Stiftung mit elektrischer "Feuerschale"
Der Bismarckturm in Mülheim an der Ruhr
Vorbemerkung
Der auf dem Kahlenberg (76 m über NN) in Mülheim an der Ruhr errichtete Bismarckturm war der einzige, der nach Fertigstellung zwecks Befeuerung mit einem „elektrischen Beleuchtungskörper“ versehen worden war. Nach Protesten ein Jahr nach der Einweihung wurden die elektrischen Bogenlampen gegen eine Feuerschale ausgetauscht.
Bauplanung
1900-1904
Dem Aufruf der deutschen Studentenschaft zur Errichtung von Bismarcksäulen folgten auch die Mülheimer Bürger. Bereits am 22.02.1899 wurde in der Stadtverordneten-Sitzung über den Bau einer Bismarcksäule nach Anregung der deutschen Studentenschaft diskutiert. Am 03. März 1899 beschloss die heimische Ortsgruppe des Alldeutschen Verbandes, in Mülheim eine Bismarcksäule auf einer Anhöhe zu errichten. Bereits im April 1899 war ein aus "84 Herren" bestehendes Komitee zu diesem Zweck gegründet worden, welches am 14.04.1899 im Kaisersaal tagte. Bei dieser Versammlung wurde ein geschäftsführender Ausschuss aus 21 Personen gebildet, welcher die weiteren Maßnahmen treffen sollte. Als Vorsitzender dieses Ausschusses wurde in Abwesenheit Gerhard Küchen, als stellvertretender Vorsitzender Amtsrichter Oertmann gewählt.
In der ersten Sitzung des geschäftsführenden Ausschusses am 02.05.1899 wurde beschlossen, den Verschönerungsverein um die Erlaubnis zu bitten, die geplante Säule auf dem Kahlenberg errichten zu können. Zudem soll Spendensammlungen über Vertrauensmänner durchgeführt werden. Bezüglich des zu wählenden Entwurfes wollte der Ausschuss die Vorstellung der preisgekrönten Entwürfe des Wettbewerbs der deutschen Studentenschaft abwarten. Am 17.05.1899 erschien in der Rhein- und Ruhrzeitung der Aufruf zur Errichtung einer Bismarcksäule in Mülheim, in dem zu Spenden aufgerufen wurde.
Von den für den Bau veranschlagten 25.000 Mark konnten jedoch bis zum 07.10.1902 nur 10.775,71 Mark an Spenden von den Mülheimer Bürgern gesammelt werden. Zur Erlangung weiterer Spenden wurde am 30. November 1902 im Kirchholteschen Saale eine große Versammlung durchgeführt, bei der u.a. durch Bismarck-Vorträge so viele Spenden gewonnen werden sollten, damit am 01.04.1903 der Grundstein der Bismarcksäule auf dem Kahlenberg gelegt werden kann.
Im Mai 1903 spendete der praktische Arzt Dr. Hermann Leonhard (*1835-†1905) das Grundstück auf dem Kahlenberg zum Bau der Bismarcksäule.
1905-1906
Zunächst ruhte das Projekt aufgrund ausbleibender Spenden, bis Margarethe Leonhard (geb. Stinnes, ehemalige Mülheimerin) im Februar 1906, kurz nach dem Tod ihres Mannes Dr. Hermann Leonhard, die noch fehlende Bausumme für den Turm stiftete. Die Baukosten ohne Grundstück betrugen 59.620,68 Mark. Für später wurden weitere ca. 15.000 Mark für eine Bismarckbüste im sowie zwei Feueraltäre vor dem Turm benötigt.
Das Ehepaar Leonhard hatte nach dem Tod ihrer Tochter im Jahr 1903 ihr Vermögen in Stiftungen eingebracht und finanzierte damit u.a. mehrere Bauwerke in Mülheim (z.B. Augenheilanstalt am Hingsberg, Lesesaal und Stadtbücherei).
Nach dem Tod von Dr. Hermann Leonhard im Jahr 1905 wurde sein Neffe, Kommerzienrat Dr. Gerhard Küchen, dem Vorsitzenden des geschäftsführenden Ausschusses seit 1899, mit der Fortführung des Turm-Projektes beauftragt.
Bis Frühjahr 1906 waren die von der Witwe genehmigten Baupläne von der Stadtbauverwaltung ausgearbeitet worden. Im Jahr 1907 bewilligten die Stadtverordneten 26.000 Mark für die Erschließung des Kahlenbergs, auf dem der Bismarckturm mit Anlagen errichtet werden sollte. Der Entwurf des Turmes stammte vom Beigeordneten, dem Baudezernenten Carl Linnemann aus Mülheim.
1907-1908
Am 01.04.1908 wurden alle vormaligen Spender zu einer Versammlung im Parkhotel eingeladen. Die 22 Herren, u.a. Amtsgerichtsrat Oertmann, Pfarrer Dr. Richter und O.H. Denkhaus bildeten ab sofort den „Ausschuss Bismarcksäule“ unter Vorsitz von Dr. Gerhard Küchen, welcher in einer weiteren Versammlung die Verwendung der bisher gesammelten Spendengelder bestimmen sollte. Die endgültige Entscheidung wurde vertagt.
Ursprünglich war die Grundsteinlegung auf den 01.04.1908 terminiert worden, wurde aber nun auf den Do., 30.07.1908 (10. Todestag Bismarcks) verlegt. Letztendlich wurde der Grundstein erst nach Intervention des Oberbürgermeisters, der Rücksicht auf die beteiligten Vereine nahm, am darauffolgenden Sonntag (02.08.1908) gelegt. Dr. Gerhard Küchen hatte – nach Überprüfung der Fernsicht mit Oberbürgermeister Dr. Lembke auf einer ausgezogenen Feuerwehrleiter - den idealen Standort des Turmes auf dem Kahlenberg (Gem. Holthausen, Flur 14, Parzelle 72) ausgewählt.
Bauherr des Turmes war die Stadt Mülheim.
Bauarbeiten
Der Bau des Turmes als Eisenbetonmauerwerk wurde von der Fa. Rudolphi aus Mülheim ausgeführt.
Als Baumaterial verwendete man Ruhrsandstein. Für die Tür- und Fensterumrahmungen, die Eckquadern und das Gesims wurde, um diese optisch hervorzuheben, blaugraue Niedermendiger Basaltlava verwendet. Das Bauwerk wurde mit insgesamt 325 m² Ruhrkohlensandstein verkleidet.
Die wichtigsten beteiligten Firmen (inkl. Kosten)
Fa. C. Rudolphi (Erd- und Maurerarbeiten) 28.383,94 Mark
D. Zervas Söhne, Köln (Werksteine und Basalt, Tagelohnarbeiten) 19.732,97 Mark
Arnold Künne, Berlin (Herstellung des Reichsadlers) 1.250,00 Mark
Heinr. Möller (Lieferung eiserne Laterne, Schlüssel) 184,50 Mark
Heidtmann ltd. (Schlosserarbeiten Fenster, Gitter pp.) 798,05 Mark
Er. Biesgen, Broich (Schlosserarbeiten Treppengeländer pp.) 1.172,20 Mark
Heinr. Volkenborn (Schreinerarbeiten) 878,38 Mark
Heinr. Helmich (Anstreicharbeiten) 92,64 Mark
Petzold & Döhnen (Glaserarbeiten) 274,87 Mark
Techniker H. Oehler (Bauaufsicht) 680,00 Mark
Städtisches Elektrizitätswerk (elektr. Beleuchtungsanlage) 1.300,00 Mark
Karl Schneider (Blitzableiteranlage) 137,73 Mark
Städtisches Wasserwerk (Wasserleitungsanlage) 283,40 Mark
H. Mülders (Erdarbeiten) 919,62 Mark
Die feierliche
Grundsteinlegung wurde am 02.08.1908 um 15:30 Uhr im Rahmen einer „nationalen Gedenkfeier“ durchgeführt. Neben der Kriegerkameradschaft nahmen alle patriotischen Vereine Mülheims an der Grundsteinlegung teil. Ein Telegramm von Frau Dr. Leonhardt wurde in den Grundstein eingefügt. An dem anschließenden Fest-Bankett im Kahlenberg-Restaurant nahmen 1.500 Personen teil.
Der Rohbau des Turmes war am 01. Februar 1909 fertiggestellt. Eine Probebeleuchtung am 26.03.1909 verlief erfolgreich.
Turmbeschreibung
Der 27,50 m hohe Bismarckturm als Aussichtsturm mit (ehemals) elektrischer Befeuerungsvorrichtung hat einen quadratischen Grundriss (9,20 m x 9,20 m) mit einem rückseitigen, östlich gelegenen Rechteckanbau (7,20 m x 2,50 m). Der Turm verjüngt sich bis zum Rundbogenfries in 19 m Höhe in leicht konkaver Kurve auf 5,60 m x 5,60 m.
Der Turmeingang im Westen ist über eine steinerne Treppe mit fünf Stufen erreichbar. Das 1,60 m x 2,80 m hohe Eingangsportal liegt 0,90 m über dem Terrain. Das Portal ist gerahmt und ist mit einem Basaltgiebel gekrönt.
Durch das Portal gelangt man in die kreuzgewölbte Gedächtnishalle. Der quadratische Raum (5,80 m x 5,80 m) verfügt in den Ecken über Rundpfeiler mit Würfelkapitellen. Über die im Anbau gelegene Treppe ist das 1. OG erreichbar. Die Treppe mit insgesamt 96 Stufen verläuft ab dem 1. OG im Turmschaft, über die man den Aussichtsumgang in der 6. Etage (in 21,40 m Höhe) erreichen kann.
Auf dem Anbau in der 2. Etage ist eine Terrasse mit Zinnenbrüstung und Rundbogenfries, auf der Vorderseite des Turmes ist in gleicher Höhe ein 1,20 m x 2,70 m großer Rednerbalkon angelegt.
In Höhe von 5,70 m ist ein 1,30 m hohes Gesims vorhanden, welches das Erdgeschoss vom 1. Obergeschoss abtrennt.
Im Erdgeschoss sowie im 2. Obergeschoss sind seitlich basaltgerahmte Zwillingsfenster eingelassen. Im 4. Obergeschoss sind auf jeder Seite rundbogige Zwillingsfenster vorhanden, die basaltgerahmt sind und hervorgehobene Kämpfer- und Schlusssteine besitzen.
Die Aussichtsetage kragt über den Rundbogenfries aus (6,80 m x 6,80 m). Die Zinnenbrüstung ist - wie die untere Terrasse - mit abgeschrägten Deckplatten aus Basaltwerkstein versehen. Auf dem laternenförmigen Aufsatz mit quadratischem Grundriss (4 m x 4 m) wurde auf dem dreistufigen Abschluss eine 1,50 m hohe elektrische Beleuchtungsanlage angebracht (Gesamthöhe des Turmes mit elektrischer Beleuchtungsanlage: 29 m).
Auf der Westseite in Höhe des 3. Obergeschosses wurde ein Reichsadlerrelief (2,25 m x 3,25 m), gefertigt von Bildhauer Arnold Künne aus Berlin, angebracht. Arnold Künne fertigte zudem eine 2,50 m hohe Bismarckbüste aus Muschelkalkstein, welche am 09.12.1910 in der Gedächtnishalle auf einem viereckigen Postament aufgestellt wurde.
10,50 m vor dem Turm wurden im Jahr 1911 zwei Feueraltäre (5 m x 3 m groß, aus Sandsteinblöcken gefertigt) im Abstand von 25 Metern aufgestellt.
Eine Besonderheit dieses Turmes ist der ursprüngliche Verzicht auf eine Feuerschale zugunsten einer elektrischen Beleuchtungsanlage in Form von acht Bogenlampen.
Turmgeschichte
1909
Die feierliche
Einweihung des Turmes fand unter großer Beteiligung der Bevölkerung, der Mülheimer Vereine sowie der der Spitzen der Militär- und Zivil-Behörden, am 01.04.1909 statt. Um 18:30 Uhr trafen sich "die Vereinigung der Vereine zur Abhaltung patriotischer Festlichkeiten und die Vereine der Kriegerkameradschaft des Kreises Mülheim (Ruhr)" auf dem Rathausmarkt, um von dort "im geschlossenen Zug" zum Bismarckturm zu marschieren.
Baudezernent und Beigeordneter Linnemann hielt eine Ansprache und übergab Dr. Gerhard Küchen den Turmschlüssel. Dieser wiederum, als Vorsitzender des „Ausschusses Bismarcksäule“, überreichte Oberbürgermeister Dr. Lembke den Schlüssel mit der Bitte um Schutz des Turmes durch die Stadt. Der Oberbürgermeister übernahm das Bauwerk anschließend. Die Festrede hielt Privatdozent Dr. Herrmann aus Bonn.
Nach gemeinsamem Gesang, Zapfenstreich und Gebet wurde die elektrische Beleuchtungsanlage, acht große Bogenlampen mit der Helligkeit von 40.000 Kerzen [veraltete Einheit der Lichtstärke] in Betrieb genommen, zudem wurde ein Feuer am Fuße des Turmes entzündet [die Feueraltäre wurden erst später errichtet, s.u.]. Anschließend fanden für die beteiligten Zivilvereine (insgesamt 300 Personen) ein Festbankett im Kirchholteschen Saal statt.
An den Osterfeiertagen vom 09.-12.04.1909 wurde das Bauwerk von knapp 4.000 zahlenden Besuchern aufgesucht. Die Eintrittspreise betrugen 10 Pfennig für Erwachsene und 5 Pfennig für Kinder. Von den Einnahmen wurden der Turmwärter und die Pflege des Bauwerkes finanziert.
In der Lokalpresse gab es in den Wochen nach der Einweihung Proteste gegen die elektrische Beleuchtungsanlage. Vorteil von echten Flammen sei (so ein Patriot) "ihre Eigenbeweglichkeit, ihr Leben, und zwar ein Leben in den edelsten Linien und Formen und im herrlichsten Miteinander von heller und dunkler".
Im Juli 1909 war die ursprünglich gesammelte Summe für die seit 1899 geplante Bismarcksäule in Mülheim aufgrund der Verzinsung auf 16.187,20 Mark angewachsen. Die bisher gesammelten Spendengelder des "Ausschusses Bismarcksäule" wurden nach Anregung von Dr. Küchen in einer Besprechung für die Errichtung der zuvor schon geplanten „altdeutschen Feuerstätten“ und der Bismarckbüste in der Gedächtnishalle zu verwenden.
Im Oktober 1909 wurden die Zugangswege verbreitert und ein Zierplatz vor dem Turm geschaffen.
1910
Im März 1910 wurde die elektrischen Bogenlampen auf dem Turm entfernt und stattdessen eine eiserne Feuerschale aufgestellt, die erstmals am 01.04.1910 mittels eines Gemisches aus Benzin und Petroleum entzündet wurde. Die Feuerschale war nicht fest installiert und musste für jede Befeuerung neu aufgestellt werden.
Der Versuch, die elektrische Beleuchtungsanlage (Kosten: 1.300 Mark) an den Hersteller und Lieferanten (Städtische Gas- und Elektrizitätsversorgung Mülheim-Ruhr) zurückzugeben, scheiterte, da die Bogenlampen nur für diesen besonderen Zweck konzipiert waren und laut des Herstellers keinerlei andere Verwendung möglich war.
Am 01.04.1910 zeigte man sich mit der Flammen-Befeuerung des Turmes aufgrund der guten Fernwirkung sehr zufrieden.
Am So., 10. April 1910 wurde vom "Ausschuss Bismarcksäule" im Bismarckturm nach einem erfolgten Wettbewerb aus vier verschiedenen Bismarckbüsten-Modellen von drei Bildhauern (Ulfert Janssen aus München, Herr Müller aus Düsseldorf und Arnold Künne aus Berlin) das Modell von Bildhauer Künne ausgesucht. Die 2,50 m hohe Büste mit Postament war aus Muschelkalkstein gemeißelt.
Am 06.12.1910 traf die Bismarck-Büste beim "Ausschuss Bismarcksäule" ein und wurde in der Eingangshalle des Turmes aufgestellt. Mitglieder des Komitees führten eine Vorbesichtigung durch. Die Enthüllung der Büste war für den 18.01.1911 (40-Jahr-Feier des Deutschen Reichs) vorgesehen, der Termin wurde aber verschoben.
1911-1914
In einer Sitzung des Komitees am 02.03.1911 wurde endgültig beschlossen, die geplanten zwei Feueraltäre vor dem Turm zu errichten.
Die offizielle Einweihung der Bismarckbüste sowie der altgermanischen Feueraltäre erfolgte am 01.04.1911 um 20:15 Uhr.
Weitere Befeuerungen im Rahmen von Bismarck-Gedenkfeiern folgten am 31.03.1912 und am 01.04.1913, die vom "Ausschuss Bismarcksäule" sowie von der Ortsgruppe des Alldeutschen Verbandes organisiert worden waren. Am 20.10.1913 startete anlässlich der "Jahrhundertfeier in Mülheim (Ruhr)" ein Fackelzug mit 2.000 Fackelträgern vom Bismarckturm zum Kirchholteschen Saale. Eine weitere Befeuerung des Bauwerkes erfolgte am 01.04.1914.
1919-1929
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden am 05.02.1919 von der Sicherheitskompanie trotz Protestes des Oberbürgermeisters beim Arbeiter- und Soldatenrat u.a. im Bismarckturm Durchsuchungen nach Waffen vorgenommen. Es wurden keine Waffen im Bismarckturm gefunden.
Die Eintrittskosten betrugen im Jahr 1921 0,20 Mark für Kinder und 0,50 Mark für Erwachsene. Das Bauwerk, welches an ca. 30 Sonntagen im Jahr geöffnet worden ist, wurde in diesem Jahr von 5.212 Erwachsenen und 2.273 Kindern besucht (Einnahmen: 3.060,60 Mark). Die laufenden Kosten (Lohn Turmwärter, Instandhaltungskosten) betrugen 1921 insgesamt 2.259,09 Mark. Aus dem Jahr 1920 war ein Guthaben von 1.829,97 Mark vorhanden.
In der Eingangshalle machte sich das Durchschlagen der Feuchtigkeit auf Westseite des Turmes negativ bemerkbar. Mehrere durch Steinwurf zerstörte Fensterscheiben mussten zudem erneuert werden.
Im März 1922 wurde die "Mülheimer Jugendherbergswerbewoche" zwecks Gewinnung von Mitgliedern durchgeführt. Am 18.03.1922 fand abends ein Fackelzug von über 1.000 Jugendlichen zum Bismarckturm statt, wo bereits mehrere tausend Personen versammelt waren. Herr Schulze-Sölde aus Duisburg hielt hier die sogenannte "Feuerrede" am Bismarckturm, in welcher er "radikal politische Töne anschlug", die auf Widerspruch stießen. Aufgrund dessen traten Mitglieder aus dem Jugendherbergswerk aus.
Anfang August 1924 wurde die im März 1916 von der Mülheimer Jugendwehr gepflanzte Hindenburgeiche vor dem Turm zerstört. Im Oktober 1925 ließ der Nationalverband deutscher Offiziere im Rahmen eines Festzuges zum Bismarckturm eine neue Hindenburgeiche vor dem Turm pflanzen.
Im Juli 1926 fand eine Gedenkfeier mit ca. 1.000 Teilnehmern am Bismarckturm statt, auf der Pfarrer Haun aus Bonn Bismarck als "Helden des vaterländischen Gedankens" pries.
Im August 1926 kündigte das "Reichsbanner in Mülheim an der Ruhr" [Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold war ein politischer Wehrverband zum Schutz der demokratischen Republik aus Mitgliedern der SPD, des Zentrums und der DDP] für den 04.09.1926 einen Fackelzug zum Bismarckturm an, bei dem die "Fackeln in den Brandstätten zusammengelegt und die Grenzpfähle mit den Farben der deutschen Bundesstaaten verbrannt werden sollen." Oberbürgermeister Dr. Lembke verbot der Ortsgruppe des Reichsbanners die Benutzung des städtischen Grundstücks.
Am Sa., 29.06.1929 protestierte der Kreiskriegerverband Mülheim am Bismarckturm gegen die "Kriegsschuldlüge".
1930-1960
Am 24.03.1933 wurde bei einer Inspektion des Turmes festgestellt, dass die obere Plattform und der Balkon abgedichtet werden mussten. Zudem sollten Wand- und Deckenflächen im Erdgeschoss gestrichen und zwei Feuerpfannen aus 3 mm starkem Kupfer erworben und installiert werden (Gesamtkosten: 905 Reichsmark). Der Beirat der Leonhard-Stiftung stellte am 25.04.1933 insgesamt 1.300 Reichsmark für die Instandhaltung des Turmes zur Verfügung.
Während des Zweiten Weltkrieges war ein Flakposten auf dem Turm stationiert. Die Feueraltäre wurden im Dritten Reich für Propagandafeiern zweckentfremdet.
Das Bauwerk wurde mehrfach im Krieg beschädigt. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Bismarckbüste zerstört (nach anderer Quelle lag die Büste im Jahr 1959 zerstört im Turminnern). Anfang der 1950er Jahre wurden die Feueraltäre abgetragen.
Nach dem Krieg nutzten die britischen Alliierten den Bismarckturm bis 1956 als Sendeturm. Der Turm wurde danach freigegeben und war zu dieser Zeit stark sanierungsbedürftig.
1961-1997
Die Sanierungskosten wurden im Jahr 1964 auf 100.000 DM geschätzt.
Als in den 1970er Jahren ein Investor auf dem Kahlenberg den Bau von Hochhäusern plante, sollte der Bismarckturm abgerissen werden. In einer Leserbefragung einer Mülheimer Zeitung sprachen sich jedoch 94 % der Leser für einen Erhalt des Bismarckturmes aus.
Bei einer in den Jahren 1979/1980 durchgeführten Sanierung wurde für 230.000 DM u.a. die Decken- und Wandflächen ausgebessert. Im Juli 1980 wurde der Bismarckturm wieder für Besucher freigegeben. Da ein Turmwärter von der Stadt nicht finanziert werden konnte, wurde das Bauwerk nur an wenigen Tagen im Jahr geöffnet.
1998-heute
Der Mülheimer Turm wurde nach weiteren Umbau- und Sanierungsmaßnahmen (Strom- und Wasserversorgung) seit dem 13.01.1998 als Ausstellungs- und Aktionsort mit regelmäßigen Veranstaltungen vom Künstler Jochen Leyendecker (†22.03.2024) geöffnet.
Am 01.04.2009 war der 100. Jahrestag der Bismarckturm-Einweihung, eine Jubiläumsfeier fand nicht statt.
Im Mai 2017 wurde dringender Sanierungsbedarf im Inneren des Turmes festgestellt. Die obere Etage und die Aussichtsplattform waren seitdem für Besucher gesperrt.
Im Sommer 2017 wurden weitere Schäden an der Außenfassade festgestellt (feuchtes Mauerwerk, Risse im Estrich, Korrosionsschäden in den Deckenträgern, Auswaschungen der Fugen u.a.). Eine genaue Schadensanalyse sollte aufgestellt werden. Im September 2017 wurde bekannt gegeben, dass die Stahlträger im Mauerwerk korrodiert waren und dass das Bauwerk nun regelmäßig von einem Statiker überprüft werden muss.
Im Januar 2018 wurde das Efeu am Turm entfernt.
Im Herbst 2023 startete der ehemalige Mülheimer Oberbürgermeister Hans-Georg Specht eine Rettungsaktion für den Bismarckturm.
Im August 2024 war das Bau-Grundstück abgesperrt, es waren keinerlei Sanierungs-Aktivitäten erkennbar.
Öffnungszeiten (Stand: Oktober 2024)
Der Turm ist weiterhin wegen Schäden und dringend notwendiger Sanierungsarbeiten geschlossen. Das Turm-Grundstück ist mit einem Bauzaun versperrt.
Links
Koordinaten und Kartenmaterial
Stadt Mülheim an der Ruhr (mit weiteren Fotos und Angaben zu den Ausstellungen)
Quellen
- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 279
- Seele, Sieglinde; Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-TURM von MÜLHEIM/RUHR
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 155 "Bismarck-Feuersäule bei Mülheim a. d. Ruhr", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Stadtarchiv Mülheim: Bismarckturm-Akte, Transkription der handschriftlichen Korrespondenz durch Sieglinde Seele, Mannheim
- Zeitschrift des Bismarck-Bundes: 3. Jahrgang 1905 (Nr. 5, S. 6); 4. Jahrgang 1906 (Nr. 4, S. 60; Nr. 7/8, S. 113), 5. Jahrgang 1907 (Nr. 3, S. 43; Nr. 5, S. 70; Nr. 7/8, S. 103); 6. Jahrgang 1908 (Nr. 4, S. 57; Nr. 7, S. 112; Nr. 9, S. 147), 7. Jahrgang 1909 (Nr. 5, S. 82/83; Nr. 9/10, S. 160); 9. Jahrgang 1911 (Nr. 1, S. 12; Nr. 7, S. 132), 11. Jahrgang 1913 (Nr. 1, S. 12)
- Kleinmanns, Joachim: Rheinische Aussichtstürme des 19. und 20. Jahrhunderts, Dissertation Aachen 1986, S. 278 (Nr. 86)
- Schreiber, Günther: "50 Jahre Bismarckturm" in Mülheimer Jahrbuch 1959, S. 106-107
- Oelschläger, Annina: Der Bismarckturm in Mülheim a.d. Ruhr - Entstehung - Geschichte - Gegenwart, Facharbeit Grundkurs Geschichte Jahrgangsstufe 12, Otto-Pankow-Schule Mülheim/Ruhr, Februar 2007
- Rhein- und Ruhrzeitung: 22.02.1899; 04.03.1899, 27.03.1899; 08.04.1899; 15.04.1899; 04.05.1899; 17.05.1899; 20.05.1899; 23.05.1899; 29.05.1899; 22.03.1900; 07.10.1902; 08.10.1902; 30.10.1902; 18.05.1903; 15.06.1904; 21.09.1904; 16.02.1906; 24.07.1906; 01.02.1907; 22.03.1907; 02.04.1908; 05.05.1908; 21.05.1908; 13.06.1908; 15.06.1908; 29.06.1908; 10.07.1908; 01.08.1908; 03.08.1908; 21.08.1908; 30.12.1908; 08.01.1909; 02.02.1909; 09.02.1909; 13.03.1909; 22.03.1909; 24.03.1909; 26.03.1909; 01.04.1909; 02.04.1909; 13.04.1909; 27.04.1909; 06.07.1909; 08.07.1909; 10.07.1909; 11.10.1909; 16.10.1909; 19.01.1910; 12.03.1910; 18.03.1910; 22.03.1910; 29.03.1910; 30.03.1910; 02.04.1910; 07.04.1910; 08.04.1910; 11.04.1910; 23.04.1910; 01.09.1910; 27.09.1910; 07.12.1910; 13.12.1910; 24.02.1911; 30.03.1911; 27.03.1912; 01.04.1912; 15.03.1913; 26.03.1913; 27.03.1913; 20.10.1913; 02.04.1914; 02.09.1914; 21.03.1922; 04.08.1924; 04.10.1925; 26.07.1926; 02.09.1926; 28.06.1929; 01.07.1929
- Rheinisch-Westfälische Zeitung: 27.06.1899; 02.04.1901
- General-Anzeiger für Duisburg, Ruhrort (ab 1906 zusätzlich Meiderich) und Umgegend: 01.09.1899; 14.12.1899; 09.10.1902; 27.07.1906; 04.02.1907; 03.04.1908; 08.04.1908; 04.08.1908; 27.03.1909; 03.04.1909; 09.12.1910; 03.03.1911
- Kölnische Zeitung: 05.07.1907; 05.08.1908; 05.11.1908; 03.04.1909; 13.07.1909; 21.08.1926
- Bielefelder Volkszeitung: 02.04.1909
- Aachener Anzeiger: 04.03.1911
- Benrather Zeitung: 06.02.1919
- Duisburger General-Anzeiger: 24.04.1922; 03.08.1925; 04.10.1925
- NRZ: 27.09.2001
- WAZ: 31.03.2009
Fotografen
- Lars Lenzner, Hückeswagen (August 2006)
- Jörg Bielefeld, Leverkusen (August 2007)
- Ralph Männchen, Dresden (Juni 2017)
- Richy Oelke, Kelkheim (April 2018)
- Stephan Weinholz, Halle (Saale) (August 2024)
Übersichtskarte Standort Bismarckturm
Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.
Bildergalerie Bismarckturm Mülheim an der Ruhr
Foto Bismarckturm Mülheim an der Ruhr 12.01.1929
Zeichnung Büste im Bismarckturm Mülheim an der Ruhr 1909
Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Mülheim an der Ruhr undatiert
Foto gesperrter Bismarckturm Mülheim an der Ruhr April 2018
Foto gesperrter Bismarckturm Mülheim an der Ruhr April 2018
Foto gesperrter Bismarckturm Mülheim an der Ruhr April 2018
Foto gesperrter Bismarckturm Mülheim an der Ruhr August 2024
Foto Portal gesperrter Bismarckturm Mülheim an der Ruhr August 2024
Foto Relief gesperrter Bismarckturm Mülheim an der Ruhr August 2024
Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen
Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (mit Erlaubnis des Fotografen)
Copyright ©
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(2001 - 2024)
Jörg Bielefeld, Leverkusen
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