Quedlinburg

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Quedlinburg 1905

Standort

Bleicheberg, Johannishain




Datenblatt


Höhe: 20 m

Kosten: 8.000 Mark

Grundsteinlegung: 01.04.1895

Einweihung: 01.04.1896


Foto Bismarckturm Quedlinburg September 2022

Sachsen-Anhalts ältester Bismarckturm
Der Bismarckturm in Quedlinburg


Bauplanung

Der Bau dieses ältesten Bismarckturmes in Sachsen-Anhalt wurde vom Stadtrat Vogler bereits im Jahr 1894, also noch zu Lebzeiten Otto von Bismarcks, angeregt.

Am 27.03.1895 machte Oberbürgermeister Dr. Brecht in der Stadtverordnetenversammlung die Mitteilung, dass Stadtrat Georg Vogler anlässlich Bismarcks 80. Geburtstag 1.000 Mark für den Bau eines Bismarckturmes in den Bleicheberg-Anlagen gespendet hat. Die Stadtverordnetenversammlung stimmte dem Plan, einen Bismarckturm zu errichten, einstimmig zu.

Bereits am 01.04.1895 wurde auf der Anhöhe der Bleicheberg-Anlagen (215 m über NN) der Grundstein für das Bauwerk gelegt. Der Grund und Boden gehört dem St. Johannis-Hospital. Die Anlagen selbst wurden ab diesem Datum Bismarckhain genannt.

Entworfen wurde das Bauwerk vom Stadtbaurat Gaul aus Quedlinburg.

Die Gesamtkosten des Turmes betrugen 7.645 Mark. Das Bauwerk wurde aus Spendenbeiträgen finanziert.


Bauarbeiten

Als Baumaterial für den Turm mit rundem Grundriss wurden Granit- und Kalksteine verwendet.

Die bauausführende Firma ist nicht bekannt.


Turmbeschreibung (zur Zeit der Einweihung)

Auf einer künstlich aufgeschütteten Terrasse erhebt sich der 20 m hohe Aussichtsturm ohne Befeuerungsmöglichkeit. Über vier mittige Steinstufen, die nicht genau in der Achse zur Eingangstür liegen, ist die mit einem Geländer abgegrenzte Terrasse erreichbar.

Das Bauwerk weist einen achteckigen Unterbau (Seitenlänge je 1,80 m) auf, welcher mit großen Quadersteinen verblendet ist. Der Sockelbereich (bis 0,95 m) ist nach unten hin abgeschrägt. Der Turmdurchmesser beträgt am Fuß des Turmes 5,82 m, in Höhe von 0,95 m noch 4,70 m.

Der Sockel des Turmes hat bis zur Auskragung eine Höhe von 4,20 m. Auf der Westseite liegt der 3,60 m hohe Eingangsbereich mit Rundbogen. Der Türbereich ist 2,38 m x 1,00 m groß.

Direkt über der Tür wurde die Inschrift

BISMARCKTHURM


darüber im Rundbogenbereich ein bronzenes Bismarck-Relief, gefertigt von Prof. Richard Anders aus Berlin, gegossen in der Bildgießerei von Martin und Piltzing in Berlin, angebracht.

Oberhalb des auskragenden Absatzes erhebt sich der runde, sich bis zum Turmkopf verjüngende Turmschaft.

Direkt über dem auskragenden Absatz wurde auf der Eingangsseite das Stadtwappen von Quedlinburg angebracht.

Über eine steinerne Wendeltreppe mit 83 Stufen ist die mit einem Mitteltürmchen versehene Aussichtsplattform erreichbar, die mit einer steinernen und auskragenden Brüstung mit einer Stärke von 0,30 m versehen ist. Der Austritt auf die Plattform (Durchmesser 3,00 m) liegt im Südosten. Das Mitteltürmchen ist von einem leicht gespitzten Dach mit Wetterfahne gekrönt.

Am Turmschaft sind auf allen Seiten jeweils drei Fenster eingelassen.
 

Turmgeschichte

1896-1945

Die feierliche Einweihung des Turmes erfolgte am 01.04.1896 bei ungünstigen Witterungsbedingungen. In den Abendstunden wurde ein Bismarck-Kommers abgehalten.

Im Sommer 1905 wurde der Bismarckturm vom Blitz getroffen, dabei wurde das Wappen über der Tür beschädigt.


1945-1975

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden alle Hinweise auf Bismarck entfernt. Der Bismarckturm wurde zwischen Mai 1945 und September 1950 in "Johannisturm", die Anlagen in Johannishain umbenannt.

Das dem Hain benachbarte ehemalige Hospital St. Johannis wurde 1957 enteignet. Zu den Besitztümern des Hospitals zählten damals der Johannishain mit -Turm, der Hospitalfriedhof St. Johannis, eine Quelle sowie die Hospitalgebäude, Johanniskapelle und -kirche. Die beschriebenen Bauwerke sind vom Hain durch eine Straße getrennt. Bis auf die Kapelle, die Kirche und das Pfarrhaus ging 1957 alles in das Eigentum der Stadt Quedlinburg über.


1975-1997

Bis ca. Mitte der 1970er Jahre war der Turm noch begehbar. Nach einem Blitzschlag und unterlassener Sanierung wurde das Bauwerk geschlossen. Die Spitze des Turmes (Ausstiegstürmchen) wurde entfernt.

Nach der Teil-Sanierung des Turmes in den Jahren von 1992 - 1994 wurde die Inschrift "Bismarckthurm" wieder angebracht.

Bei diesen Arbeiten erhielt das Bauwerk bereits im August 1992 ein neues, spitzes Dach. Die Anzahl der Treppenstufen zur Terrasse beträgt seitdem fünf Stufen (ursprünglich vier Stufen). Die Abgrenzung der Terrasse erfolgte durch mit Ketten verbundene Metallpfosten, die bereits im April 1995 teilweise zerstört waren.

Der Eingang war 1995 durch eine neuinstallierte schwarze Gittertür versperrt, dahinter befand sich eine mit Metall verkleidete Holztür.


1998 bis heute

Der Johannisgemeinde bzw. dem Ev. Kirchspiel, in dem die Gemeinde am 01.01.1998 aufging, gelang es, zeitnah eine Rückübertragung ihres Eigentums durchführen zu lassen. Somit wurde das Ev. Kirchspiel Eigentümer des Bismarckturmes.

Die steinerne Brüstung am oberen Umgang brach bis 2001 komplett weg. Die Steine der abgebrochenen Brüstung wurden im Jahr 2002 im Bauhof der Stadt zwischengelagert.

Der Turm blieb auch nach der Teil-Sanierung in den 1990er Jahren verschlossen.

Im Jahr 2014 verkaufte die Johannisgemeinde den Bismarckturm samt Johannishain an eine Grundbesitzfirma aus Quedlinburg. Der Inhaber der Firma kündigte an, den Bismarckturm mit Hilfe von Fördermitteln zu sanieren zu lassen.

Ab März 2018 sollte der Johannishain zur Eventlocation umgebaut werden. Die Grundbesitzfirma rief zu Spenden bezüglich der Sanierung des Bismarckturmes auf. Bis Sommer 2021 wurden keine Sanierungsarbeiten durchgeführt.

Im Sommer 2022 wurden Sanierungsarbeiten am Bismarckturm vom neuen Eigentümer des Tumres inkl. Johannishain durchgeführt. Eine erste Öffnung erfolgte im September 2022 am Tag des offenen Denkmals. Maximal zwei Personen konnten gleichzeitig über die 87 Stufen den Bismarckturm besteigen.

Den neue Eigentümer beabsichtigte im Frühjahr 2023 die steinerne Brüstung der Turmspitze, die in einem Vorgarten gefunden wurde, sanieren und neu anbringen zu lassen. Bis Ende Juli 2024 wurden keine Sanierungsmaßmahmen am Bismarckturm durchgeführt. Laut Eigentümer soll es noch ein paar Jahre dauern, bis Park und Turm neu gestaltet bzw. saniert sind.

Öffnungen des Turmes sind derzeit nicht geplant.


Aussichtsmöglichkeiten vom Turm

Richtung Norden: Die Wohngebiete "Kleers" und "Brockenblick" sowie der Sandsteinfelsen Lehof.

Richtung Westen: Das Panorama der Altstadt und der Neustadt. Gut zu erkennen sind die Kirchtürme und Stadttürme sowie der Schlossberg.

Richtung Süden: Blick auf die Bebauung der Süderstadt, welche vor 1945 entstand.

Richtung Osten: Blick auf die Bebauung der Süderstadt, welche zu DDR-Zeiten entstanden ist. Im Hintergrund sind die Seweckenberge mit der Seweckenwarte, einem weiteren Aussichtsturm, zu sehen.


Links

Google Maps

Koordinaten und Kartenmaterial


Quellen

- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 320
- Seele, Sieglinde: Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-TURM von QUEDLINBURG (Sachsen-Anhalt)
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 8 "Bismarckturm zu Quedlinburg", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Zeitschrift des Bismarck-Bundes: 2. Jahrgang 1904 (Nr. 9, S. 2), 3. Jahrgang 1905 (Nr. 8, S. 11)
- Hoppe, Christian; Quedlinburg: Hinweise zur Baugeschichte nach 1945 und Aussichtsmöglichkeiten vom Turm (per E-Mail)


Fotografen

- Dr. Wolfgang Seele, Mannheim (April 1990, April 1995)

- Jörg Bielefeld, Leverkusen (1999, Mai 2012)
- Kerstin Lucklum, Jena (Mai 2004)
- Christian Gerloff, Jena (September 2011)

- Hans-Dieter Hirschmann, Haßloch (Juli 2017, September 2022)

- Richy Oelke, Kelkheim (Juni 2021)

- Stephan Weinholz, Halle an der Saale (Juli 2024)

Übersichtskarte Standort Bismarckturm

Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.

Bildergalerie Bismarckturm Quedlinburg

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Quedlinburg undatiert

Foto Bismarckturm Quedlinburg undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Quedlinburg 1913

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Quedlinburg 1900

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Quedlinburg 1908

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Quedlinburg 1904

Foto Bismarckturm Quedlinburg ohne Ausstiegstürmchen April 1990

Foto Eingang Bismarckturm Quedlinburg April 1990

Foto Eingang mit neuer Tür Bismarckturm Quedlinburg April 1995

Foto Bismarckturm Quedlinburg 1999

Foto gesperrter Zugang Bismarckturm Quedlinburg Mai 2012

Foto Bismarckturm Quedlinburg Mai 2012

Foto Schriftzug am Bismarckturm Quedlinburg Mai 2004

Foto Turmkopf Bismarckturm Quedlinburg Mai 2012

Foto Bismarckturm Quedlinburg Juni 2021

Foto Eingangstür Bismarckturm Quedlinburg Juni 2021

Foto Turmkopf Bismarckturm Quedlinburg Juni 2021

Foto Bismarckturm Quedlinburg September 2022

Foto Bismarckturm Quedlinburg September 2022

Foto Bismarckturm Quedlinburg September 2022

Foto Bismarckturm Quedlinburg September 2022

Foto Bismarckturm Quedlinburg September 2022

Foto Turmkopf Bismarckturm Quedlinburg Juli 2024

Foto Plattform ohne Brüstung Bismarckturm Quedlinburg Juli 2024

Foto Eingangseite Bismarckturm Quedlinburg Juli 2024

Foto Plattform ohne Brüstung Bismarckturm Quedlinburg Juli 2024

Foto Rückseite Bismarckturm Quedlinburg Juli 2024

Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen

Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)

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