Bismarckturm mit Wärterhaus
Die Bismarcksäule in Essen-Kray
Vorbemerkung
Der Bismarckturm auf dem Mechtenberg (83 m über NN) in Essen wurde bereits kurz nach dem Aufruf der Deutschen Studentenschaft durch zahlreiche Spenden aus den umliegenden Städten und Ämtern errichtet.
Bauplanung
1898
Angeregt wurde der Bau dieser reinen Feuersäule im Dezember 1898 vom Vorsitzenden des 1896 gegründeten Bismarck-Vereins des Kreises Gelsenkirchen, dem Generaldirektor der Gelsenkirchener Bergwerks AG, Emil Kirdorf (*1847-†1938) aus Ückendorf bei Gelsenkirchen.
Die am 28.12.1898 gebildete Baukommission bestand aus Generaldirektor Emil Kirdorf, Bergwerksdirektor Rud. Bürgel, Verlagsbuchhändler Carl Besterling, Bürovorsteher Brenscheid, Bauunternehmer Wilh. Ecke, Bauunternehmer H. Timmermann sowie Maschineninspektor Brauns.
1899
Im Juni 1899 wurden engere Ausschüsse in den umliegenden Ortschaften gebildet, um Spenden für den Turmbau zu sammeln.
Als Standort wählte man den Mechtenberg in Kray (heute Essen-Kray, Flur 3, Flurstücke 5,7) als weithin sichtbaren Höhenpunkt.
Der Entwurf der Feuersäule wurde im Auftrag des Bismarck-Vereins Gelsenkirchen vom Architekten Heinrich Tscharmann aus Dresden gefertigt, der ein Jahr zuvor die ähnliche
Bismarcksäule in Keilhau/Thüringen entworfen hatte.
1900
Bis zum 20.03.1900 konnten durch die Spendensammlungen insgesamt 29.300 Mark gesammelt werden. Nach Abzug der Grunderwerbskosten verblieben gut 22.000 Mark für die geplante Feuersäule.
Die Spendensammlungen wurden in den umliegenden Städten Gelsenkirchen und Wattenscheid, den Ämtern Braubauerschaft, Eickel, Schalke, Ückendorf, Wanne und den Bürgermeistereien Steele und Stoppenberg durchgeführt. Die Errichtung der Säule selbst kostete inkl. Feuerschale 18.000 Mark. Für den Erwerb des Grundstückes (60 Ar und 88 m²) wurden 7.146,89 Mark bezahlt, für die Anlegung der gärtnerischen Anlagen und den Bau eines Wärterhäuschens kamen noch weitere 10.000 Mark hinzu.
Bereits am 01.04.1900 konnte der Grundstein des Bismarckturmes gelegt werden.
Bauarbeiten
Die Bauausführung erfolgte durch Bauunternehmer H. Timmermann aus Gelsenkirchen, die Bauleitung übernahm Wilhelm Ecke aus Wattenscheid.
Als Baumaterial wurde Niedermendiger Basaltlava verwendet.
Gut drei Monate nach Baubeginn war die Säule fertig gestellt.
Turmbeschreibung
Die 16,75 m hohe Feuersäule ohne Aussichtsfunktion ist ein obeliskenartiger Bau mit quadratischem Grundriss und lässt sich in fünf Architekturelemente gliedern.
Als Basis des Turmes dient eine 0,30 m hohe Podeststufe mit einer Seitenlänge von 6,25 m.
Der darauf gesetzte untere Turmschaft hat eine Seitenlänge von 5,45 m x 5,45 m. In einer Höhe von 1,85 m verjüngt sich der Turmschaft durch eine 0,25 m breite Schräge auf 5,10 m x 5,10 m (Gesamthöhe 2,10 - 2,60 m). Eine weitere Schräge in Höhe von 2,60 m (bis 2,85 m) schließt den unteren Turmschaft ab.
Der untere Mittelteil des Turmschaftes, ein würfelförmiger Kubus, ist etwa 4,70 m x 4,70 m breit und inklusive des Zinnenfrieses vier Meter hoch. Der untere Mittelteil ist von einem leicht auskragenden Zinnenfries bekrönt.
Der obere pyramidenstumpfartige Mittelteil des Turmes verjüngt sich bis in eine Höhe von ca. 15 Metern unterhalb des abgestuften Turmkopfes. Der obere Mittelteil ist ringsum von einem leicht auskragenden Zinnenfries gekrönt.
Auf dem oberen Zinnenfries ist der dreifach abgestufte Turmkopf aufgesetzt, auf dessen Spitze die runde Feuerschale installiert worden war.
An der Vorder- und Rückseite der Säule, direkt unterhalb des oberen Zinnenfrieses, wurde jeweils der Schriftzug
BISMARCK
eingemeißelt und mit goldener Farbe versehen. An der Nordseite der Säule befestigte man zusätzlich ein schmiedeeisernes Bismarck-Wappen.
Die kupferne Feuerschale hatte einen Durchmesser von 3 m und kostete 1.600 Mark. Mittels einer Druckpumpe wurden dünnflüssige Benzol-Rückstände durch eine 25 mm dicke Rohrleitung zu einer Düse an der Feuerpfanne gepumpt.
Turmgeschichte
1900-1917
Am 29.07.1900 ab 11:00 Uhr erfolgte die feierliche, aber schlicht ausgeführte Einweihung der „1. Feuersäule der beiden Schwesternprovinzen Rheinland und Westfalen“. An der Einweihungsfeier nahmen neben dem Landrat Rötger aus Essen und Landrat Hammerschmidt aus Gelsenkirchen Vertreter der Behörden und der Berg- und Eisenwerke teil. Eingeleitet wurde die Feier mit dem Lied "Die Himmel rühmen" von Ludwig van Beethoven, gesungen von einem aus drei Zechen-Vereinen gebildeten Männerchor, der von einem Orchester unter Leitung von Dirigent Jansen begleitet wurde. Die Weiherede hielt Generaldirektor Emil Kirdorf. Der kurze Festakt endete mit dem Chorwerk "Heil Kaiser und Reich" (Rebbert), dargeboten vom Männerchor mit Orchesterbegleitung. Anschließend fand eine Bismarckfeier im Brasselschen Saale statt.
Am Tag der Einweihung ging das Bauwerk in das Eigentum des Bismarck-Vereins Gelsenkirchen über.
Die erste Befeuerung erfolgte einen Tag nach der Einweihung (30.07.1900), dem 2. Todestag Otto von Bismarcks.
Die Daten der weiteren Befeuerungen sind, außer drei weiteren Befeuerungen am 26.01.1903, am 31.03.1915 und am 31.03.1917, nicht bekannt.
1918 bis heute
Seit dem 10.07.1986 steht das Bauwerk unter Denkmalschutz (Denkmalliste der Stadt Essen, Laufende Nr. 129, Flur 3, Flurstück 5,7).
Die Feuerschale, das Bismarckwappen und das Wärterhaus waren im September 1986 nicht mehr vorhanden. Die eingemeißelten Bismarck-Schriftzüge waren noch zu erkennen, waren jedoch ohne goldene Farbe.
Der Berg und die Säule sind seit 1997 jährlich am Karfreitag Ziele eines Kreuzweges, der von der katholischen Gemeinde in Gelsenkirchen-Rotthausen durchgeführt wird.
Das Gelände rund um den Turm wurde im Jahr 2010 mit Ruhebänken versehen.
Der Standort des Bismarckturmes (Mechtenberg) an den Stadtgrenzen von Essen, Bochum und Gelsenkirchen war in das Projekt "Zwei Berge - eine Kulturlandschaft" der Ruhr.2010 eingebunden.
Im August 2024 war das Bauwerk im unteren Bereich mit Graffitis verunziert. Auf dem Turm wuchsen kleinere Bäume.
Links
Koordinaten und Kartenmaterial
Quellen
- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 137
- Seele, Sieglinde: Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-TURM von GELSENKIRCHEN (Nordrhein-Westfalen)
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 23 "Bismarck-Feuersäule zu Kray bei Gelsenkirchen", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn
- Ehrhardt, Max: Bismarck im Denkmal des In- und Auslandes, Thüringische Verlags-Anstalt Eisenach-Leipzig, 1903, Nr. 31 „Bismarck-Säule auf dem Mechtenberge bei Gelsenkirchen“
- Zeitschrift des Bismarck-Bundes: 1. Jahrgang 1903 (Nr. 3, S. 5); 5. Jahrgang 1907 (Beilage: „Die Bismarck-Feuersäule“)
- Timm, Willy: „Ihre Flammen lodern nicht mehr“, Der Märker, 25. Jahrgang 1976, Heft 2, S. 23-26
- Dortmunder Zeitung: 19.03.1900; 21.03.1900; 03.04.1900; 01.08.1900
- Kölnische Zeitung: 26.07.1900; 31.07.1900
- Rheinisch-Westfälische Zeitung: 30.07.1900
- Emscherzeitung: Nr. 176 vom 30.07.1900
- Rhein- und Ruhrzeitung: 21.03.1900
- Illustrirte Zeitung Nr. 2981 vom 16.08.1900, S. 245
- Gelsenkirchener Allgemeine Zeitung: 01.04.1915
- Westfälische Zeitung: 31.03.1917
Fotos
- Jörg Bielefeld, Leverkusen (September 1998, März 2001, September 2010)
- Ralph Männchen, Dresden (Juni 2017)
- Stephan Weinholz, Halle (Saale) (August 2024)
Übersichtskarte Standort Bismarckturm
Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.
Bildergalerie Bismarckturm Essen
Foto Bismarckturm Essen September 1998
Foto Bismarckturm Essen März 2001
Foto Bismarckturm Essen März 2001
Foto Bismarckturm Essen August 2024
Foto Bismarckturm Essen Juni 2017
Foto Weg zum Bismarckturm Essen August 2024
Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen
Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)
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