Bad Salzuflen

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Bad Salzuflen undatiert

Standort

Schötmar, Vierenberg




Datenblatt


Höhe: 18 m

Kosten: 12.000 Mark

  1. Spatenstich: 01.04.1900

Einweihung: 14.10.1900

Foto Bismarckturm Bad Salzuflen Februar 2011

Bismarckturm mit wehrhaftem Charakter
Der Bismarckturm in Bad Salzuflen


Bauplanung

1899

Bereits im September / Oktober 1899 griff Amtshauptmann von Schötmar, Theodor Heldman (*1860-†1933), die Anregung der deutschen Studentenschaft zur Errichtung von Bismarcksäulen auf.

Er machte sich u.a. in mehreren Zeitungsaufrufen für den Bau eines Bismarckturmes stark. Ende des Jahres 1899 schlossen sich Bürgermeister Karl Schüller und alle Mitglieder des Gemeindeausschusses seinem Anliegen an und gründeten im Januar 1900 ein "Gesamtkomitee für den Bau eines Bismarckturmes auf dem Vierenberg" unter Vorsitz von Karl Heldmann (*1872-†1914; von August 1900 bis August 1906 Bürgermeister von Salzuflen).


1900

Am 22. Februar 1900 besichtigt das Komitee den Bauplatz auf dem Vierenberg und entschied sich für ein 6.000 m² großes Areal auf dem Ostgrat des Vierenbergs (257 m über NN), welches sowohl in nördlicher als auch in südlicher Richtung von zwei öffentlichen Wegen begrenzt wurde.

Vor Beginn der Baumaßnahmen prüfte das Komitee die Fernwirkung des Turmes, indem man hoch aufragende Stangen in den Boden setzte. Damit die Sicht nicht zukünftig durch heranwachsende Bäume eingeschränkt werden konnte, entschloss man sich, weitere Grundstücksflächen im Turmbereich zu kaufen.

Der Standort des Turmes sollte zwischen diesen Wegen zentriert werden, dazu wurden ein Gebiet in Voßhagen sowie ein zwanzig Meter breiter Teil nach Hollenstein hin erworben.

Der erste symbolische Spatenstich (keine Grundsteinlegung) erfolgte am 01.04.1900 unter "reger Anteil der Bevölkerung". Etwa 1.000 Personen, darunter Mitglieder aus Kriegervereinen, zogen unter den Klängen der Fabrikkapelle von Hoffmanns's Stärkefabriken in einem Festzug von Schötmar über das Gut Ribbentrup zum festlich geschmückten Vierenberg. Hier wurde in einem Viereck um den Bauplatz Aufstellung genommen. Die Festrede hielt Amtshauptman Theodor Heldman. Abends wurde ein großer Holzstoß auf dem Vierenberg entzündet.

Bis Ende Juli 1900 konnten durch Spendensammlung 5369,25 Mark gesammelt werden, weitere 7.500 Mark wurden durch den Erlös des „Jahrmarkts zum Besten des Fonds für den Bismarckthurm“ im Salzufler Kurpark am 28./29.07.1900 eingebracht. Eine Spende von 1.000 Mark für den insgesamt 12.000 Mark teuren Turm (Preisangabe wahrscheinlich ohne Erwerb der Grundstücke) kam von Leberecht Hoffmann, dem Firmenchef von Hoffmanns Stärkefabriken.


Das Komitee wählte nicht den Bismarckturm-Einheitsentwurf von Wilhelm Kreis, sondern beauftragte den Baurat Böhmer aus Detmold als Architekten, der einen wuchtig wirkenden Turm mit wehrhaftem Charakter (schießschartenähnliche Öffnungen) entwarf. Baurat Böhmer orientierte sich stark an einem Bismarckturm-Entwurf vom Architekten Franz Hartmann, dessen Entwurf „Schlicht“ beim Bismarckturm-Wettbewerb der Deutschen Studentenschaft unter die besten 30 Entwürfe gewählt worden war.
 

Bauarbeiten

Die Grundsteinlegung sowie der erste Spatenstich unter Beteiligung von mehr als 1.000 Interessenten erfolgten am 01.04.1900. Anschließend wurde ein großes Holzfeuer auf dem Vierenberg entzündet.

Die Bauarbeiten wurden von Architekt Hanke aus Lage ausgeführt; die Maurerarbeiten übernahm Maurermeister Hofmeister aus Schötmar. Die Bauleitung übernahm Regierungsbaumeister Böhmer aus Detmold.

Als Baumaterial wählte man behauenen Sandstein, welcher in einem nahegelegenen Sandsteinbruch gewonnen wurde. Zur Hintermauerung wurden Ziegelsteine verwendet.


Turmbeschreibung

Auf einem schmalen, das Niveau des Terrains ausgleichenden Unterbau wurde der 18 m hohe Aussichtsturm mit Befeuerungsmöglichkeit mit quadratischem Grundriss aus Sandsteinquadern errichtet.

Der 7,75 m x 7,75 m breite Sockel des Turmes ist aufgrund des Ausgleichs der Hanglage auf jeder Seite verschieden hoch (Eingangsseite links: 0,56 m, rechts: 0,74 m / Rückseite links: 0,97 m, rechts: 0,91 m).

Auf dem Sockel erhebt sich der 3,45 m hohe Unterbau mit hervorgehobenen Eckpfeilern, welche einen abgerundeten Abschluss besitzen. Der Unterbau verjüngt sich leicht nach oben.

Auf dem Unterbau erhebt sich, leicht zurückgesetzt, der eigentliche Turmschaft, der sich nach oben hin verjüngt. Der Turmschaft endet im Bereich der Plattform, deren Eckpfeiler (jeweils 1,10 m x 1,10 m) wie beim Unterbau hervorgehoben sind. Die quadratische Plattform ist auf jeder Seite 5,58 m lang. Eine rund angelegte Steinbrüstung mit einem Durchmesser von 4,94 m durchbricht mit ihrem 33 cm breiten „Handlauf“ die Eckpfeiler auf einer Fläche von 0,40 m x 0,40 m auf der Innenseite der Plattform. Die Brüstung wird zwischen jedem Eckpfeiler von jeweils fünf breiten Pfosten gestützt.

Am Turmschaft sind auf allen Seiten Lichtschlitze eingelassen, jeweils zwei nebeneinander liegende im unteren und drei nebeneinander liegende im oberen Teil. Auf der Eingangsseite im Norden ist zusätzlich noch ein Schlitz in der Mitte des Turmschaftes eingelassen.

An der Südseite des Turmes wurde mittig des Turmschaftes der Name


BISMARCK


in Metallbuchstaben (Eisen mit Rostschutzlegierung) von ca. 1 m Größe angebracht.

Im Sockelbereich der Westseite des Turmes wurde ein verglastes ovales Rundbogenfester (0,81 m x 1,00 m) eingelassen.

Über drei Stufen ist der Eingangsbereich (rundbogige Türöffnung, 1,16 m x 2,25 m) auf der Nordseite zu erreichen. Eine Gittertür liegt 61 cm tief im Durchgangsbereich zur Halle im Erdgeschoss. Nach weiteren 1,39 Metern gelangt man zum Holzportal des insgesamt 2 m langen und 1,16 m breiten Durchgangbereiches.

Nach Durchschreiten der Holztür gelangt man in die 3,80 m x 3,80 m breite Halle im Erdgeschoss, welche rechtsseitig (Westen) eine 1,30 m x 1,30 m große Nische mit ovalem Fenster besitzt. Die Halle hat eine Höhe von 3,23 m.

Über eine Steintreppe mit insgesamt 76 Stufen (bis 1. Etage: 17 Stufen; 1. bis 2. Etage: 18 Stufen; 2. bis 3. Etage: 21 Stufen, 3. Etage bis Plattform: 20 Stufen) gelangt man zur nach oben klappbaren Metall-Luke (1 m x 2,90 m), die über eine Zugseilvorrichtung gehalten wird.

Auf der Plattform des Bismarckturmes wurden ursprünglich acht kleine, längliche Pfannen von je 1,50 m Länge aufgestellt. In diesen Pfannen wurde pyramidenartig mit Petroleum getränkter Torf geschichtet und entzündet. Mit dem Ergebnis (Flammenhöhe über 5 m, Brenndauer über 5 h) war man seinerzeit zufrieden.


Turmgeschichte

1900-1901

Die Einweihung des Bismarckturmes erfolgte am 14.10.1900 (Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig von 1813).
Aufgrund eines heftigen Gewitters mit starkem Sturm und Regen waren die Feierlichkeiten nicht so gut besucht wie erwartet. Ab Detmold war ein Sonderzug eingesetzt worden, mit dem allerdings nur 60 Personen (u.a. Musiker des Infanterie-Regiments 55) nach Schötmar reisten. Der Festzug zum Bismarckturm ging an umgestürzten Fahnenmasten und umgeknickten Ehrenbögen von Schötmar zum Vierenberg. Im Festzug waren die Fabrikkapelle, die Fabrikfeuerwehr sowie der Fabrikgesangsverein von Hoffmann's Stärkefabriken vertreten.

Der eingeladene Ehrengast, Grafregent Ernst zur Lippe-Biesterfeld (*1842-†1904) erschien nicht, dieser hatte seinen Sohn, Erbgraf Leopold von Lippe (*1871-†1949) als Vertreter geschickt.

Die Veranstaltung begann mit dem Kirchenlied "Lobe den Herren" und einem Hoch auf den Regenten. Die Rednerbühne war als Bekenntnis der lippischen Eigenständigkeit in den Landesfarben Gelb-Rot geschmückt.

Nach den Begrüßungsworten von Amtsrichter Boeckers folgte die Festrede von Kaufmann August Wilhelm Brüggemann aus Schötmar. Nach Absingen des Liedes "Deutschland, Deutschland über alles" folgte die Schlüsselübergabe von Baurat Böhmer an Amtshauptmann Heldman. Erbgraf Leopold durfte nun den Turm als erstes besteigen, bevor das Bauwerk für die Allgemeinheit geöffnet wurde. Aufgrund des anhaltenden schlechten Wetters leerte sich der Festplatz nach dem offiziellen Teil schnell. Es folgte der obligatorische Festkommers in der Gaststätte "Odeon" in Schötmar, an dem auch "Damen als Gäste hoch willkommen" waren, da diese beim Kurfest fleißig Spenden für den Turmbau gesammelt hatten.

Um 18:30 Uhr wurde die erste Turm-Befeuerung durchgeführt. Einmalig wurde das Bauwerk mit Pech beflammt, später mit Torf, welcher vorher in Petroleum getränkt worden war.

Der Bismarckturm wurde in den ersten Jahren von einem Turmwärter zwischen den 01.04. und dem 01.10. an jedem Sonntag zwischen 14:00 Uhr und Einbruch der Dunkelheit, von Oktober bis März war der Turm nur an „besonders schönen Sonn- und Festtagen“ geöffnet.

Am 31.03.1901 fand ab 15:00 Uhr eine Bismarckfeier am Turm statt, nach 20:00 Uhr wurde das Bauwerk mit rotem Bengalfeuer beleuchtet. Anfang August 1901 wurden durch Vandalismus mehrere Fensterscheiben des Turmes zerstört.


1902

Am 19.04.1902 wurden ab 20:30 Uhr mehrere Befeuerungsversuche mit unterschiedlichen Brennmaterialien durchgeführt, um das optimale Brennmaterial für zukünftige Befeuerungen zu finden. Zunächst wurde Magnesiumlicht entzündet, anschließend folgte eine Befeuerung durch mit Petroleum getränktem Torf.


Laut Vertrag des Komitees vom 13.05.1902 mit dem Turmwärter Wienböker betrug der Turm-Eintritt:

-     5 Pfg. für Einzelpersonen

-     10 Pfg. für Eltern / Begleitpersonen mit Kindern

-     50 Pfg. für Schulen / Vereine unter 20 Personen

-     1 Mark für Schulen / Vereine von 20 bis 50 Personen

-     1,50 Mark für Schulen / Vereine mit mehr als 50 Personen


Bei nationalen Festen war der Eintritt frei.

Der Turmwärter musste während seiner Anwesenheit einen Wimpel auf dem Turmkopf hissen.


Ab 1945 bis heute

Nach 1945 richteten die Amerikaner eine Funkstation im Turm ein.

Im Jahr 1988 war das Rundbogenfenster auf der Rückseite des Turmes zerstört (nur Öffnung).

Das Bauwerk wurde auf Initiative des Ortsausschusses, der Kulturringes und der Heimatfreunde Wüsten im Jahr 1999 grundlegend saniert (eisernes Gitter als Eingangstür von Albert Siegert, neues Geländer, finanziert von der Sparkasse Bad Salzuflen) und im August 1999 wiedereröffnet.

Doch bereits im Jahr 2002 begann die Fassade zu bröckeln, und Mitte 2003 wurde der Bismarckturm wegen Einsturzgefahr für Besucher gesperrt. In der zweiten Hälfte des Jahres 2004 wurde der Turm für 60.000 EURO saniert. Die Wiedereröffnung fand am 11.01.2005 statt.

Das ovale Fenster in der Nische wurde ersetzt, die Lichtschlitze wurden von innen mit Plexiglas gegen Eindringen von Feuchtigkeit geschützt.


Öffnungszeiten (Stand: August 2024)
Über den Gastwirt des Berggasthofes Hollenstein (Mo., Di. und Mi. Ruhetag) nahe des Bismarckturmes ist der Schlüssel zu den Öffnungszeiten entleihbar.


Links

Google Maps

Koordinaten und Kartenmaterial

Luftbilder auf fotodrachen.de

Berggasthof Hollenstein (Öffnungszeiten)


Quellen

- Seele, Sieglinde, Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-TURM von SCHÖTMAR / BAD SALZUFLEN (Nordrhein-Westfalen)
- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 344
- Zeitschrift des Bismarck-Bundes: 5. Jahrgang 1907 (Beilage: „Die Bismarck-Feuersäule“)
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 30 "Bismarck-Feuersäule bei Schötmar-Salzuflen", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Ehrhardt, Max: Bismarck im Denkmal des In- und Auslandes, Thüringische Verlags-Anstalt Eisenach-Leipzig, 1903, Nr. 95: "Der Bismarck-Turm auf dem Vierenberge bei Schötmar“

- Instruktion für den Wärter des Bismarckturmes auf dem Vierenberge; Komitee zur Errichtung des Bismarckturmes vom 13.05.1902
- Göke, Robert: „Für den „eisernen“ Kanzler ein Denkmal aus Stein“, Heimatland Lippe -Zeitschrift des Lippischen Heimatbundes und des Landesverbandes Lippe, 93. Jahrgang; Nr. 1 (Januar 2000), S. 7-11
- Wünsche, Christian (Bad Salzuflen), Infos und Fotos über die Sanierungsarbeiten 2000 – 2006 auf privater Website, Homepage seit 2008 offline)

- Heimatfreunde Wüsten: "Der Bismarckturm - Nicht nur Wüstener Wahrzeichen", auf Website www.heimatfreunde-wuesten.de (offline, Abruf am 19.07.2007)

- Hannoverscher Courier: Nr. 22429 vom 01.03.1900

- Allgemeiner Anzeiger Salzuflen, Schötmar und Oerlinghausen: 24.07.1900; 31.07.1900; 16.10.1900

- Westfälische Zeitung: 04.11.1899; 30.01.1900; 23.02.1900; 16.03.1900; 24.07.1900; 28.07.1900; 14.08.1900

- Bielefelder General-Anzeiger: 15.10.1900; 27.03.1901; 10.08.1901

- Bünder Tagesblatt: 21.04.1902

- Lz-online.de: "Schlechte Aussichten für den Bismarckturm" vom 20.09.2003

- Turm-Maße: Jörg Bielefeld (10.02.2011), ohne Gewähr


Fotograf

- Jörg Bielefeld, Leverkusen (2000, Mai 2001, September 2002 und Februar 2011)

- Lars Lenzner, Hückeswagen (2006)

- Ralph Männchen, Dresden (Juni 2020)

- Lukas Ruge, Lübeck (August 2021)

Übersichtskarte Standort Bismarckturm

Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.

Bildergalerie Bismarckturm Bad Salzuflen

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Bad Salzuflen 1914

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Bad Salzuflen 1905

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Bad Salzuflen undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Bad Salzuflen um 1960

Foto Bismarckturm Bad Salzuflen 1936

Foto Bismarckturm Bad Salzuflen 1966

Foto Bismarckturm Bad Salzuflen 2006

Foto Eingangsportal Bismarckturm Bad Salzuflen 2006

Foto Bismarckturm Bad Salzuflen 2000

Foto Bismarckturm Bad Salzuflen Mai 2001

Foto Bismarckturm Bad Salzuflen September 2002

Foto Bismarckturm Bad Salzuflen Februar 2011

Foto Bismarckturm Bad Salzuflen Februar 2011

Foto Bismarckturm Bad Salzuflen Plattform Juni 2020

Foto Bismarckturm Bad Salzuflen Tafel Juni 2020

Foto Bismarckturm Bad Salzuflen August 2021

Foto Bismarckturm Bad Salzuflen August 2021

Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen

Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)

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