto Bismarckturm Bensheim April 2008

Foto Bismarckturm Bensheim April 2008

Foto Bismarckturm Bensheim Juli 2020

Foto Bismarckturm Bensheim (Innentreppe) Juli 2020

Foto Bismarckturm Bensheim (Eingangsbereich) Juli 2020

Foto Bismarckturm Bensheim (Plattform) Juli 2020

Foto Bismarckturm Bensheim (Treppenhaus) Juli 2020

Foto Bismarck-Medaillon im Bismarckturm Bensheim Juli 2020

Foto Klubzimmer Bismarckturm Bensheim Juli 2020

Foto Erker auf Plattform Bismarckturm Bensheim Juli 2020

Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen

Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)

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