Wettin-Löbejün

Ansichtskartenmotiv Einweihung Bismarckturm Wettin 04.06.1905

Standort

Großer Schweizerling / Salderberg




Datenblatt


Höhe: 21,50 m

Kosten: 12.000 Mark

Grundsteinlegung: 18.09.1904

Einweihung: 04.06.1905

Foto Bismarckturm Wettin Mai 2018

Befeuerung nicht verwirklicht
Der Bismarckturm in Wettin-Löbejün


Bauplanung

1899-1902

In Wettin regten bismarckbegeisterte Bürger (Architekt Theodor Hülssner aus Leipzig, Bürgermeister Albrecht Wilcke aus Wettin, Gutsbesitzer Artur Lorenz aus Wettin und der Stadtverordnete Schade aus Wettin) im Jahr 1899 den Bau eines Bismarckturmes an.

Es wurde ein Bismarckturm-Komitee unter Vorsitz des Gutsbesitzers Artur Lorenz aus Wettin gebildet.

Als Turm-Standort wählte man den Salderberg des Großen Schweizerlings (143,5 m über NN) aus. Der Bauplatz wurde von der Stadt kostenlos zur Verfügung gestellt.

Die Baukosten für den Turm (ohne Materiallieferungen) wurden auf 10.000–12.000 Mark geschätzt.


1903

Am 23.01.1903 fand zum Besten des Bismarckturmes ein Konzert statt.

Ursprünglich sollte eine monumentale Feuersäule nach Entwurf des Architekten Theodor Hülssner aus Leipzig erbaut werden. Der Entwurf sah einen offenen Hallenbau mit Feuerschalen auf den zwei oberen Ecken, gekrönt mit einer kleinen offenen Haube vor. Dieses Projekt wurde jedoch nicht verwirklicht.


1904

Das Komitee wählte im Jahr 1904 den Entwurf des Architekten Conrad aus Leipzig, der einen Bismarckturm ohne Feuerschale konzipiert hatte. Die Baukosten für den neuen Entwurf wurden auf 8.000 Mark geschätzt, der Baufonds war zu dieser Zeit auf 4.500 Mark angewachsen.

Im Februar 1904 und im September 1904 wurden erneut Konzerte zum Besten des Bismarckturmes im Schützenhaus des Schweizerlings durchgeführt.

Am 18.09.1904 wurde der Grundstein des Turmes gelegt.

Die insgesamt 12.000 Mark Baukosten für den Turm wurden durch Spenden, Veranstaltungen, Konzerte und Theateraufführungen sowie die Ausgabe von Anteilsscheinen aufgebracht. Die höchste Einzelspende eines unbekannten Spenders betrug 3.000 Mark.

Alle Fuhren an Steinen und sonstigem Baumaterial wurden von den Landwirtschaften Wettins und Umgebung kostenlos ausgeführt.

Auf die Installation einer Feuerpfanne wurde wegen des umliegenden Nadelwaldes verzichtet.


Bauarbeiten

Die Bauarbeiten starteten am 04.10.1904.

Die Bauausführung übernahm Maurermeister A. Herzer aus Wettin, die Steinmetzarbeiten wurden von Steinmetzmeister Bölecke aus Cönnern an der Saale durchgeführt.

Als Baumaterial wurde Porphyr aus Wettin und Sandstein aus Cönnern an der Saale verwendet.

Bereits Ende Oktober 1904 hatten die Arbeiten am Turm so gute Fortschritte gemacht, dass man die Einweihung für den 01.04.1905 plante. Die Bauarbeiten konnten aber erst im Mai 1905 beendet werden.


Turmbeschreibung (zur Zeit der Einweihung)

Der 21,50 m hohe Aussichtsturm ohne Befeuerungsmöglichkeit ist ein massives rechteckiges Bauwerk, welches sich nach oben hin verjüngt und im oberen Viertel in eine ovale Bauform übergeht.

Der Sockelbereich des Turmes weist an den Ecken wuchtige gemauerte Streben auf. Der Eingangsbereich im Osten des Turmes, der über eine Stufe zu erreichen ist, ist giebelartig vorgebaut. Die Fenster und der Eingang sind als Rundbogen ausgeführt.

Der Turm schließt mit einer Aussichtsplattform ab, die ringsum mit einer Steinbrüstung begrenzt ist.

Durch den Eingang gelangt man zur steinernen linksdrehenden Wendeltreppe mit 113 Stufen, über die die ovale Aussichtsplattform zu erreichen ist.

Über dem Eingang wurde die Inschrift


WIR DEUTSCHEN
FÜRCHTEN GOTT SONST

NICHTS IN DER WELT

darüber die Inschriften


A.D.
1905

und

BISMARCK

angebracht.


Turmgeschichte

1905-1944

Am 04.06.1905 wurde die Turm-Einweihung feierlich begangen. Der Festzug zog ab 14:30 Uhr vom Marktplatz zum Schweizerling. Die Weiherede am Turm hielt Burgprediger Hörich aus Wettin. Das Bauwerk wurde durch den Vorsitzenden des Komitees an die Stadt Wettin übergeben.

Im Jahr 1930 brachte man zum 25. Jubiläum des Turmes über dem Eingang ein Bismarck-Medaillon (Bronze-Eisenguss, 31 cm Höhe) an. Im Zweiten Weltkrieg wurde dieses Medaillon entfernt.

Bis in die 1930er Jahre wurde der Bismarckturm touristisch genutzt.


1945-2004

Im Jahre 1945 wurde der Turm durch Beschuss der Amerikaner im oberen Teil leicht beschädigt.

Eine Umbenennung in Friedensturm erfolgte im Rahmen einer Großkundgebung am 01.05.1950. Alle Hinweise auf Bismarck wurden vorher entfernt.

Der Zugang zum Turm wurde in den 1960er Jahren gesperrt. Nach Sanierungsarbeiten von Oktober 1991 bis Mai 1992 konnte der Turm am 30.05.1992 als Bismarckturm wiedereröffnet werden. Der Turm wurde außen neu verfugt, Treppen, Innenwände und die Zwischendecken wurden repariert oder erneuert. Die ursprünglichen Inschriften wurden wieder angebracht.

Im Jahr 1992 wurde das entfernte Bismarck-Medaillon bei Ausschachtungsarbeiten für eine elektrische Leitung zum Turm wieder aufgefunden.


2005 bis heute

Am 01. April 2005 brachte man das Medaillon wieder über dem Eingang an.

Die Feier zum 100. Jahrestag des Bismarckturmes Wettin fand am Samstag, den 04.06.2005 statt. Nach einem großen Festakt wurde der Abend mit einem Bismarckturmfeuerwerk beschlossen.

Von 2015 bis 2017 war ein Bogenmuseum im Bismarckturm untergebracht.


Öffnungszeiten

In der Regel von April - Anfang Oktober samstags und sonntags von 13:00 - 17:00 Uhr.

Der Bismarckturm ist derzeit geschlossen (Stand: Mai 2024)
Führungen für Gruppen außerhalb der Öffnungszeiten möglich. Kontakt Herr Wiethase (+49 34607 / 342264) oder Wettin - Info (+49 34607 / 20320)

Die weiß-grüne Fahne auf dem Turm signalisiert, dass der Turm geöffnet ist.


Links

Google Maps

Koordinaten und Kartenmaterial

Bismarckturm bei der Stadt Wettin-Lobejün


Quellen

- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 406
- Seele, Sieglinde, Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-TURM von WETTIN (Sachsen-Anhalt)
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 115 "Bismarck-Turm zu Wettin (Sachsen)", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Zeitschriften des Bismarck-Bundes: 1. Jahrgang 1903 (Nr. 3, S. 5), 2. Jahrgang 1904 (Nr. 6, S. 3: Nr. 11/12, S. 9); 3. Jahrgang 1905 (Nr. 5. S.5; Nr. 8, S. 9)
- Kunze, Werner: „Der Bismarckturm zu Wettin“, undatiertes Infoblatt
- Grünhagen, Siegfried: Information zum neuen Bismarck-Medaillon im März 2005


Fotografen

- Dr. Wolfgang Seele, Mannheim (September 1990)

- Siegfried Grünhagen, Wettin (April 2005)

- Ralph Männchen, Dresden (Juni 2005, Oktober 2005)
- Hans-Dieter Hirschmann, Haßloch (September 2016)
- Marek Moson, Wroclaw (Mai 2018)

- Jörg Bielefeld, Leverkusen (Mai 2018)

Übersichtskarte Standort Bismarckturm

Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.

Bildergalerie Bismarckturm Wettin-Löbejün

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Wettin 1916

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Wettin undatiert

Ansichtskartenmotiv Entwurf Bismarckturm Wettin undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Wettin 1914

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Wettin 1940

Foto Bismarckturm Wettin September 1990

Foto Bismarckturm Wettin Oktober 2005

Foto Bismarckturm Wettin April 2005

Foto Bismarckturm Wettin Mai 2018

Foto Turmjubiläum am Bismarckturm Wettin 04.Juni 2005

Foto Eingang Bismarckturm Wettin September 2016

Foto Bismarck-Relief am Bismarckturm Wettin Mai 2018

Foto Bismarck-Schriftzug am Bismarckturm Wettin Mai 2018

Foto Inschrift am Bismarckturm Wettin Mai 2018

Foto Inschrift am Bismarckturm Wettin Mai 2018

Foto Eingang Bismarckturm Wettin Mai 2018

Foto Treppenhaus Bismarckturm Wettin Mai 2018

Foto Feuerwerk auf dem Bismarckturm Wettin 04. Juni 2005

Foto Aussicht vom Bismarckturm Wettin Mai 2018

Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen

Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)

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